Vermisster Bruder kann nach 86 Jahren begraben werden
Ferdinand Kammerer erinnert sich, als wäre es gestern gewesen: Am Morgen des 21. März 1929 sollte er seinen Bruder Karl, der am Vorabend bei einer Tanzgesellschaft war, aufwecken.
Bis dahin war es ein langer Weg: Mitte Oktober entdeckte Höhlenforscher Georg Zagler in der so genannten "Therion Horrer"-Höhle etwas, das er zunächst für Tierknochen hielt. "Als ich dann neben den Knochen die genagelten Lederschuhe und die Ski gesehen habe, wusste ich Bescheid", erzählt er.
Fund im Oktober
Die Bergung des Skeletts lief am 11. November an. Zagler stieg mit Höhlenrettern und Alpinpolizisten in den Untersberg. Er geht davon aus, dass der Verunglückte den 50 Meter tiefen Sturz in den Schacht nicht überlebt hatte und die Knochen im Laufe der Jahre von Regen- und Schmelzwasser immer tiefer in die Höhle geschwemmt wurden. "Wir haben eingesammelt, was möglich war, aber ab 300 Metern sind wir nicht mehr weitergekommen. Einige Knochen wird der Untersberg wohl für immer behalten", sagt Zagler.
Beisetzung planen
Bei einem weiteren Test zog man die DNA der 94-jährigen Schwester heran. Dieser ergab, dass sie und Ferdinand Vollgeschwister und jeweils Halbgeschwister zu Karl sind. Die Verbindung war eindeutig, der Fall damit gelöst.
Zur Erklärung: Die Mutter habe nach dem Tod von Karls Vater dessen Bruder geheiratet, dieser Ehe entsprang dann Ferdinand. "Mit unserer Familiengeschichte haben wir wohl für ein bisschen Verwirrung gesorgt", sagt er lachend.
Ferdinand wird von seiner Tochter zu Hause gepflegt. Die Auflösung des Rätsels um seinen Bruder müsse er erst einmal verdauen, dann wird die Beisetzung geplant. "Karl soll eine ordentliche Ruhestätte bekommen, nach so langer Zeit in einer Höhle."
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