Tiroler Stau-Botschaft an Bayern

Symbolbild
Mit einer Lkw-Obergrenze will das Land den Transit bremsen. Am Freitag gibt es einen Testlauf.

Die bayerische Polizei warnt bereits: Verkehrsteilnehmer müssten am Freitag auf der deutschen Inntalautobahn (A93) Richtung Süden mit "erheblichen Verkehrsbehinderungen" rechnen. Grund ist eine Maßnahme, die das Land Tirol bereits Anfang des Monats geprobt hat und für die es nun am Tag nach dem Nationalfeiertag einen weiteren Testlauf gibt: Blockabfertigung für Lkw.

Unmittelbar hinter der Grenze zu Bayern wird bei Kufstein ein Checkpoint eingerichtet. Und hier lässt die Tiroler Polizei dann ab fünf Uhr nur noch 250 bis 300 Lkw pro Stunde passieren. Das Datum ist nicht zufällig gewählt. An Feiertagen gilt für Lkw ein Fahrverbot. Tags darauf rollt der Verkehr dann in der Regel um so heftiger an. Vergangenes Jahr fuhren am 27. Oktober bis zu 600 Lkw pro Stunde nach Tirol ein.

Derartige Verkehrslawinen sorgen auf der ohnehin ganzjährig enorm befahrenen Inntalautobahn (A12) stets für massive Staus, die heuer zu Pfingsten zu einem regelrechten Kollaps führten. Die Blockabfertigung bei Kufstein soll dazu führen, dass die Staus dort entstehen, wo die Fahrzeuge herkommen: in Bayern. Die dortige Polizei rechnet damit, dass die Staus bis auf die Autobahn München-Salzburg zurückreichen können. Das wären 25 Kilometer und mehr.

Das klingt nach Floriani-Prinzip. Und tatsächlich ist es eine eindringliche Botschaft an die bayerische Politik: "Wir haben klargestellt, dass für uns die Belastbarkeitsgrenze erreicht ist", sagt Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in Richtung der Nachbarn.

Keine Unterstützung

Von denen wurde man im heurigen Frühjahr vor den Kopf gestoßen. Der aus Bayern stammende Verkehrsminister Deutschlands, Alexander Dobrindt (CSU), hatte damals angekündigt, die Bahn-Zulaufsstrecken für den Brenner-Basis-Tunnel (BBT) in Bayern erst in 20 Jahren bauen zu wollen. Der BBT soll hingegen schon 2026 in Betrieb gehen und dann dazu beitragen, dass der Lkw-Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert wird.

Gleichzeitig gibt es auf deutscher Seite aber auch keine Bereitschaft, die Mautkosten für Lkw nach oben zu schrauben. Das wäre nach Ansicht von Experten aber notwendig, um den sogenannten Umwegtransit durch Tirol und über den Brenner zu beenden. "Wir gehen davon aus, dass es sich bei rund 800.000 LKW um so ein Umwegtransit handelt, die eigentlich schneller über andere Routen wie etwa durch die Schweiz wären", sagt Platter.

Die Mautkosten zwischen dem deutschen Rosenheim und dem italienischen Verona (41,2 Cent/km) sind derzeit nur halb so hoch wie bei einer Fahrt über den Schweizer Gotthardpass. Mit derzeit jährlich rund 2,1 Millionen Lkw-Fahrten durch Tirol – Tendenz steigend – schluckt das Land rund 40 Prozent des gesamten Güterschwerverkehrs durch die Alpen. Zumindest für den Freitag zeichnet sich ab, dass die Frächter zum Teil ausweichen werden.

Dauerlösung

Im Auftrag des Landes arbeitet indes der Europarechtsexperte Walter Obwexer an einer EU-konformen Regel, mit der Tirol die nun getestete Lkw-Obergrenze dauerhaft einführen könnte. Mit den Nachbarn im Süden – den italienischen Provinzen Südtirol und Trentino – gibt es indes das informelle Einverständnis, das dort die Maut für Lkw erhöht werden soll.

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