Tradition der Feuerzangenbowle in Gefahr: Keine Zuckerhüte mehr
Neben dem besonders guten Geschmack ist vor allem das Showelement des brennenden Zuckerhuts (ein an der Spitze abgerundeter Kegel) bei der Feuerzangenbowle essenziell. In Österreich bangen Freundinnen und Freunde des Getränks aber derzeit um den süßen Vorrat. Denn in vielen Geschäften sucht man seit einigen Wochen vergeblich danach.
Wirklich bekannt wurde das Heißgetränk durch den Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Schauspieler Heinz Rühmann in der Hauptrolle aus dem Jahr 1944 und ist eigentlich ein Punsch und keine Bowle. Der Spielfilm lief meistens rund um die Adventzeit und wird bis heute an manchen Universitäten traditionell bei Weihnachtsfeiern gezeigt.
Im Jahr 2005 konnte in München übrigens die weltweit größte Feuerzangenbowle präsentiert werden. 9.000 Liter Flüssigkeit wurden dafür in einem rund 3,4 Meter hohen Kessel zubereitet. Ob Veranstaltungen dieser Art noch häufig stattfinden und dabei auch immer die klassische Feuerzangenbowle konsumiert wird, muss bezweifelt werden, denn die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren gesunken, heißt es beim Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern Agrana. Daher sei die Entscheidung gefallen, den Zuckerhut von „Wiener Zucker“ aus dem Sortiment zu nehmen.
Nachfrage ging zurück
„Neben Klassikern wie Kristall-, Staub- oder Gelierzucker gibt es Spezialprodukte, die einem natürlichen Produktlebenszyklus unterworfen sind. Der Zuckerhut war eines dieser Produkte. Er war jahrelang ein Erfolg, die Nachfrage ging jedoch – offenbar durch Abnahme der Tradition Feuerzangenbowle zuzubereiten – zurück“, erklärt Markus Simak, Kommunikationssprecher von Agrana.
Das erklärt auch, warum man als Zuckerhut-Suchender in den meisten Filialen des Handelskonzerns Rewe nicht mehr fündig wird. Der wurde von Agrana mit Zuckerhüten beliefert, nun werden nur noch Restbestände verkauft. Auch ein Ausweichen auf Spar-Filialen macht nur bedingt Sinn. „Engpass gibt es keinen, nur praktisch niemand interessiert sich noch für Zuckerhüte bzw. Feuerzangenbowle.
Und wenn, dann gibt es nur ein ganz kleines Interesse an Zuckerhüten im Dezember, wohl für Silvester“, teilt die Konzernsprecherin auf Anfrage mit. „Daher verkaufen wir dieses Produkt nur mehr um diese Jahreszeit und es kann leicht sein, dass jetzt in den Märkten keiner mehr da ist. Das ist alles, mehr steckt nicht dahinter.“
Vorräte gelagert
Wer in den kommenden Wochen noch Events mit Feuerzangenbowle plant, muss diese aber nicht sofort absagen. In Rewe-Filialen, wie etwa im Billa Plus in der Pragerstraße im 21. Bezirk in Wien oder jenem in Wolfsberg in Kärnten ist noch sehr viel Vorrat vorhanden.
Das Feuerspektakel für die kommende Saison sollte also gesichert sein. Denn die Nachfrage nach Rum hat bisher nicht nachgelassen.
Rezept
Zwei Liter trockenen Rotwein mit dem Saft einer Zitrone und dreier Orangen vermischen, eine Zimtstange und
fünf bis zehn Nelken zugeben.
Danach wird das Getränk erwärmt, es darf aber nicht kochen – sonst verdampft der Alkohol. Danach kommt die Feuerzange auf den Topf und wiederum darauf der Zuckerhut, der zu Beginn mit 80-prozentigem Rum vorgetränkt wird (ca. 80 ml).
Sobald die Intensität der Flamme abnimmt, gießt man mit 60-prozentigem Rum immer wieder nach, bis sich der Zucker fast vollständig gelöst hat
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