Nachbarn schützten Asylheim vor Randalierern

Unbekannte entfernten Asyl-Plakate von Fassaden der Häuser, wie hier am Gemeindeamt.
Anrainer verhinderten Schlimmeres. Ein Tatverdächtiger wurde am Nachmittag ausgeforscht.

Die 3100-Einwohner-Gemeinde Alberschwende in Vorarlberg steht hinter seinen acht syrischen Asylwerbern, die zwischen 19 und 29 Jahre alt sind – das symbolisierten „Wir sind Asyl“-Transparente, die an zahlreichen Häusern angebracht waren. Doch nicht alle ziehen an einem Strang: Mehrere Unbekannte rissen die Sympathiebekundungen in der Nacht auf Ostermontag um 2 Uhr Früh von der Flüchtlingsunterkunft, vom Gemeindeamt, von der „Alten Brauerei“ und von einem Gasthof. Um 5 Uhr versuchten die Täter schließlich, gewaltsam in das Asylwerberheim einzudringen. Dabei sollen sie laut Vorarlbergs Grünen auch rechte Parolen skandiert haben.

Laut Polizei dürften es sich um lokale Arbeiter gehandelt haben. Diese haben sich vermutlichen in der Nacht auf Montag betrunken. Zum einem rechten Block dürften sie jedoch nicht gehören, nach ersten Informationen.

"Wir sind Asyl"

Mehrere Unterstützer der örtlichen Aktion „Wir sind Asyl“ hatten inzwischen vom Vandalenakt erfahren und waren zu dem Heim geeilt. „Ein Jugendlicher hat mit der Faust das Glasfenster der Eingangstüre zerschlagen. Wir Gemeindebürger mussten eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern. Es kam zu einem Raufhandel, aber wir konnten die Burschen zurückhalten“, sagt ein Mitglied von „Wir sind Asyl“, das vor Ort war, aber nicht genannt werden will, zum KURIER. Ihm ist es peinlich, dass es sich bei den Tätern um Einheimische handelt. „Es war eine Gruppe aus dem Dorf. Alle betrunken.“

Ein Tatverdächtiger wurde am Nachmittag ausgeforscht. Er sei geständig, hieß es von Seiten der Polizei. Die Fahndung nach den übrigen Verdächtigen sei im Laufen.

Verdächtiger gesteht

Die Vorfälle vom Ostermontag haben am fremdenfreundlichen Image von Alberschwende gekratzt. Erst tags zuvor sprachen sich die Bürger im Rahmen einer Veranstaltung erneut gegen die geplante Abschiebung eines Syrers nach Ungarn aus. Auch Mitglieder des Vereins „Vindex“, der Asyl suchende Menschen unterstützt, waren in der Gemeinde, um sich ein Bild vom Kampf des Ortes für „seine“ Flüchtlinge zu machen. „Wir haben ein ungewöhnliches Engagement für die Mitbewohner, denen ein ordentliches Asylverfahren verweigert wird, festgestellt“, erzählt Eva Fahlbusch von „Vindex“.

Transparente mit dem Schriftzug „Wir sind Asyl“ oder „Asyl“, die an vielen Gebäuden in Alberschwende angebracht waren, galten als Symbole für diese Solidarität der Einheimischen mit den syrischen Gästen. Wenige Stunden später zeichnete die Gruppe betrunkener Jugendlicher mit ihrer Attacke gegen das Heim ein ganz anderes Bild.

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