Trend am Land: Lebensmittel-Automat statt "Oma vor der Tür"

Trend am Land: Lebensmittel-Automat statt "Oma vor der Tür"
Landwirt Gerhard Schedlberger erzählt, warum er auf Eierautomaten setzt und es nicht jeder Gemeinde recht machen kann.

Der Automat ist auf dem Land so etwas wie die kreative Antwort auf den fehlenden Greißler. Ein Nahversorger ohne Personal, mit Vor- und Nachteilen. Gesichtslos, aber zuverlässig. Eine Erfolgsgeschichte, sagt zumindest Automaten-Verbandssprecher Peter Schmidt. „Früher hat man die Oma vor die Tür gesetzt, aber heute will das niemand mehr machen.“

Der Landwirt Gerhard Schedlberger hat mehr als 25 Eierautomaten aufgestellt – als zusätzlichen Vertriebsweg. So ist er unabhängiger von der Gunst der Handelsketten und versorgt die Region um Linz und Enns mit Freilandeiern. In 10er-Kartons kommen sie gekühlt aus den Automaten.

Kleine Gewinnspanne

4.000 Euro müsse er für einen gebrauchten Automaten schon rechnen, 7.000 Euro für einen neuen, sagt Schedlberger zum KURIER. „Die Spanne bei den Automaten ist so knapp, dass du sie selber reparieren können musst. Wenn du alle Wartungen und Befüllungen vergibst, muss man sagen: Hände weg. Dann wird’s ein Minus.“

40.000 Hühner hat Landwirt Schedlberger, 12.000 davon in Freilandhaltung. In seine Automaten kommen nur letztere, die werden über diese Vertriebsschiene besser angenommen. Auch Speck, Nudeln und Grammelschmalz füllt Schedlberger in seine Automaten.

Trend am Land: Lebensmittel-Automat statt "Oma vor der Tür"

Gerhard und Gertraud Schedlberger mit ihrem Sohn.

„Es gab schon Gemeinden, die einen Eierautomaten für ihre Bürger wollten, denen ich aber Nein sagen musste. Du brauchst eine gewisse Kundenfrequenz“, bedauert Schedlberger. „Ich kann außerdem keinen Automaten 30 Kilometer vom nächsten aufstellen. Für einen Automaten kann ich nicht so lange fahren. Das heißt, wir haben maximal alle sieben Kilometer einen Standort.“

Fleischhauer-Automat

Im Waldviertel steht seit Kurzem ein Wurst- und Knödelautomat. Die Landfleischerei Klang in Allentsteig befüllt ihn unter anderem mit Grammel-, Fleisch und Kartoffelknödeln. Damit kann die Firma auch abseits der Ladenöffnungszeiten ihre Produkte anbieten. Im Kärntner Viktring hat sich die Firma Pebumatic GmbH sogar schon auf den Verkauf eines sogenannten „Bauernautomaten“ spezialisiert.

Der zunehmende Einsatz von Automaten hängt auch mit Problemen des Einzelhandels zusammen, gerade in Regionen mit schrumpfender und alternder Bevölkerung. Das gilt nicht nur für Kleingemeinden. Auch kleinere Bezirkshauptstädte müssen ein schnelleres Kommen und Gehen von Einzelhändlern hinnehmen als große Bezirks- und Landeshauptstädte, analysierte die Unternehmensberatung Standort und Markt. Auch hätten kleinere Bezirksstädte längere Leerstände als größere.

Standortberater Markus Schwarzenecker verweist im KURIER-Gespräch auf einen Mix aus boomendem Online-Handel, dem Nachfolgerproblem vieler Einzelhändler sowie sinkender Nachfrage durch Abwanderung, der das Geschäftsmodell Automat wohl mancherorts attraktiv mache.

Klima-Faktor

Grundsätzlich seien Nahversorger natürlich einem Automaten vorzuziehen, sagt Gemeindebundpräsident Alfred Riedl zum KURIER. „Wo aber zum Beispiel der Nahversorger zusperren muss, weil sich kein Nachfolger findet, sind Automaten eine gute Möglichkeit, die Versorgung mit einzelnen frischen Gütern aufrecht zu erhalten.“ Auch der Klimaschutz sei ein Faktor, weil wegen einem Packerl Milch nicht gleich „einige Kilometer zum nächsten Supermarkt mit dem Auto“ gefahren werden müsse.

Kommentare