Taxi-Mord: Familie kritisiert Mordermittlungen

Links der Tatort 1994 in Elsbethen. Dort wurde Taxilenker Kurt Becker (oben links) geschlagen und in einen Bach geschleift.
Der Mörder von Kurt Becker wurde schon 1994 verdächtigt, die Indizien reichten aber nicht.

Erleichterung, aber auch Schock, weil alte Wunden wieder aufgerissen werden – das empfindet die Familie Becker jetzt, da der Mord an ihrem Ehemann und Vater Kurt nach 19 Jahren endlich aufgeklärt ist. "Was damals passiert ist, haben wir in eine Schublade gesteckt und konnten es nie verarbeiten. Jetzt ist das endlich möglich", sagt die Witwe.

Wie berichtet, soll der damals 22-jährige Markus K. aus dem Tennengau den 43-jährigen Taxilenker Kurt Becker am 27. Dezember 1994 zu einer Waldlichtung in Elsbethen bei Salzburg gelotst, geschlagen, ausgeraubt und in einem Bach ertränkt haben. Und das wegen einer Beute von 8000 Schilling, umgerechnet 580 Euro.

K. hat drei Jahre später Selbstmord begangen.

Indizien reichten nicht

Ein Handabdruck, der 1994 im Taxi abgenommen wurde, führte 2013 dank modernster Kriminaltechnik zu einem Treffer in einer holländischen Datenbank. K. war dort wegen eines Eigentumsdelikts aktenkundig geworden. Für die Cold Case Ermittler steht damit fest: Markus K. war jener Fahrgast, der den Raubmord begangen hat.

Für die Familie Becker kommt das aber 19 Jahre zu spät. "Wir sind überzeugt, dass man diesen Fall schon viel früher hätte lösen müssen", sagt die Witwe, die wie ihre beiden Töchter, heute 31 und 35 Jahre alt, anonym bleiben möchte. Die Familie wird vom Weißen Ring psychologisch betreut. Rechtsanwalt Stefan Rieder, Landesstellenleiter der Opferschutzorganisation, hilft ihnen bei der Aufarbeitung der Ermittlungsdetails.

Und die sind durchaus interessant: Der damals 22-Jährige galt nämlich schon zu Beginn der Ermittlungen als Verdächtiger. Der Gelegenheitsarbeiter wohnte zeitweise auf einem Bauernhof in der Nähe des Tatorts, wurde drei Mal von der Gendarmerie einvernommen. Weder die Fußspuren, die vom Taxi zum Bach und von dort zu dem Bauernhof führten, noch eine Goldkette im Taxi, die ihm gehört haben könnte, reichten als Indizien aus. Der 22-Jährige dürfte unter anderem wegen eines irreführenden Phantombildes von der Liste gestrichen worden sein. Stattdessen hatte man die Witwe im Visier. "Man hat mich behandelt wie eine Lügnerin, als hätte ich etwas mit dem Mord zu tun. Neben dem Verlust meines Mannes war das wohl das Schlimmste."

Täter beging Suizid

Markus K. reiste nach dem Mord unbehelligt nach Griechenland, beging dann einige Pkw-Einbrüche in Salzburg und knackte Schrebergartenhütten in Wien. Er führte einen "aufwendigen Lebensstil", heißt es in der Polizeiakte. Als er sich 1997 das Leben nahm, wurde er per Haftbefehl gesucht. Seine stark verweste Leiche wurde erst im Jahr 2000 an einem abgelegenen Ort in Niederösterreich gefunden.

Wäre er 1994 schon gefasst und verurteilt worden, wäre er jetzt, fast 20 Jahre später, schon wieder kurz vor seiner Freilassung. "Obwohl es mir lieber gewesen wäre, man hätte ihm den Prozess gemacht, bin ich froh, dass er nicht mehr lebt. Wenigstens kann ich ihn jetzt nicht mehr zufällig auf der Straße treffen", sagt die Tochter des Ermordeten.

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