Tipps gegen Hitze im Netz: Warum manche mehr schaden als helfen

Tipps gegen Hitze im Netz: Warum manche mehr schaden als helfen
Es bleibt sehr heiß. Meteorologe Jörg Kachelmann warnt vor falschen Ratschlägen, die im Internet kursieren.

Fenster: auf oder zu? Jalousien: rauf oder runter? Ventilator: gut oder böse?

Hitzewellebedingt wird über derlei Fragen in den sozialen Medien aktuell – natürlich hitzig – debattiert. Persönliche Patentrezepte werden eifrig verteidigt, auch wenn manche Tipps tatsächlich mehr schaden als helfen.

Einer, der sich rege an diesen Diskussionen beteiligt und vor falschen Tipps warnt, ist der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann. „Alte Menschen können sogar sterben, wenn sie sich an diesem Aberglauben orientieren“, sagt er im KURIER-Interview, und warnt daher vor dieser „kollektiven Deppertheit“.

Tipps gegen Hitze im Netz: Warum manche mehr schaden als helfen

Jörg Kachelmann

Oft lese man, bei Verwendung eines Ventilators drohe ein steifes Genick: „Unsinn. Es gibt keinen steifen Nacken“, kommentiert Kachelmann. „Dieser Durchzug ist nichts anderes als ganz normaler Wind. So mancher freut sich auf den Kanaren bei Windstärke 7 über die erfrischende Brise, fürchtet sich aber vor dem Ventilator.“

Tipps gegen Hitze im Netz: Warum manche mehr schaden als helfen

Ventilatoren seien jedenfalls empfehlenswert

Ebenso sei die Rede davon, die Hitze auszusperren, sprich: Fenster und Türen geschlossen zu halten. „Das funktioniert nur, solange niemand Zuhause ist“, erklärt er. Die Anwesenheit eines Menschen wirke in etwa wie eine 80-Watt-Heizung. Temperatur und Luftfeuchtigkeit steigen, der Sauerstoff werde weniger. Verschärfend wirke das Aufhängen nasser Handtücher : Das kühle nicht, sondern erhöhe die Luftfeuchtigkeit weiter.

„Stellen Sie sich vor: 27 Grad, eine hohe Luftfeuchtigkeit, wenig Sauerstoff – das schafft ein älterer Mensch nicht“, warnt Kachelmann. Daher rät er: „Rollos runter, sonst alles aufreißen. Und Oma oder Opa einen Ventilator vor die Nase stellen.“

Prognose

Tipps, die man jedenfalls auch in den kommenden Tagen beherzigen kann: Am Dienstag wurden in Innsbruck 36,7 Grad gemessen. Bisher war es im Juni in Tirol erst einmal so heiß, nämlich 2012 in Imst (mit 36,6 Grad). Für Mittwoch werden 28 bis 38 Grad erwartet, selbst in 2.000 Metern Höhe gibt es bis zu 25 Grad. Ähnlich am Donnerstag, da werden 28 bis 37 Grad prognostiziert.

Vergleichbare Temperaturen wurden etwa am Dienstag in Neu-Delhi (36 Grad), im Tschad (37 Grad) oder in Mali (38 Grad) gemessen.

Und es geht noch heißer – und zwar in Europa: Die Südströmung, die warme Luft aus dem Nordwesten Afrikas nach Europa bringt, sorgt in Spanien, Frankreich und Deutschland in den kommenden Tagen für rund 40 Grad.

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Abkühlung

Verständlich also, dass alle Abkühlung suchen und entsprechende Tipps Thema im Internet sind. Weniger umstritten, aber ebenso beliebt sind Tipps für kühle Ausflugsziele und Urlaubsorte.

In Köln etwa strömen derzeit viele Besucher in den Dom, da es dort angenehme 21 Grad hat. Das Problem: Viele von ihnen sind nur leicht bekleidet, mancher Mann kam gar mit freiem Oberkörper. Die Ordnungshüter des Doms hatten aber rasch eine Lösung parat: Sie verteilten Tücher, um zu viel nackte Haut zu bedecken.

Alternativ empfohlen werden Reisen südlich des Äquators: Da dort derzeit Winter ist, herrschen etwa in Kapstadt in Südafrika Temperaturen um die 18 Grad.

Rascher verfügbar und billiger ist freilich kühles Wasser. Sogar die Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn kühlen sich mithilfe von löchrigen Wasserschläuchen ab.

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Ein Orang-Utan in Schönbrunn

Und auch zahlreiche heimische Badeseen bieten (noch) erfrischende Temperaturen: etwa der Altausseer See (17 Grad), der Traunsee (18 Grad) oder der Lunzer See (21 Grad).

Wer dann friert, kann sich rasch wieder aufwärmen. Und sei es bei einer hitzigen Debatte im Internet.

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