Tourismus: Wie der Winter trotz Gästeminus zum Erfolg wurde
Die regelmäßigen Nächtigungsrekorde der vergangenen Jahre hatten stets eine Einschränkung. Entscheidend für den Erfolg der Betriebe sei die Wertschöpfung, also wie viel Geld die Touristen im Land lassen, hieß es. Nun gab es im Winter 2018/’19 im tourismusintensiven Westen Österreichs bei den Nächtigungen einen leichten Dämpfer, die Wertschöpfung dürfte sich aber positiv entwickelt haben.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Schätzung des MCI Tourismus für Tirol. Die Tourismus-Wertschöpfung sei im Winterhalbjahr um 1,5 Prozent auf 3,02 Milliarden Euro gestiegen, so die Studie. Die Nächtigungen gingen hingegen leicht um 0,4 Prozent auf 27,5 Millionen zurück. „Gerade aufgrund der schwierigen Ausgangslage, die wir gehabt haben, ist das wirklich ein erstaunliches Ergebnis“, sagt Tirols Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter.
Zwei Faktoren sorgten für Minus
Dass es in diesem Winter nicht zu einem neuen Rekord gereicht hat, liegt vor allem an zwei Faktoren. Einerseits dem späten Ostertermin Mitte April, andererseits an den heftigen Schneefällen im Jänner und der damit verbundenen Berichterstattung. Diese Herausforderungen gab es auch in Salzburg und Vorarlberg, dort fällt die Bilanz ähnlich aus.
Ganz im Westen gab es einen Rückgang um 1,4 Prozent auf knapp mehr als fünf Millionen Nächtigungen. Nur Salzburg blieb mit 16 Millionen Nächtigungen stabil. Das schlägt sich auch in der Stimmung der Touristiker nieder. Laut Tourismusbarometer von Deloitte lief der Winter für 48 Prozent der Vorarlberger Betriebe schlechter als erwartet. Österreichweit war das nur bei 23 Prozent der Fall.
Preise sollen steigen
Bei den Herkunftsmärkten schwächelten vor allem die wichtigsten. In allen drei Bundesländern gab es bei den Gästen aus Deutschland und Österreich ein Minus. Ein teils deutliches Plus gab es dagegen bei Urlaubern aus Belgien und den Niederlanden.
Während Tirols Politik und Wirtschaft am Montag über den Winter Bilanz zog, beginnt dieser Tage bereits die Sommersaison. Diese hat in Sachen Wertschöpfung Aufholbedarf gegenüber dem Winter. Durchschnittlich 186 Euro geben Urlauber im Winter in Tirol aus, 137 Euro sind es im Sommer. Josef Hackl, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Tirol, sagt: „Die Preise in manchen Teilen Tirols müssen gerade im bevorstehenden Sommer nachziehen“.
Das Preisbewusstsein müsse steigen und „die Wertigkeit unserer Dienstleistungen“ sollten „anerkannt und gewichtet werden“, so Hackl. Bezüglich des Personalmangels in Tirols Tourismusbetrieben will er auf Saisonarbeiter aus Drittstaaten, etwa Kroatien, setzen. Laut Tourismusbarometer geht die Branche positiv gestimmt in den Sommer. „68 Prozent der Betriebe erwarten ein Umsatzwachstum“, sagt Markus Gratzer, Generalsekretär der Hoteliervereinigung.
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