Warum Gleitschneelawinen vermehrt zum Problem werden

Warum Gleitschneelawinen vermehrt zum Problem werden
Forscher vermuten, dass die schwer zu prognostizierenden Lawinen durch den Klimawandel gehäuft auftreten werden.

Das herrliche Winterwetter, mit dem die Salzburger Semesterferienwoche zu Ende geht, trügt. Immer noch haben mehrere Gemeinden mit den folgenschweren Auswirkungen der heftigen Schneefälle von Anfang Jänner zu kämpfen. Besonders betroffen sind aktuell die Gemeinde Muhr im Lungau und die Zinkenlifte am Dürrnberg bei Hallein.

In beiden Fällen sorgten Gleitschneelawinen für Probleme. Im Lungau ist der Ortsteil Hintermuhr mit 25 Häusern und 70 Bewohnern seit Sonntag von der Außenwelt abgeschnitten. Am heutigen Freitag soll die von einer Lawine verschüttete Gemeindestraße erstmals zeitweise wieder befahrbar sein.

Ebenfalls seit Sonntag ist am Dürrnberg der Sessellift, der wichtigste der Zinkenlifte, wegen einer Gleitschneelawine, die rund um eine Liftstütze abging, gesperrt. Am Donnerstag wurde die Statik der Liftstütze neuerlich überprüft – wann der Lift wieder starten kann, ist offen.

Warum Gleitschneelawinen vermehrt zum Problem werden

Anriss einer Gleitschneelawine.

Wiederkehrendes Problem

Gleitschneelawinen, bei denen die gesamte Schneeauflage eines Hanges entlang einer Kante abbricht und abrutscht, treten heuer verstärkt auf. Erst Mitte Jänner hatte eine Gleitschneelawine in der Tennengauer Gemeinde Abtenau mehrere Häuser bedroht.

„Diese Gleitschneewinter sind nicht jährlich“, sagt Peter Höller vom Institut für Naturgefahren am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Sie würden in etwa alle zehn Jahre auftreten. „Wir vermuten relativ stark, dass sie auftreten, wenn es einen langen warmen Herbst und dann plötzlich relativ viel Neuschnee gibt“, erklärt Höller.

Straßensperre wegen Lawine

Zunahme möglich

Wissenschaftlich erwiesen sei diese Erkenntnis aber noch nicht. „Der Boden ist dann sehr warm, es schneit heftig drauf, der Boden gibt die Wärme aber noch ab. Dann fängt es an anzuschmelzen, es bildet sich ein dünner Wasserfilm zwischen Boden und Schnee, und der Schnee kommt ins Rutschen“, sagt der Forscher.

Das BFW hat am Wildkogel bei Bramberg ein eigenes Messfeld zum Thema Gleitschneelawinen. Ob dieses Phänomen im Zuge des Klimawandels vermehrt auftritt, ist noch nicht erwiesen. Dieser Schluss liegt aber nahe. „Es gibt die Vermutung, dass solche Dinge vermehrt passieren, wenn die Temperaturen zukünftig ansteigen“, erklärt Höller. Auch die These, dass Wetterereignisse in Zukunft extremer ausfallen, im Winter also in kurzer Zeit viel Schnee fällt, unterstützt diese Vermutung.

Gefährliche Spezies

Das Gute an Gleitschneelawinen ist, dass sie leicht zu erkennen sind. Risse im Schnee, sogenannte Fischmäuler, sind auch für Laien erkennbar. Aber nicht einmal Experten können prognostizieren, wann die Lawine abgeht. „Es gibt Mäuler, die gehen gleich einmal ab, andere brauchen Stunden, Tage, Wochen, wieder andere gehen gar nicht ab“, sagt Peter Höller vom BFW.

Dazu ist es anders als bei Staublawinen auch nicht möglich, sie mit Sprengstoff abzusprengen. Ein wichtiger Rat: Wer Fischmäuler im Schneehang entdeckt, sollte den Bereich darunter dringend meiden.

Kommentare