Vorarlberg: Schwarze Dominanz in Gemeindestuben am Prüfstand
301.572 Wahlberechtigte gibt es beim heutigen Wahlgang in Vorarlberg. 51.739 von ihnen haben sich eine Wahlkarte ausstellen lassen. Gegenüber dem ursprünglichen und wegene der Corona-Pandemie abgesagten Wahltermin (15. März) bedeutete das eine Steigerung um 75 Prozent. Das Infektionsgeschehen im Ländle dürfte die größte Triebkraft hinter dieser Entwicklung sein.
Die Zahl der aktiv positiven Corona-Fälle in Vorarlberg hat sich in der letzten Woche vor den Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen am heutigen Sonntag mehr als verdreichfacht. Landeshauptmann Markus Wallner appellierte am Freitag an die Bürger, trotzdem ihre Stimme abzugeben, mahnte aber auch: "Bitte nehmen Sie einen Mund-Nasen-Schutz mit."
Schwarze Vorherrschaft
Beim Mobilisieren der Wähler spricht aus Wallner nicht nur der Landeschef, sondern auch der Landesparteiobmann der in Vorarlbergs Gemeindestuben dominierenden Volkspartei.
In 90 der 96 Kommunen geben Ortschefs, den Ton an, die VP-Parteimitglieder sind oder dem bürgerlichen Lager zugerechnet werden. Da bei vielen Listen allerdings kein Verweis auf die dahinterstehende Partei zu finden ist, fällt die eindeutige Zuordnung aber schwer. Formal stehen nur in 33 Gemeinden VP-Listen zur Wahl.
Fakt ist: Nur in vier Gemeinden gibt es FPÖ-Bürgermeister, die SPÖ kommt überhaupt nur auf zwei. Die Grünen – VP-Koalitionspartner auf Landesebene – haben überhaupt noch nie einen Ortschef gestellt.
Die größte Chance haben sie bei diesem Wahlgang in Klaus mit ihrer Kandidatin Reingard Hensler. Die Gemeinde im Bezirk Feldkirch gehört nicht zufällig zu jenen, in denen Wallner in den vergangenen Tagen Wahlkampfauftritte absolvierte.
Das war auch in der Bezirkshauptstadt Bludenz zu beobachten, in der es am Sonntag besonders spannend werden könnte. Dort tritt VP-Langzeit-Bürgermeister "Mandi" Katzenmayer nicht mehr an.
Vor fünf Jahren konnte er die Stichwahl gegen SPÖ-Herausforderer Mario Leiter, die wegen Ungereimtheiten bei der Ausgabe von Wahlkarten wiederholt werden musste, knapp mit 50,2 Prozent gewinnen. Leiter versucht es nun erneut. Und mit ihm vier weitere Kandidaten – allen voran jener der VP, Simon Tschann, der für seine Partei das Amt verteidigen soll. Es dürfte eine Stichwahl geben.
"Unser Ziel ist es, unsere Bürgermeister zu halten und bei den Listen in den Städten eventuell ein bisschen zulegen zu können", sagt VP-Landesgeschäftsführer Dietmar Wetz. Gerade in den Städten hat die Volkspartei 2015 absolute Mehrheiten eingebüßt.
Hohenems wurde damals – ebenfalls in einer wiederholten Stichwahl – von Ex-FPÖ-Landeschef Dieter Egger erobert, der am Sonntag wohl bestätigt wird.
Sechs Kandidaten
Ein heißes Rennen ist in der Bodensee-Marktgemeinde Hard zu erwarten. Im Dezember war dort VP-Bürgermeister Harald Köhlmeier überraschend zurückgetreten. Evi Mair übernahm von ihrem Parteikollegen und soll nun den Bürgermeistersessel und die absolute Mehrheit retten. Sechs Konkurrenzlisten, von den fünf einen Bürgermeisterkandidaten stellen, wollen beides verhindern – unter ihnen SPÖ-Landeschef Martin Staudinger.
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