Und jetzt das Probenockerl!

Warum warmes Wasser kein goldener Mittelweg, sondern ein Schmarrn und ein guter Fleischhauer unersetzbar ist

Es gibt Tage, da ist Grießnockerlsuppe die letzte Rettung. Und zwar die beim Stammwirt. Die Suppe ist kräftig, die Nockerln so, wie sie sein sollen. Fest, aber nicht trocken. Dem Stammwirt gelingt das perfekt. (Im Gegensatz zu den Palatschinken, die zuletzt schmeckten, als wären sie vorgebacken. Ein Trauerspiel.)

Die gute Suppe also. Laut Aufzeichnungen meiner Mutter ist sie zu allererst das Resultat einer schwerwiegenden Entscheidung. Jener zwischen Suppe und Fleisch. Legt man größeren Wert auf die Suppe, stellt man das Fleisch mit kaltem Wasser zu. Ist einem die Suppe weniger wichtig als ein saftiges, geschmackvolles Stück Fleisch, bringt man erst das Wasser zum Kochen, ehe man das Fleisch einlegt. Warmes Wasser ist kein goldener Mittelweg, sondern ein Schmarrn.

Die Rindsuppe nimmt mehr als zwei Seiten im Kochbuch meiner Mutter ein. Sie hat es vor über dreißig Jahren geschrieben und mir zum 18. Geburtstag geschenkt. Als Wegbegleiter durch dein Erwachsenenleben. Das Buch ist voll von Imperativen und Verboten. Beim Thema Grießnockerl (sowie bei allen anderen Nockerln) etwa die Aufforderung Probenockerl!

Wenn es allgemein wird, kommt das Wort PRINZIPIELL, stets in Großbuchstaben. Oder die Formulierung Keinesfalls sollte man.

Zu viel Salz war ihre Lieblingswarnung. Gar nicht goutierte sie, was viele (sorry, Männer) früher (?) im Wirtshaus mit Maggi gemacht haben. Noch vor dem Löffel nahmen sie das braune Flascherl in die Hand und machten heftig schüttelnd Gebrauch davon. Unlängst ist es mir wieder untergekommen, das Flascherl. Im Fernsehen, ausgerechnet am Gewürzregal in der privaten Küche von Spitzenkoch Max Stiegl. Macht aber nix, ich würd’ trotzdem beim Stiegl essen. Bevor ich’s mir jetzt mit dem Stammwirten verscherze: Die Grießnockerlsuppe kriegt der Stiegl bestimmt auch nicht besser hin.

Denn PRINZIPIELL, schrieb meine Mutter, braucht man für eine gute Suppe ja vor allem eines: Einen guten Fleischhauer und Fleisch mit zartem Fettranderl – sonst heißt das Ganze nix!

Kommentare