Ein schmaler Streifen
Dabei waren die Bilder, die ausgerechnet rund um die Weihnachtsferien aus den Skiregionen in die Welt hinausgingen, nicht unbedingt Werbung für den Skilauf. Selbst in hoch gelegenen Wintersportorten zogen sich weiße Talabfahrten durch grün-braune Landschaften.
Für Franz Hörl, Österreichs Sprecher der Seilbahnwirtschaft, war das nur die halbe Wahrheit. „Die weißen Bänder waren Realität“, gestand er bei einem Saisonrückblick bei der Interalpin-Messe in Innsbruck vergangene Woche ein. Skifahren sei aber „in den meisten Skigebieten sehr gut gegangen.“
Wie problematisch ist es jedoch für die Zukunft des Wintertourismus, wenn solche schneearmen Saisonen öfter vorkommen, wollte der KURIER von Hörl bei der Pressekonferenz wissen. „Wir sind uns sicher, dass wir die nächsten 50 Jahre kein Problem haben mit Skifahren.“
Bei der Tirol Werbung will man sich darauf nicht verlassen. „Keiner beschäftigt sich mit der Verknappung des Schnees“, attestierte Geschäftsführerin Karin Seiler am Montag bei einem Bilanz-Gespräch zur endenden Saison. Dabei warf sie in den Raum: „Was, wenn es noch mehr solche Winter gibt?“
Damit soll sich ein bei der Tirol Werbung eingerichtetes Future Lab befassen, das laut Seiler offen an die Problemstellung herangehen soll: „Kann das der Normalfall sein?“ Damit geht die Frage einher, wie sich der Tourismus womöglich an solche Gegebenheiten anpassen kann.
Der Blick in die Glaskugel ist schwierig. „Vielleicht wird es Angebote geben, die wir heute noch gar nicht kennen“, sinnierte Seiler. Aber schon jetzt zeigt sich, dass bei Schneearmut neben dem Skifahren im Winter auch die Sommeraktivitäten gefragt sein können und sich der Tourismus flexibel gibt. „Die Golfplätze hatten heuer schon Anfang März offen“, nannte Seiler ein Beispiel.
Kein neues Phänomen. Rückblick in den Winter 2015/16, als ebenfalls in den Weihnachtsferien kaum Schnee lag und die Branche schon ins Schwitzen kam. „Wir haben viele Skifahrer da, die jetzt halt golfen gehen“, berichtete damals ein Hotelier aus Walchsee im Tiroler Unterland dem KURIER, der einfach seinen zum Betrieb gehörigen Golfplatz spontan öffnete. Und in Kirchberg im Bezirk Kitzbühel wurden seinerzeit die Trails für Mountainbiker wieder aufgesperrt. „Normalerweise haben wir um diese Jahreszeit Ski- und Rodelbetrieb. Jetzt ist es halt Fußgänger- und Radbetrieb“, hieß es beim örtlichen Tourismusverband.
Zielgruppen
Nicht alle Winterurlauber sind zu solchen Anpassungen an die Schneelage gewillt. „Wir wissen, dass es ganz unterschiedliche Zielgruppen gibt. Im Februar und März kommen die Skifahrer“, sagt Seiler. Andere gehen im Falle auch wandern. Winter- und Sommertourismus könnten künftig je nach Schneelage also gewissermaßen ineinander verschmelzen.
Für die Hotellerie macht das die ganze Sache weniger planbar. Der heurige Winter hat gezeigt: Klassische Ferienzeiten waren schon länger im Voraus gut gebucht. Dazwischen hätte man oft nicht gewusst, was drei Wochen später zu erwarten ist, erklärte Tirols Tourismussprecher Alois Rainer.
Neue Normalität
Kurzfristige Buchungen, je nach Wetterlage in den Randzeiten. Das kennt man schon – aus dem Sommer.
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