Warten auf Naturschnee: "Große Nervosität, die bleiben wird"

Bild aus dem November: In Saalbach rettete der Kunstschnee den Saisonstart
Seilbahner beruhigen sich mit einer Studie, wonach Schneemenge und Temperaturen stark schwanken.

Während östlich des Tennengebirges teils beträchtliche Schneemengen gefallen sind, lässt im Westen wie schon in den vergangenen Jahren der Winter weiter auf sich warten. Dort hat es die Landschaft bestenfalls etwas "angezuckert". Von einem neuerlichen "extremen Ausnahmejahr" spricht Willi Leitinger. Er ist Geschäftsführer der Almenwelt Lofer, einem kleinen Skigebiet im Salzburger Pinzgau. Kunstschnee sichert hier wie vielerorts den Betrieb.

Strittig ist aber unter Seilbahnern und Klimaforschern, ob die vergangenen Winter tatsächlich Ausnahmen sind – oder ob man sich daran gewöhnen muss. Von medial verbreiteten "Horrorszenarien" und "schlechter Stimmungsmache für die Branche" sprach zuletzt etwa Hannes Parth, Vorstand der Silvretta Seilbahn AG.

Deshalb hat Willi Leitinger eine Studie zum Winterwetter in seinem Skigebiet in Auftrag gegeben. "Im Wesentlichen ist herausgekommen, dass die Temperaturen und Schneehöhen am Berg über die letzten Jahre hinweg schwankten. Im Schnitt betrachtet, ist es aber eine zufriedenstellende Basis. Es gibt kein Alarmsignal", meint Leitinger. In den vergangenen 30 Jahren seien die Temperaturen am Berg im Mittel sogar rückläufig gewesen.

"Wir wollten das wissen, weil die Gäste und die Vermieter oft orientierungslos sind und sich die Frage stellen, ob das eine Zukunft hat." Auch die Banken würden die Kreditvergabe für große Investitionen zunehmend kritisch hinterfragen.

Die Auswertung basiert auf Messreihen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) und des Lawinenwarndienstes. Angefertigt hat die Studie der Tiroler Skitourismus-Forscher Günther Aigner.

Kein Schnee: "Zufall"

"In den Gebieten, in denen man Ski fährt, haben sich die Schneemengen nicht signifikant verändert. Wir lassen uns immer von aktuellen Ereignissen leiten", meint Aigner. Er begründet die späten Wintereinbrüche der vergangenen Jahre mit dem Zufall. "Dieses wilde Auf und Ab ist bei uns statistisch normal. In den Nordstaulagen gibt es Winter, die Totalausfällen gleichen und Winter, die sehr schneereich sind."

Warten auf Naturschnee: "Große Nervosität, die bleiben wird"
Günther Aigner erforscht die Zukunft des Skisports
Aigner ist sich sicher: Es wird auch in Zukunft frühe Wintereinbrüche mit großen Schneemengen geben. Verantwortlich dafür sei aber die Großwetterlage, die eben in den vergangenen Jahren ungünstig gewesen sei. Dennoch beobachtet Aigner Unruhe in der Tourismusbranche. "Es ist große Nervosität da – und die wird auch bleiben."

Wenig zur Beruhigung dürften die Szenarien der Klimaforscher beitragen. Zamg-Experte Alexander Orlik bestätigt zwar, dass die Winter-Temperaturen in den Gipfelregionen rückläufig gewesen seien. Aber: "Die sechs wärmsten Winter traten aber in diesen 30 Jahren auf", sagt Orlik.

Künftig sei von einer Abnahme der Tage mit geschlossener Schneedecke auszugehen, sagt Orlik unter Verweis auf einen Klimabericht aus dem Jahr 2014. "Zwischen 1000 und 2000 Metern ist mit den größten Auswirkungen zu rechnen. Man geht davon aus, dass zwischen 2021 und 2050 die Schneedecken-Tage von Dezember bis Februar um etwa 30 Tage abnehmen werden." Unmittelbare Gefahr für den Skisport sieht er in den kommenden Jahrzehnten aber nicht. Genaue Prognosen seien in den Alpen nur schwer zu treffen.

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