Warum ein Fallschirmspringer auf der Reichsbrücke landete

Sportlicher Kurzfilm. Ein Wiener sprang aus Thomas Morgensterns Helikopter

Ungewohnt ist das Bild der völlig leer gefegten sechsspurigen Reichsbrücke am Freitagvormittag in Wien. Unter den Füßen rattert die U1. Über den Köpfen kreist der Helikopter von Olympiasieger Thomas Morgenstern.

Die Seitentür des Helis geht auf. Sein Passagier Matthias Stelzmüller ist bereit. Bereit, aus 4.000 Meter Höhe mit Inlineskates an den Füßen und einem Fallschirm auf dem Rücken hinauszuspringen. Ziel ist es, auf der Reichsbrücke zu landen, den Fallschirm abzuwerfen und in die Innenstadt zu skaten.

Den Sturzflug mit 300 km/h Höchstgeschwindigkeit filmt ein Videospringer. Nach einer Minute geht der Fallschirm auf und kreist seinem Ziel entgegen. Eine Filmcrew wartet am Boden mit weiteren Kameras und Drohnen auf ihren Einsatz.

„Von 4.000 Metern auf Wien runterzuschauen, ist unfassbar geil! Die Brücke schaut im Anflug deutlich enger aus, als man denkt – vor allem mit den Laternen“, sagt Matthias Stelzmüller später im Interview. Die Landung bei 60 km/h war „butterweich“, der Stunt so perfekt wie das herrliche Wetter an diesem Herbsttag.

„Wir hatten keinen Wind, es war alles kein Problem.“ Die größte Herausforderung neben den Genehmigungen war „das Springen mit den Inlineskates – der Luftwiderstand ist ganz anders“, sagt der 31-Jährige.

Skate the World

Warum man das macht? – „Warum nicht?!“, erwidert der ausgebildete Pilot und ehemalige Profi im Short-Track-Eisschnelllauf. Nach zehn Jahren im Leistungssport, 15 Staatsmeistertiteln und Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften, startete er sein Projekt Skate the World. Vor vier Jahren begann er dafür sogar mit dem Fallschirmspringen.

„Ich schau’ mir am liebsten Städte und Länder auf Inlineskates an. Jetzt wollte ich einmal meine Heimatstadt herzeigen.“ Seit acht Jahren bereist er die Welt auf seinen Inlineskates und berichtet in Zeitschriften, online und im TV von seinen Erlebnissen aus mehr als 45 Ländern.

„Die Inlineskates sind ein richtiger Barrierenbrecher. In Ländern, die besonders exotisch sind, bin ich mit den Inlineskates das Exotischste. Man wird sofort angesprochen, in ein Hinterzimmer eingeladen und erfährt coole Sachen, die man sonst nicht mitkriegen würde.“

In den nächsten Tagen wird noch ein sportlicher Kurzfilm über Wien gedreht, in dem Matthias Stelzmüller quer durch die Stadt skatet. Ziel ist die Staatsoper, wo er hoffentlich rechtzeitig zu seinem Date mit den Tickets erscheint. „Wenn das im Kasten ist, werde ich in den Iran fliegen und dort die Straßen unsicher machen.“

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