Tod im Partykeller: Leiche in Ungarn entdeckt

Im ungarischen Szentgotthard-Rabafüzes wurde ein Plastiksack ausgegraben, aus dem Leichenflüssigkeit austrat.
Jugendlicher führte Beamte zu der Stelle, an der er das Opfer mit seinem Großvater vergraben haben soll.

Der mutmaßliche Täter selbst wies den Polizisten den Weg: Dienstagmittag wurde die Leiche des 16-jährigen Marcel im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet gefunden. Der Kärntner wurde vor zehn Tagen in Graz erschossen.

Tod im Partykeller: Leiche in Ungarn entdeckt
Der gleichaltrige Verdächtige wurde zu einer Art Ortsaugenschein nach Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn gebracht. Der Jugendliche konnte die exakte Stelle zeigen, an der die Leiche vergraben war: Die Beamten entdeckten in dem Waldstück einen schwarzen Müllsack, aus dem Leichenflüssigkeit austrat, bestätigte der Grazer Staatsanwalt Hansjörg Bacher.
Tod im Partykeller: Leiche in Ungarn entdeckt
APA19168156-2_01072014 - SZENTGOTTHARD-RABAFÜZES - UNGARN: ZU APA0423 VOM 01.07.2014 - Im Zusammenhang mit dem Fall einer Vergewaltigung und Tötung in einem Grazer Partykeller ist am Dienstag, 01. Juli 2014, in Ungarn eine Leiche gefunden worden. Wie die Staatsanwaltschaft Graz bekannt gab, wurde ein Plastiksack, aus der Leichenflüssigkeit austrat, in einem Wald in Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn nahe der Grenze ausgegraben. Im Bild: Ermittler an der Straße vor dem Fundort. FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

Noch fehlt das Ergebnis der Obduktion, sie soll im nächstgelegenen gerichtsmedizinischen Institut vorgenommen werden. Doch laut Bacher handle es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um die Leiche des Villachers. Spätestens heute, Mittwoch, soll das Ergebnis vorliegen.

Rache nach Missbrauch

Tod im Partykeller: Leiche in Ungarn entdeckt
APA19168244-2_01072014 - SZENTGOTTHARD-RABAFÜZES - UNGARN: ZU APA0423 VOM 01.07.2014 - Im Zusammenhang mit dem Fall einer Vergewaltigung und Tötung in einem Grazer Partykeller ist am Dienstag, 01. Juli 2014, in Ungarn eine Leiche gefunden worden. Wie die Staatsanwaltschaft Graz bekannt gab, wurde ein Plastiksack, aus der Leichenflüssigkeit austrat, in einem Wald in Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn nahe der Grenze ausgegraben. FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Durch die Obduktion dürfte sich nun auch endlich der Tatablauf nachvollziehen lassen. Wie berichtet, soll eine Party in Graz-Geidorf wegen Drogenmissbrauchs eskaliert sein: Eine 14-Jährige soll vergewaltigt worden sein, angeblich von Marcel, danach auch vom 16-jährigen Grazer. Der wiederum soll von Marcel dazu gezwungen worden sein: Aus Rache habe der Jugendliche Marcel deshalb mit einer Waffe seines Großvaters erschossen.

Dafür gibt es allerdings bisher nur die Aussagen des traumatisierten Mädchens sowie des jugendlichen Grazers. Offen ist ebenfalls noch, ob weitere Personen bei der Party waren. Auch die Art der Drogen, die konsumiert wurden, steht noch nicht fest, toxikologische Untersuchungen stehen noch aus.

Der 16-Jährige wurde jedenfalls wie sein Großvater wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft genommen: Der 86-Jährige soll geholfen haben, die Leiche in Ungarn zu vergraben. Die beiden sollen die Leiche mit dem Wagen der Mutter des 16-Jährigen weggebracht haben, darin sollen DNA-Spuren des Villachers entdeckt worden sein: Da auch das Opfer nach Straftaten amtsbekannt war, konnte ein Abgleich stattfinden.
Ermittelt wird nun aber auch noch gegen eine weitere Person: Die Mutter des 16-Jährigen steht unter Verdacht. Sie könnte geholfen haben, den Fall zu vertuschen, heißt es seitens der Justiz.

Kur

Am Mittwoch wurde aber zunächst de Jugendliche in Bad Vöslau in NÖ festgenommen: Dort soll seine Mutter zur Kur gewesen sein.
Die erste Suchaktion nach der Leiche verlief am Wochenende aber noch ergebnislos, die Ortsangaben des Großvaters waren nicht genau genug. Er war Sonntag mit den Beamten in dem Grenzgebiet in der Nähe von Heiligenkreuz, dürfte aber die Stelle nicht mehr wiedergefunden haben.

Der Jugendliche indes führte die Beamte direkt dorthin: Ein kleines Waldstück knapp außerhalb der Ortschaft Rabafüzes, einen Kilometer von der österreichischen Staatsgrenze entfernt.

Gestern, Montag, hob die Staatsanwaltschaft Graz ihre Informationssperre auf und bestätigte, was Medien längst berichteten: Vor einer Woche wurde der 16-jährige Marcel aus Villach bei einer Feier in Graz getötet, die wegen Drogenmissbrauchs völlig aus dem Ruder gelaufen sein soll.

Der mutmaßliche Täter ist selbst erst 16 Jahre alt: Der Jugendliche sitzt, wie sein Großvater, wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft. Der 86-Jährige soll geholfen haben, Marcels Leiche zu verstecken. Gefunden wurde sie noch nicht: Sie soll an der österreichisch-ungarischen Grenze verscharrt worden sein. Doch an der Stelle, die die Verdächtigen nannten, wurde nichts entdeckt. Im Wagen der Mutter des Jugendlichen wurden allerdings DNA-Spuren gefunden, die vermutlich vom Opfer stammen dürften.

Traumatisiertes Opfer

Nun muss die Justiz klären, ob neben den bisher bekannten drei Jugendlichen noch weitere Zeugen gibt. „Wir müssen das erst abchecken, ob noch weitere Personen dabei waren“, sagt Thomas Mühlbacher, Leiter der Staatsanwaltschaft Graz. Die bisher einzige Zeugin ist selbst Opfer und traumatisiert: Die 14-Jährige soll vom 16-jährigen Grazer vergewaltigt worden sein weil Marcel den Burschen dazu gezwungen habe. Aus Rache habe der ihn dann erschossen.
Es kursiert aber eine zweite Version: Nicht der Grazer habe die Schülerin missbraucht, sondern der Villacher. Als Marcel auch den Grazer mit einer Gaspistole dazu zwingen wollte, habe er den Peiniger getötet.

Allerdings gibt es dafür laut Justiz nur die Aussage des Mädchens. „Das Problem ist, dass wir zum Tathergang selbst noch keine Beweise habe“, betont Mühlbacher. Die 14-Jährige konnte außerdem noch nicht konkret befragt werden.
Aufgeflogen ist der Fall stückchenweise: Das Mädchen zeigte eine Vergewaltigung an und schilderte dabei auch, dass jemand erschossen worden sei. Doch als die Polizei in dem Kellerraum des Hauses in Graz-Geidorf kam, waren dort keine Spuren. Weil Drogen im Spiel waren, dürften ihre Angaben zunächst als eher unwahrscheinlich eingestuft worden sein.

Beide Burschen sowohl Opfer als auch mutmaßlicher Täter haben trotz ihrer Jugend bereits ein längeres Vorstrafenregister.

Mehr als eine Woche ist seit der grauenvollen Bluttat an einem 16-Jährigen in Graz vergangen – bislang übten sich Polizei sowie Staatsanwaltschaft eisern in Schweigen. Am Montag aber wurde die Informationssperre beendet. Der Leiter der Grazer Staatsanwaltschaft, Thomas Mühlbacher, bestätigte die Vergewaltigung und den Mord bei einer Drogenparty. "Der Fall ist heikel, weil alles Jugendliche sind", so Mühlbacher. Die Leiche des 16-Jährigen, die angeblich in Ungarn vergraben wurde, ist noch nicht gefunden worden.

Bestätigt wurde von der Staatsanwaltschaft die Festnahme des mutmaßlichen Täters wegen Mordverdachts und seiner Großvaters wegen Verdachts der Beweisunterdrückung und Störung der Totenruhe. Man habe in Begleitung des Seniors die Örtlichkeit bei Rabafüzes, wo die Leiche vergraben worden sein soll, untersucht, sei bisher aber noch nicht fündig geworden, erklärte Sprecher Hansjörg Bacher. Der ebenfalls 16-jährige mutmaßliche Täter sei noch nicht einvernommen worden.

Opfer vertraut sich Ärzten an

Ebenso bestätigt wurde, dass der Fall durch die Aussagen des Vergewaltigungsopfers gegenüber Ärzten ins Rollen gekommen ist. "Das hat sehr abenteuerlich geklungen", so Bacher. Eine erste Hausdurchsuchung in dem Haus in Graz-Geidorf, in dessen Keller die Verbrechen passiert sein sollen, habe den Verdacht zunächst nicht erhärtet. Erst später sei man auf Spuren gestoßen, die auf einen gereinigten Tatort hinwiesen.

"Über den Tathergang können wir keine Details mitteilen", so Bacher unter Hinweis darauf, dass eine Einvernahme der traumatisierten Zeugin noch nicht erfolgt ist und auch Aufschlüsse gerichtsmedizinischer Art - infolge der bisher nicht gefundenen Leiche - fehlten. Vieles sei noch "in Schwebe".

Eine allfällige Beteiligung der Mutter des 16-Jährigen, in deren Auto die Leiche von Enkel und Großvater abtransportiert worden sein soll, sei noch Gegenstand von Ermittlungen.

Neue Details durchgesickert

Bereits am Wochenende sickerten neue Details zum Mord im Keller eines Altbaus im Stadtteil Geidorf durch. Wie berichtet, ist in der Nacht auf vergangenen Sonntag eine Drogenparty in der Kellerwohnung völlig eskaliert. Der 16-jährige Grazer Sebastian S. soll von seinem gleichaltrigen Kärntner Freund Marcel mit vorgehaltener Gaspistole dazu gezwungen worden sein, die gemeinsame 14-jährige Freundin zu vergewaltigen. Nachdem er dies auch getan hatte, soll Sebastian in einer Art Ausnahmezustand ein Gewehr aus der darüberliegenden Wohnung seines Großvaters geholt und Marcel erschossen haben.

In Bad Vöslau in NÖ, wo sich die Mutter des mutmaßlichen Schützen gerade auf Kur befand, wurden in ihrem Auto blutige Müllsäcke, ein blutiges Teppichstück vom Tatort sowie Werkzeug zum Graben gefunden - der KURIER berichtete.

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