Veronica Kaup-Hasler: Das seltsame Wesen aus der Kunst

Präsentation des neuen Regierungsteams der Wiener SPÖ: Veronica Kaup-Hasler
Wird sich die neue Kulturstadträtin als Quereinsteigerin ohne Hausmacht in der SPÖ durchsetzen können?

Bei ihrer Vorstellung durch Michael Ludwig, den designierten Bürgermeister von Wien, bezeichnete sich Veronica Kaup-Hasler als „seltsames Wesen“. In der Tat ist die Dramaturgin, die nun schon jahrzehntelange Erfahrung als Festivalintendantin hat, keine Berufspolitikerin, sondern eine Quereinsteigerin – wie einst Ursula Pasterk, ihre resolute Vorgängerin.

Die „rote Ursel“ (mit den feuerroten Haaren) hatte zunächst als Journalistin für den ORF und das Magazin profil gearbeitet. Helmut Zilk holte sie 1979 (als Kulturstadtrat) in sein Team und übertrug ihr 1984 (als Bürgermeister) die Intendanz der Wiener Festwochen. 1987 wurde sie zur Kulturstadträtin bestellt.

Anders als Pasterk, die das Festival vier Jahre lang, bis 1991, nebenbei programmierte und in Doppelfunktion mit sich selbst über die Subventionen verhandelte, gibt es bei Veronica Kaup-Hasler einen klaren Schnitt: Die gebürtige Dresdnerin mit österreichischem Vater, Jahrgang 1968, ließ Ende letzten Jahres ihren Vertrag als Intendantin des „steirischen herbstes“ auslaufen.

Aber auch sie hat Erfahrungen bei den Festwochen gesammelt – als Assistentin von Luc Bondy, als dieser das Schauspiel verantwortete. Und sie zeigte durchaus Interesse, das üppig geförderte Festival zu leiten. Doch der nun scheidende Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bestellte nicht sie, sondern Tomas Zierhofer-Kin.

Kniefall vor der Chefin

Aus der Ferne wunderte sich Kaup-Hasler über die radikalen Änderungen, die ihr Kollege vornahm. Und sie ärgerte sich auch. Denn sie hatte für den Oktober 2017 die Uraufführung einer Pop-Oper von Tianzhuo Chen angekündigt. Und dann stach Zierhofer-Kin ihr den Trumpf ab: Er eröffnete mit einer bestehenden, bloß aufgemotzten Produktion des chinesischen Künstlers im Mai letzten Jahres seine ersten Festwochen.

Kaup-Hasler, die in Graz das Augenmerk auf Erst- und Uraufführungen gelegt hatte, kann die Transformation des Renommierfestivals zur Abspielstation wohl kaum richtig finden. Zierhofer-Kin machte gleich einen Kniefall: Unmittelbar nach der Präsentation von Ludwigs neuen Köpfen würdigte er Kaup-Hasler als „extrem profilierte Intendantin“ und „Vollprofi“, sie werde die hohen Erwartungen „sicherlich erfüllen“.

Keine Frage: Die Erwartungen sind hoch. Etwa von der freien Theater-, Tanz- und Performance-Szene, die in den letzten Jahren sinkende Subventionen beklagen musste – und vergeblich an der Tür von Mailath-Pokorny scharrte. Bereits am Mittwoch veröffentlichte sie ein „10-Punkte-Programm“, in dem Verteilungsgerechtigkeit sowie ein Kunst- und Kulturförderungsgesetz gefordert werden, gegen das sich die Wiener Sozialdemokraten immer gesträubt haben.

An Dialogbereitschaft wird es Kaup-Hasler, deren großes Herz seit jeher für die freie Szene schlägt, nicht mangeln. Und beherzt wird sie sich den Projekten, die Mailath-Pokorny als Dauerbaustellen hinterlässt, widmen, darunter dem komplexen Durcheinander von Heumarkt bis Karlskirche mit dem Erweiterungsbau für das Wien Museum. Müsste man nicht einen Reset-Knopf drücken? Aber wird sich die Parteilose ohne Hausmacht in der SPÖ durchsetzen können? Wird sie die wichtigen Personalentscheidungen treffen dürfen? Oder bleiben diese Peter Hanke vorbehalten, weil die Wien Holding, zu der viele Kulturbetriebe (von den Vereinigten Bühnen Wien bis zum Jüdischen Museum) gehören, beim Finanzstadtrat ressortiert?

Klein beigeben wird Kaup-Hasler, die mit Claus Philipp, dem ehemaligen Leiter des Stadtkinos, in einer Patchworkfamilie lebt, sicher nicht. Klein beigegeben hat auch Pasterk nie.

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