Wahnsinnsflug QS1125: Zwei Stunden mit nur einem Triebwerk
In der Luftfahrtbranche sprechen alle nur mehr von „Wahnsinn“ und „Irrsinn“. Ein tschechischer Billigflieger flog fast zwei Stunden lang mit nur mehr einem Triebwerk von Griechenland über den Balkan und Österreich und landete dann in Prag. Der gesamte Vorfall wurde erst durch ein Flug-Fachmagazin bekannt.
Flug QS1125 der Fluglinie „Smartwings“ startete am Donnerstag vor einer Woche in Samos-Aristachos. Als Pilot war dem Vernehmen nach der Chefpilot der Airline eingeteilt. Als er Reiseflughöhe erreichte, schaltete sich offenbar die linke Turbine spontan von selbst aus. Der Jet sank um rund ein Drittel der Flughöhe auf etwa 8.000 m, dabei soll der Pilot zwei Mal versucht haben das Triebwerk erneut zu starten – allerdings vergeblich. Wie weit die 170 Insassen der Boeing 737-800 etwas davon mitbekamen, ist derzeit noch unklar.
Der Pilot, der 21.000 Flugstunden Erfahrung haben soll, hätte in dieser Situation den nächsten Flughafen ansteuern müssen. Das besagen alle internationalen Luftfahrtregelen und so lauten auch die Vorgaben des Herstellers.
Weiterflug trotz Problems
Der Pilot entschied jedoch, seinen Flug nach Prag fortzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch über zwei Stunden bis zur Landung. Entgegen anderslautenden Meldungen dürfte die Crew den Fluglotsen nicht einmal ein kleines technische Problem gemeldet haben. „Wir wurden nicht informiert über Probleme und hatten auch keine Kenntnisse, warum diese Flughöhe von Ungarn kommend gewählt wurde“, sagt Markus Pohanka von der Austro-Control.
Der Jet flog offenbar auf 8000 Metern weiter. Diese Flughöhe ist ungewöhnlich, weil in größeren Höhen mehr Treibstoff gespart werden kann; allerdings dürfte dies ein oder zwei Mal pro Tag vorkommen. Der Flieger landete schließlich sicher in Prag und wurde dort repariert. Danach wurde die Boeing 737 wieder eingesetzt und offenbar auch einige Aufzeichnungen überschrieben.
Erst ein ungarischer Leser eines Fachmagazins meldete den ungewöhnlichen Vorfall. Vier Tage später leitete die tschechische Luftfahrtbehörde eine nähere Untersuchung des Vorfalls ein. Die Austro-Control hat bereits ihre Unterstützung zugesichert.
Der Vorfall erinnert an eine Notlandung in Wien-Schwechat im Jahr 2000. Bei dem Airbus konnte das Fahrwerk nicht mehr eingefahren werden, der Pilot wollte dennoch von Kreta bis nach Hannover. Doch ihm ging 22 Kilometer vor Wien der Sprit aus, der Jet musste schließlich neben der Landebahn im Gras eine Bruchlandung hinlegen. 26 Personen wurden leicht verletzt.
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