Übergriff auf israelisches Team: Zehn Beschuldigte
Nach den Ausschreitungen beim Freundschaftsspiel zwischen dem französischen Oberhausclub OSC Lille und Maccabi Haifa im salzburgischen Bischofshofen vom 23. Juli ist nun die Staatsanwaltschaft mit Erhebungen betraut. "Es werden zehn namentlich bekannte Personen als Beschuldigte geführt und mehrere unbekannte Täter", sagte Mediensprecher Robert Holzleitner am Dienstag.
Das Spiel wurde in der 85. Minute beendet, nachdem Zuseher mit palästinensischen Flaggen auf das Feld gestürmt waren, Parolen mit Bezug auf den Gaza-Konflikt geschrien und israelische Spieler attackiert hatten. Die Übergriffe sorgten national und international für Empörung. Insgesamt 20 bis 25 Personen, vorwiegend türkischstämmige Österreicher, die im Land Salzburg ansässig sind, waren laut Polizei in die Ausschreitungen involviert.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt aufgrund eines ersten Berichtes des Landesamtes Verfassungsschutz wegen des Verdachtes der Körperverletzung, Nötigung und Verhetzung. "Das sind Delikte, die im Rahmen einer Anfangverdachtslage auf dem Tisch liegen", sagte Holzleitner. "Es gibt auch den Vorwurf der versuchten Körperverletzung."
Zwei Verletzte
Nach derzeitigem Kenntnisstand geht die Behörde davon aus, dass zwei Personen verletzt wurden: ein Betreuer und ein Spieler der israelischen Mannschaft. "Es dürfte sich um Prellungen handeln, also um eine einfache Verletzung", erklärte der Mediensprecher. Wer dafür verantwortlich ist, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Hinweise auf eine qualifizierte Verletzung gebe es bisher nicht, sagte der Staatsanwalt.
Nun gehe es um die Zuordnung der konkreten Handlungen zu konkreten Tätern, erläuterte Holzleitner. Es werden dafür auch Videoaufnahmen, Facebook-Seiten und die Aussagen von Polizisten, Ordnern und anderen Zeugen ausgewertet. "Es wird umfassend ermittelt."
Festnahmen hat es bisher keine gegeben. Denn zuerst müssten die konkreten Tathandlungen den einzelnen Beschuldigten zugeordnet werden, argumentierte Holzleitner. Als weiterer Schritt werde dann geprüft, ob Haftgründe vorliegen, wie etwa Flucht- und Tatbegehungsgefahr. Man müsse sich auch das Vorleben des einzelnen Beschuldigten ansehen, ob dieser zum Beispiel vorbestraft sei, führte der Staatsanwalt aus.
Ein friedliches Fußballfest haben rund 300 Fans am Samstagabend beim Testspiel zwischen dem israelischen Verein Maccabi Haifa und dem deutschen Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn in Leogang, im Salzburger Pinzgau, gefeiert. Im Vorfeld der Partie gab es große Aufregung, so wurde die Partie auch als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Rund 30 Polizisten waren vor Ort im Einsatz. Haifa gewann 2:1 (1:0).
Die Einsatzkräfte, darunter auch Polizisten in Zivil und "szenekundige" Beamte sowie der Verfassungsdienst, patrouillierten vor dem Leoganger Stadion, in der Steinbergarena waren sie während der 90 Spielminuten nicht präsent. Dafür gab es beim Einlass strikte Kontrollen, Männer mussten ihre Hosentaschen, Frauen ihre Handtaschen ausräumen. Anfeindungen von der Tribüne oder Aufregung gab es bei dem live im israelischen Fernsehen übertragenen Spiel keine.
Israelis umjubelt
Ursprünglich hätte das Spiel zwischen Haifa und Paderborn in der Tiroler Gemeinde Kirchbichl durchgeführt werden sollen, doch die Gemeinde sagte am Freitag kurzfristig ab. "Aufgrund der Vorkommnisse in Salzburg am Mittwoch gibt es massive Sicherheitsbedenken", begründete Wilfried Ellinger, Vizebürgermeister von Kirchbichl, die Entscheidung. "Wir sind eine 5.000 Seelen-Gemeinde und haben nicht einmal eine eigene Polizeiinspektion im Ort", so Ellinger. Sollte es zu Ausschreitungen kommen, wäre es von der Sicherheitssituation her "einfach nicht zu bewältigen". Dieses Risiko wolle die Gemeinde nicht eingehen.
Ganz anders dachte man in der 3.200-Einwohner-Gemeinde in Salzburg, wo es ebenfalls keine eigene Polizeistation gibt. "Für uns als Veranstaltungsbehörde war dies kein Problem", berichtete Griesner. "Als wir am Samstag in der Früh vom Innenministerium die Genehmigung bekamen, haben wir sofort den Veranstaltungsbescheid ausgestellt. Sicherheitsbedenken gab es keine." Dafür Geschenkkörbe mit Produkten der Leoganger Bauern für die Mannschaften.
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