Tödliche Messerattacke: Polizei vermutet geplante Tat

Trauer am Tatort in Kapfenberg
Jener Mann, der zwei Frauen getötet hat, soll nicht im Affekt gehandelt haben.

Enisas und Nezihas Familie kann es nicht fassen. Vor dem Haus des Vaters der Schwestern stehen ihre Cousins, zeigen Fotos der jungen Frauen auf ihren Mobiltelefonen: Enisa R., 30, starb auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Kapfenberg durch neun Messerstiche in den Oberkörper, ihre Schwester Neziha P., 28, durch drei.

Der mutmaßliche Täter ist in Haft: Rafed R., 33, Enisas Mann. Sie wollte sich von ihm trennen, vor elf Tagen zog sie mit den gemeinsamen Kindern - elf, zehn und vier Jahre - zu ihrem Vater.

Das dürfte der arbeitslose Verdächtige nicht akzeptiert haben: Seither soll er sie gestalkt und verfolgt haben, in sozialen Medien wie auch im realen Leben. So sehr, dass Enisa deshalb Montag nach Dienstschluss zur Polizei gehen wollte: Zuvor dürfte sie schon versucht haben, einen ihr bekannten Beamten zu erreichen.

Zuletzt dürfte es Montagfrüh erneut einen Streit und Drohungen gegeben haben, berichtet ein Ermittler. "Als Schutz" habe Neziha P. ihre ältere Schwester begleitet, als sie mit dem Auto des Vaters vom Supermarkt zur Polizeiinspektion fahren wollten. Doch als die Frauen aus dem Geschäft kamen, soll ihnen bereits der Verdächtige aufgelauert haben: Zeugen berichteten, dass der "Mann im roten T-Shirt" sofort mit einem Messer auf die Frauen losgegangen sei. "Er war brutal", beschreibt ein Beamter.

Zwei Passanten versuchten, ihnen zu helfen: Auch sie wurden attackiert, kamen aber mit leichten Verletzungen davon.

Der Verdächtige ließ sich kurz darauf widerstandslos festnehmen. Die Tatwaffe blieb bei den Opfern zurück: Ein Klappmesser mit elf Zentimeter langer Klinge, ein Modell, das auch bei der Jagd verwendet wird. Gestern brannten am Tatort Dutzende Kerzen in Erinnerung an die beiden getöteten Frauen.

Die Familie stammte aus Serbien und kam 2007 nach Österreich. Auch Neziha P. hinterlässt zwei kleine Kinder: Die fünf Halbwaisen wurden zu den Großeltern gebracht.

Mit Waffe zu Gespräch

Die Kriminalisten gehen davon aus, dass R. die Tat geplant hat, auch wenn er bei den Einvernahmen beteuert, er habe nur mit seiner Frau sprechen wollen. "Weshalb nimmt man ein Messer zu einem Gespräch mit? Warum wartet man, bis die Frauen aus dem Geschäft kommen?", fragt sich ein Beamter.

Der 33-Jährige soll übrigens bereits polizeibekannt gewesen sein, es gab Anzeigen wegen des Verdachts der Körperverletzung. In den Einvernahmen soll er auch zugegeben haben, seine Frau schon mehrmals geschlagen zu haben.

Über die Zurechnungsfähigkeit ist noch nicht entschieden: Er behauptet, vor der Messerattacke "ein paar Bier" getrunken und Drogen genommen zu haben. An die Tat selbst wollte er sich nicht mehr erinnern, im Gegenteil: "Er ist nur voll Selbstmitleid", schildert ein Beamter.

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