Volksschul-Malbuch mit arabischen Texten erregt die Gemüter

Ein kleines Malheft für Volksschüler sorgt für Aufregung.
In Kärnten kritisieren FPÖ und ÖVP das mehrsprachige Heftchen. Das Unterrichtsministerium hat damit aber kein Problem.

Für Aufregung im Kärntner Landtag sorgt ein neues Malheft, das Volksschüler für den Klimaschutz begeistern soll. Dass dieses nicht nur auf Deutsch und Slowenisch informiert, sondern auch auf Arabisch, empört sowohl die FPÖ als auch die ÖVP.

Kärntens Integrationspolitik befindet sich auf dem Irrweg“, meint etwa der freiheitliche Klubobmann Gernot Darmann, für den  das dreisprachige Malheft eine „Zwangsbeglückung“ und einen „bildungspolitischen Nonsens“ darstellt.  Aber auch die ÖVP poltert: „Kinder sollen in der Schule Deutsch lernen, nicht Arabisch“, verweist Bildungssprecher Herbert Gaggl auf die Wichtigkeit der Sprache für die Integration. Beim weit rechten oberösterreichischen Wochenblick meint man zudem, herausstreichen zu müssen, dass das Heftchen „auf Steuerzahler-Kosten“ kostenlos verteilt werde.

Sehr tief musste der Kärntner Steuerzahler allerdings nicht ins Geldbörsel greifen. Wie eine KURIER-Anfrage bei der Landesregierung ergab, kostete die gesamte Auflage dem Land 300 Euro.

Große Nachfrage

Dementsprechend wenig kann Umweltlandesrätin Sara Schaar (SPÖ), auf deren Betreiben das Klima-Malheft neu aufgelegt wurde, die Erregung der politischen Mitbewerber nachvollziehen. 1500 Stück des Hefts, das es in textloser Form bereits seit sechs Jahren gibt und das über Abfallvermeidung, verantwortungsbewussten Einkauf, umweltbewusstes Einpacken und einen nachhaltigen Lebensstil informiert, hätten ursprünglich 3000 Euro gekostet, erklärt sie. Ob der Kofinanzierung im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Change the Power – (Em)power to change“ habe das Land Kärnten jedoch nur zehn Prozent der Summe übernehmen müssen.

Volksschul-Malbuch mit arabischen Texten erregt die Gemüter

Projektkoordinatorin Anna Strobach (2. v. li.) und Umweltlandesrätin Sara Schaar (2. v. re.) präsentierten das Malheft.

Bedingung für die Teilnahme an dem EU-Projekt sei allerdings die Mehrsprachigkeit des Malheftes gewesen  – unter anderem bedurfte es „einer kulturell untypischen Sprache“, so Schaar. Darum habe  man sich neben Deutsch und Slowenisch eben für Arabisch entschieden. Werde dies infolge der Migration doch bereits von einem Teil der Kärntner Volksschüler verstanden.

Von einer Zwangsbeglückung, wie sie die FPÖ ortet, könne keine Rede sein, sagt Schaar. Das Klima-Malheft werde nämlich nicht automatisch an allen Volksschulen verteilt, sondern erst auf Bestellung kostenlos zugestellt. Bei den Volksschulen dürfte das Angebot gut ankommen: Die 1500 Stück, die in der Vergangenheit für etwa ein Jahr reichten, fanden diesmal in nur drei Tagen Abnehmer.

"Nutzen für die Gesellschaft"

Dass ein Malheft mit deutschen, slowenischen und arabischen Textpassagen der Integration im Wege stehe, weist Schaar zurück. „Was passiert denn, wenn ein österreichisches Kind die arabischen Schriftzeichen nicht versteht? Dann müssen es die arabischsprachigen Schüler ins Deutsche übersetzen – es dient also der Sprachförderung“, argumentiert sie.

Ähnlich sieht man das auch im Unterrichtsministerium. Muttersprachlicher Unterricht stelle „ein wichtiges pädagogisches Angebot für mehrsprachige Schüler dar“, erklärt man im Kabinett von Minister Heinz Faßmann auf KURIER-Anfrage. Es sei „sinnvoll, die in der Familie erworbene(n) Sprache(n) auch in der Schule weiterzuentwickeln“. Davon würden nicht nur die betroffenen Kinder und Jugendlichen profitieren, „sondern die gesamte Gesellschaft“.

Im Rahmen der Schulbuchaktion können beim Ministerium daher auch Materialien für den muttersprachlichen Unterricht bestellt werden. Zum Beispiel auf Arabisch.

 

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