Tote Greifvögel: Mehr Kontrolle gefordert

Tote Greifvögel: Mehr Kontrolle gefordert
Der Bezirk Gänserndorf gilt als Hotspot für vergiftete Vögel. Tierschutzorganisationen auf den Barrikaden.

Das Gebiet rund um  Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) stellt einen Hotspot  bei der Greifvogelverfolgung dar. In keiner anderen Region Österreichs wurden laut der Tierschutzorganisation BirdLife mehr Giftköder und vergiftete Greifvögel  aufgefunden. Seit Anfang 2016 sollen demnach 36 Vögel „unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen oder verschwunden sein“, heißt es in einer Aussendung. Die meisten der Tiere wurden mit dem Pestizid Carbofuran, das seit mehreren Jahren verboten ist, vergiftet.

Nun aufgeklärt wurden die Todesursachen der im Februar um Zistersdorf gefundenen Tiere. Eine streng geschützte Rohrweihe sowie eine Hauskatze wurden erschossen, ein Steinmader vergiftet. „Trotz Anzeigen, Polizeiermittlungen und Aufklärungsarbeit geht das Morden streng geschützter Tiere weiter. Dabei handelt es sich meist um Zufallsfunde, die von Passanten gemeldet werden. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein“, sagt Matthias Schmidt von BirdLife. „Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die wenigen Täter, die bisher ausgeforscht wurden, ausnahmslos Jäger waren. Das heißt nicht, dass alle Jäger so sind“, fährt er fort.

"Frage des politischen Willens"

Bisherige Gespräche der Naturschutz- und Jagdbehörden sowie mit der Politik seien wirkungslos geblieben. Die Vergangenheit habe außerdem gezeigt, dass das Jagdaufsichtssystem in solchen Problemgebieten häufig ungeeignet sei. „Daher wären unabhängige Kontrollen dringend notwendig, etwa über befugte Naturwacheorgane oder über eine externe übergeordnete Jagdaufsicht“, sagt Christina Wolf-Petre vom WWF. „Rechtliche Möglichkeiten gibt es. Es ist nur eine Frage des politischen Willens.“ In Ungarn etwa gäbe es ein gänzlich anderes Modell, wo Ranger die Befugnis hätten, sich frei zu bewegen und Kontrollen durchzuführen.

„Der niederösterreichische Landesjagdverband verurteilt die Verwendung von Gift auf das Schärfste. Der Einsatz ist per Jagdgesetz ausdrücklich verboten“, sagt Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer dazu. Es sei auch im Interesse des Landesjagdverbandes, die Vergiftungsfälle aufzuklären, weshalb 2003 gemeinsam mit dem WWF die Vergiftungshotline eingerichtet wurde. Die Einrichtung einer zusätzlichen unabhängigen Aufsicht lehnt Scherhaufer jedoch ab. Nach Bekanntwerden der Vergiftungsfälle im Raum Zistersdorf sei eine Gesprächsrunde mit den zuständigen Jägern, der Polizei und den Bezirksjägermeistern einberufen worden. Seither habe sich die Situation verbessert.

Giftspürhunde

Derzeit werden vier junge Turmfalken auf der Eulen- und Greifvogelstation in Haringsee aufgezogen. „Die Mutter wurde tot im Nest gefunden, sie wurde wahrscheinlich vergiftet“, erklärt   Hans Frey, der wissenschaftlichen Leiter Station. Nach mehreren Fällen von getöteten Tieren im Burgenland, seien dort in den vergangenen Monaten kaum Fälle bekannt geworden.   2014  sorgten zwei Jäger für Aufsehen, die  24 erschossene bzw. vergiftete Greifvögel in der Gefriertruhe aufbewahrt hatten.  Die beiden Burgenländer wurden zu einer   bedingten Haftstrafe verurteilt.  Oft gestaltete sich die Klärung  solcher Fälle aber  schwierig.

BirdLife und der WWF plädieren für  den Einsatz von Giftspürhunden.  „Es können bereits kleinste Mengen an Gift gefunden und weitere Opfer verhindert werden“, sagt Wolf-Petre. Die Hunde wären vorhanden.

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