Tragödie von Parndorf könnte sich wiederholen

Tragödie von Parndorf könnte sich wiederholen
Massentransporte wurden seltener – doch es gibt sie noch, sagt Ermittler Gerald Tatzgern.

Schlepper haben selten Skrupel. Die Tragödie von Parndorf – sie könnte sich wiederholen. Erst Ende Mai wurde ein Kleinbus an der kroatisch-bosnischen Grenze durch Schüsse der Polizei aufgehalten. Zwei Kinder wurden verletzt. In dem Bus waren 29 Menschen eingepfercht.

„Die Fahrer sind immer noch sehr sorglos. Und die Menschen sind gutgläubig. Oder sie werden unter Druck gesetzt – sie haben keine Wahl“, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt.

Was sich seit Parndorf geändert hat: Flüchtlinge werden zumindest seltener in Lkw transportiert. „Die Kontrollen sind stärker geworden. Wenn zwei Personen in einem Pkw transportiert werden, ist das unauffälliger.“ Oder die Flüchtlinge bekommen statt des versprochenen Transports eine Wegbeschreibung für eine sehr lange Wanderung. „Es gibt tatsächlich Fälle, in denen Menschen von Griechenland die Route zu Fuß abgegangen sind. Die Schlepper haben ihnen nur die Richtung gezeigt.“

Zum Warten verdammt

Die türkisch-bulgarische Route würden Flüchtlinge und Schlepper derzeit meiden – sie ist zu gut bewacht. Dafür spielt Bosnien eine immer größere Rolle. „Am Balkan inklusive Griechenland gibt es 50.000 bis 60.000 Menschen, die sich sofort auf den Weg machen würden“, sagt Tatzgern. Dazu kommt die Lage in der Türkei – dort befinden sich aktuell vier Millionen Flüchtlinge. Nachdem sich die Bedingungen für sie verschlechtern, warten auch sie auf eine Gelegenheit. „Wir hören auch davon, dass einige dort Deutsch lernen, um vorbereitet zu sein.“ Dazu kommen die Millionen Flüchtlinge in Jordanien und Afrika. „Brisant“, nennt Tatzgern die Lage dort.

Die Aufgriffe von Flüchtlingen in Österreich dürften 2017 deutlich zurückgegangen sein. Die Zahlen wurden aber noch nicht veröffentlicht.

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