Unorganisierte Helfer bei Katastrophen als Problem

Unorganisierte Helfer bei Katastrophen als Problem
An der TU Wien diskutierten Experten den richtigen Umgang mit der Bevölkerung im Notfall.

„Wenn wir eines in der Zeit nach den Lawinen gelernt haben, dann das, dass wir als Gemeinde verpflichtet sind, die Bevölkerung umfassend zu informieren. Denn sonst machen es die Medien und da stimmen oft einige Dinge nicht“: Anton Mattle, Bürgermeister der Tiroler Gemeinde Galtür, spart nicht mit Medienkritik.

Das 700-Einwohner-Dorf im Bezirk Landeck war 1999 Opfer einer der schwersten Lawinenkatastrophen in Österreich. 38 Todesopfer, davon 31 direkt in Galtür, waren damals zu beklagen. Dieses Unglück ist nur eines von vielen Beispielen, wo die Kommunikation der Behörden und Gemeinde mit der Bevölkerung zum Problemfall wurde. „Wir haben daraus unsere Schlüsse gezogen und sind mittlerweile auf solche Katastrophen vorbereitet“, erklärt Mattle.

Unorganisierte Helfer bei Katastrophen als Problem

Archiv-Aufnahme vom Lawinenunglück in Galtür

Der Bürgermeister und viele andere Betroffene nahmen an der Konferenz „Gemeinden und Naturkatastrophen“ an der Technischen Universität (TU) Wien teil. Während der zweitägigen Veranstaltung konnten sich Betroffene und Experten über die Risiken und Konflikte im Umgang mit Naturkatastrophen austauschen.

Ein Problem, mit dem Blaulichtorganisationen bei Naturkatastrophen immer wieder zu tun haben, sind unorganisierte freiwillige Helfer. „Die große Solidarität ist gut, denn anders würde Österreich wahrscheinlich nicht funktionieren. Aber wenn Leute mit Schaufeln ausgerüstet in Katastrophengebiete kommen und dort einfach los starten, dann behindern sie oft die geschulten Helfer bei ihrer Arbeit. Außerdem gehen diese Leute dann auch an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und brauchen selbst Hilfe“, erklärt Arthur Schindelegger von der TU. Sein Appell an freiwillige Helfer: „Wenn man Hilfe leisten will, dann mit den Organisationen gemeinsam.“

Nicht öfter aber stärker

Wie wichtig die Kommunikation in Zeiten von Facebook und Co. auch in Zukunft sein wird, weiß Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Denn Naturkatastrophen werden uns auch in Zukunft begleiten: „Die Gewitter werden nicht mehr, aber stärker. Darum müssen wir auch immer öfter mit massiven Hochwassern rechnen“, erklärt der Meteorologe.

Ein oft erwähntes Thema während der Konferenz war die Bildung in den Schulen. Die ZAMG stellt dafür eigenes Material zur Verfügung, erklärt Staudinger: „Die Lehrer können darauf zurückgreifen, um den Schülern den richtigen Umgang mit Wetterwarnungen und das Verhalten bei Gewitter, beizubringen.“

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