Tirol zeigt Olympia die Rote Karte

Die Befürworter einer Neuauflage von Winterspielen in Tirol tourten mit großem Aufwand durch das Land. In den 90er-Jahren erteilten die Bürger Olympia zwei Mal eine Absage.
Stadt Innsbruck und das Land erteilten einer Kandidatur für Winterspiele 2026 eine Absage.

Es war am Sonntag lange das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Lagern der Olympia-Gegner und der Befürworter. Kurz bevor die Ergebnisse der letzten großen Tiroler Gemeinden am Sonntagabend eintrudelten, hatte das Nein-Lager bereits knapp die Nase vorne. Das Votum der Innsbrucker zerpulverte auf den letzten Metern endgültig die Hoffnungen jener, die Olympische Winterspiele 2026 zum dritten Mal nach Tirol holen wollten. Rund 53 Prozent der Tiroler erteilten bei der Volksbefragung einer Kandidatur eine letztlich doch klare Absage.

Heute, Montag, werden zwar noch die Stimmkarten ausgezählt. Aber auch die Fackelträger des Tiroler Olympia-Projekts wollten am Sonntag nicht mehr an ein Wunder glauben. "Das tief sitzende Unbehagen weiter Teile der Bevölkerung gegen das IOC und seine jahrzehntelange Gigantomanie konnte nicht in wenigen Monaten abgebaut werden", erklärte sich Landeshauptmann Günther Platter, der sich für eine Bewerbung stark gemacht hatte, den Ausgang.

Tirol zeigt Olympia die Rote Karte
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Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer fand keine Worte des Bedauerns. Sie bezeichnete eine dritte Auflage zwar in den vergangenen Woche zwar ebenfalls als "große Chance". Ihr bleibt nun aber ein politisches Dilemma erspart. Die Innsbrucker Bevölkerung erteilte Olympischen Spielen bereits in den 1990er-Jahren zwei Mal eine Absage. 1997 kippte das Innsbrucker Nein sogar ein landesweites Ja. Dieses Mal gewährte die Politik keine Veto-Funktion. Bei einem Tiroler Ja und einem Innsbrucker Nein, hätte die Stadtchefin sich über den Wunsch ihrer Bürger hinwegsetzen müssen. Sie hofft 2018 auf eine Wiederwahl. Beim ÖOC saß der Stachel tief. Generalsekretär Peter Mennel gab das in einer ersten Stellungnahme unverhohlen zu: "Ich bin persönlich über den negativen Ausgang der Volksabstimmung enttäuscht, das lässt sich nicht leugnen."

Entgegengesetzt war die Stimmung bei der Tiroler Oppositionspartei Liste Fritz, die sich als einzige Landtagsfraktion offensiv gegen Winterspiele ausgesprochen hatte. "Die Bevölkerung hat dieses Projekt endgültig abgedreht. Das Ergebnis ist deutlich ausgefallen, vor allem, weil Stadt und Land dagegen gestimmt haben", erklärte gestern Klubobfrau Andrea Haslwanter-Schneider.

Beide Seiten hatten mit einem knappen Ausgang gerechnet. Am hellsten leuchtete das Olympische Feuer im ländlichen Tirol. Doch selbst in ausgewiesenen Tourismusregionen gab es Skepsis.

Kitz gegen Olympia

So etwa in Kitzbühel, dessen jährliches Skispektakel am Kitzbüheler Hahnenkamm als das größte Aushängeschild für den Tiroler Wintertourismus gilt. Die Stadt, die selbst nicht als Austragungsort vorgesehen wäre, stimmten 52,4 Prozent der Bürger bei der Olympia-Volksbefragung am Sonntag gegen eine Kandidatur.

Ganz anders das Bild in den Ski-Hochburgen Ischgl, Mayrhofen und Sölden, wo es satte Mehrheiten für eine Bewerbung von Innsbruck-Tirol gab. Und das obwohl auch in diesen Gemeinden kein einziger Bewerb stattgefunden hätte.

Einen Monat lang versuchten jene, die Winterspiele nach Tirol holen wollten, die Skeptiker zu überzeugen. Olympia-Botschafter sollten auf einer Info-Tour durchs Land, die im Endspurt in eine Werbekampagne abdriftete, die Begeisterung für die fünf Ringe entfachen. Selbst das Versprechen, dass der Event ohne Steuergeld über die Bühne gehen hätte sollen, reichte nicht aus, um Euphorie bei den Tirolern auszulösen

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