Mit Karin Seiler steht seit März erstmals eine Frau an der Spitze der Tirol Werbung. Nach zwei für den Tourismus schwierigen Jahren sind die Herausforderungen für sie groß. „Wenn nichts weiter passiert, davon gehen wir jetzt mal aus, können wir uns auf einen guten Sommer freuen“, zeigt sich Seiler am Dienstag bei einer Pressekonferenz zu den Saisonaussichten optimistisch.
Der Kernauftrag der Tirol Werbung ist, Gäste ins stark vom Tourismus abhängige Bundesland zu lotsen. Doch der Erfolg hängt in der Branche in ganz Österreich auch davon ab, ob die Betriebe genug Mitarbeiter finden. Der Mangel ist groß. Und darum bekommt Seiler nun von der Politik ein zusätzliches Aufgabenfeld:
„Das Werben um Mitarbeiter wird auch eine Aufgabe der Tirol Werbung sein“, kündigte Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter bei dem Medientermin an.
In erster Linie sollen Österreicher für das Arbeiten im Tourismus gewonnen werden. Darüber hinaus werden die Fühler aber auch in andere EU-Länder ausgestreckt – insbesondere in jene mit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Als Beispiel nannte Platter Spanien.
„Schon in diesem Sommer werden die ersten jungen Menschen aus Portugal kommen“, berichtete Tirols Tourismus-Spartenobmann Mario Gerber. Für ihn ist klar, dass es Sprachbarrieren geben wird und es künftig keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass Mitarbeiter Deutsch sprechen. „Die englische Sprache muss im Tourismus akzeptiert werden“, sagte Gerber nüchtern.
Corona hat den schon vor der Pandemie bestehenden Mitarbeitermangel verschärft: So gab es weniger Neueinsteiger, altgediente Kräfte wechselten die Branche oder das Arbeitsland. Darum ist für den Tourismus derzeit nicht nur die Frage, wie viele Gäste kommen, sondern auch, wie viele Mitarbeiter gibt es, um die Urlauber zu umsorgen.
Keine Vollbelegung
„In manchen Regionen werden bereits die Angebote eingeschränkt“, erklärte Gerber, worauf die Situation hinausläuft. Laut Platter werden etwa „manche Häuser nicht mehr voll belegt“. Seiler sieht auch längerfristige Tendenzen – zum Beispiel, dass Hotels Zimmer zu Appartements umbauen, um mit weniger Personal auskommen zu können.
Große Betriebe haben längst eigene Rekrutierungsbüros, bauen schicke Personalhäuser, bieten flexiblere Arbeitszeiten und versuchen, auch mit allerhand Zuckerln für die Freizeitgestaltung zu locken. Um da mithalten zu können, „müssen sich kleinere Betriebe zusammenschließen“, rät Platter.
Laut AMS-Daten fehlen im Tourismus aktuell rund 15.500 Mitarbeiter, die Branche spricht von bis zu 35.000. Die Hochsaison und damit der größere Bedarf kommt ja erst noch.
Kommentare