Vogelgrippe: Ruf nach genereller Stallpflicht

Zugvögel verbreiten das H5N8-Virus derzeit über Europa
Bei weiteren Fällen will die Geflügelwirtschaft eine bundesweit gültige Verordnung fordern.

Die Vogelgrippe beschäftigt zunehmend die heimische Geflügelwirtschaft. Spätestens nach der Bestätigung eines H5N8-Falls am Grabensee (Salzburg) am Donnerstag, werden die Rufe nach einer bundesweiten Stallpflicht für Geflügel lauter, lässt Robert Wieser durchklingen. Er ist Obmann der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft. Im benachbarten Bayern trat bereits in der vergangenen Woche eine allgemeine Stallpflicht für Haus- und Nutzgeflügel in Kraft.

"Wenn es verstärkt Fälle geben sollte, werden wir eine bundesweite Stallpflicht fordern, wie es beim Ausbruch der Vogelgrippe vor zehn Jahren war", meint Wieser. Am damals grassierenden Virusstamm hatten sich allerdings auch Menschen angesteckt. Von H5N8 sind aktuell keine Übertragungen auf Menschen bekannt. Die Stimmen für eine generelle Stallpflicht würden sich unter den Geflügelzüchtern trotzdem mehren. Immerhin hätten rund ein Viertel aller Legehennen und des Mastgeflügels Zugang zum Freien, begründet Wieser. Nächste Woche findet dazu unter den Bundesländer-Vertretern der Geflügelwirtschaft eine Besprechung in Wien statt.

Dennoch halte sich die Aufregung unter den Geflügelzüchtern nach dem jüngsten Vogelgrippe-Fall noch in Grenzen, schildert Wieser. "Wenn Tierhalter und Konsumenten weiterhin so sachlich informiert werden, wird das ohne größere Folgen bleiben", sagt der Interessensvertreter zuversichtlich. Zusätzlich zu den Entschädigungs-Geldern aus dem Tierseuchen-Fonds für betroffene Betriebe seien die meisten Landwirte auch privat gegen Geflügel-Krankheiten versichert, meint Wieser.

Vogelgrippe: Ruf nach genereller Stallpflicht
ABD0059_20161114 - wei Mitarbeiter des städtischen Baubetriebsamtes hieven am 14.11.2016 im Yachthafen von Friedrichshafen (Baden-Württemberg) mit einem Kescher eine tote Ente in einen Müllsack. Foto: Felix Kästle/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
In einer Geflügelfarm in Hard in Vorarlberg sind vor gut zwei Wochen bereits 1100 Puten vorsorglich getötet worden, weil bei einem verendetem Tier das H5N8-Virus nachgewiesen worden war. Die Schadenshöhe für den betroffenen Landwirt sei derzeit noch nicht zu beziffern, sagt der Vorarlberger Agrar-Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP).

Entschädigungen

Die getöteten Puten sollen jedenfalls über den Tierseuchen-Fonds entschädigt werden. "Wir werden den Betrieb mit den Kosten für Entsorgung und Desinfektion aber sicher nicht alleine lassen", verspricht der Landesrat. Ein zweiter Verdachtsfall in einem Hühnerhof in Möggers (Bezirk Bregenz) hatte sich hingegen nicht bestätigt. Auch bei allen Geflügelzüchtern, die drei Kilometer um den betroffenen Hof in Hard liegen, sind keine weiteren Fälle aufgetaucht. Das ergab eine am Freitag abgeschlossene Untersuchung des Landes Vorarlberg.

Das Gesundheitsministerium hat nach dem Vogelgrippe-Fall am Grabensee an Gewässern liegende Gegenden in Salzburg, Oberösterreich und im steirischen Teil des Salzkammerguts zu Gebieten mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko bestimmt. Landwirtschaftliche Betriebe und Private müssen in den betroffenen Regionen ihre Tiere in den Ställen unterbringen.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat in ihrem Labor in Mödling bisher 630 Verdachtsfälle untersucht. Im Vorarlberger Bodenseegebiet wurde das Virus bei 20 Wildvögeln festgestellt. Der Fall am Grabensee war bis dato der letzte. Wie sich die Ausbreitung der Krankheit weiter entwickeln könnte, ist unklar. "Eine Prognose traut sich da niemand zu machen", sagt Werner Windhager von der AGES.

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