"Vorrang für Kinder": Übung macht den Meister
43,3 Prozent der Schulkinder müssen mindestens einen gefährlichen Straßenabschnitt im Orts- oder Stadtgebiet auf dem Weg zur Schule passieren. 16,5 Prozent gehen sogar auf einer Straße ohne Gehsteig. Das ergab eine ÖAMTC-Umfrage unter 5500 Eltern. Zwei Kinder wurden im Vorjahr auf dem Weg zur Schule bei tragischen Unfällen getötet, 517 zum Teil schwerst verletzt.
"In den ersten drei Schultagen gab es in Wien keinen nennenswerten Unfall auf dem Schulweg. Das spricht für alle am Straßenverkehr Beteiligten", sagt Oberst Josef Binder, Chef der Verkehrsabteilung.
Jede Menge Fallen
Damit die Bilanz weiter so positiv bleibt, empfehlen Experten auch nach dem Start des Unterrichtsjahres den Weg in die Schule mit den Kindern zu trainieren.
Der KURIER begleitet Lisa Frühbauer mit ihrer Tochter Leni 20 Minuten lang durch Wien-Leopoldstadt. Auch der Schulweg der aufgeregten Taferlklasslerin zeigt so seine Herausforderungen und Fallen.
Das erste Problem präsentiert sich bereits am Gehweg vor dem Wohnsitz. Leni ist zwischen den Autos für Lenker in der Darwingasse nicht sichtbar. Vor dem Queren der Straße ist Vorsicht geboten. Aber auch bei geregelten Kreuzungen lauern Fallen. "Vor allem die Kreuzung Heine- und Taborstraße hat es in sich. Hier kreuzen Links- und Rechtsabbieger den Schutzweg. Noch rechnet mein Kind nicht mit Autos, wenn die Ampel für sie auf Grün steht", sagt die Mama, und empfiehlt ihrer Tochter den Kopf zu drehen und auch über die Schulter nach hinten zu schauen.
Schuleingang
Die nächste Hürde liegt vor der Schule. Denn Lenis Weg endet direkt gegenüber des Schuleingangs. Sie muss die Straße queren, um in das Gebäude zu kommen. Experten empfehlen, das Finale des Weges auf die Gehsteig-Seite des Schultores zu verlegen. Denn spontanes Loslaufen, zu Klassenkameraden und Freunden, bleibt dann ohne böse Folgen.
Kurz vor dem Schuleingang stellt Frau Frühbauer fest: "Ich werde Leni sicher täglich bis zur dritten Klasse in die Schule begleiten. Sie muss völlig sicher werden." Daraufhin lächelt die Tochter und sagt bestimmt: "In die Klasse gehe ich aber schon alleine."
Tempo 30 vor Schulen
Parallel zum Ferienende wurde wieder die Diskussion um Tempo 30 vor Schulen laut. "Der ARBÖ würde diese generelle Tempo-Bremse begrüßen.Zum Glück besteht vor Schulen im urbanen Bereich teilweise bereits Tempo 30", erklärt Sprecher Sebastian Obrecht. Betreffend der geforderten Begegnungszonen vor Schulen ist der ARBÖ skeptisch: "Es gäbe dort viel Gedränge durch die Pkw der Eltern. Und die Kinder könnten die Zone mit einer Spielstraße verwechseln. Es genügt, wenn Lenker konzentriert und defensiv fahren."
Appell an Eltern und Lehrer: Halsen Sie den Kindern keine zu schwere Schultasche auf.
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