Terrorverdacht: "Schwere Straftat" geplant - Razzia in Salzburger Flüchtlingsheim
Bei einer Razzia in einer Flüchtlingsunterkunft in Fuschl im Salzburger Flachgau ist am Montag ein 25-jähriger Asylwerber aus Marokko verhaftet worden. Laut Polizei soll er "über eine schwere Straftat im Zeitraum zwischen Weihnachten und Silvester 2016 in Salzburg" gesprochen haben. Ein bisher unbekannter Informant soll dazu im November Hinweise gegeben haben. Unterstützt wurde die Polizei bei dem mehrstündigen Einsatz von der Cobra und dem Verfassungsschutz.
Die Beamten durchsuchten mithilfe von Spürhunden den Pfarrhof, in dem zuletzt neun Männer untergebracht waren. Auch Sprengstoffexperten wurden der Razzia beigezogen. Laut Polizei fanden die Ermittler in dem Haus elektronische Datenträger, mehr als 8000 Euro Bargeld und eine geringe Menge Suchtgift. Sprengstoff wurde bei der Durchsuchung am Montagvormittag keiner gefunden. Von insgesamt neun gesuchten Personen seien sieben in Fuschl aufgegriffen worden. Bezüglich der "schweren Straftat" konzentrieren sich die Befragungen derzeit auf den 25-Jährigen aus Marokko. Gegen weitere Verdächtige liegen laut Polizei Ermittlungsergebnisse wegen Suchtgifthandels vor.
Zu den näheren Hintergründen, etwa ob der Verdächtige wie zunächst vom ORF Salzburg kolportiert, womöglich mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sympathisierte, hielt sich die Polizei am Montag noch bedeckt. Auch die Staatsanwaltschaft Salzburg, die den Zugriff angeordnet hatte, wollte zum weiteren Ermittlungsverfahren keinen Kommentar abgeben.
"Top integrierte Jungs"
Mitbekommen hat man den Polizeieinsatz auch im Kindergarten der Gemeinde, der unmittelbar neben dem Pfarrhof liegt. Eltern hatten gerade ihre Kinder abgeliefert, als der Polizeieinsatz angelaufen war, schilderte Bürgermeister Franz Vogl. Die Aufregung unter den Eltern und den Kindern habe sich aber in Grenzen gehalten. Er reagierte entsetzt auf die Festnahmen. "Bei uns sind die Jungs top integriert. Sie haben bei uns in der Gemeinde mitgeholfen", sagte Vogl. Pensionierte Deutschlehrer hätten mit den Männern die Sprache gelernt. "Die haben den Willen gehabt zur Integration."
Die neun Männer aus Marokko, Afghanistan, dem Irak und Iran sind dort seit gut einem Jahr untergebracht. Betreut werden sie vom Roten Kreuz. "Ich bin total überrascht. Das Quartier hat bisher sehr gut funktioniert", meinte Landesgeschäftsführerin Sabine Kornberger-Scheuch.
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