Kroatien-Rückkehrer: Nur fünf bisher positiv in Wien getestet

Kroatien-Rückkehrer: Nur fünf bisher positiv in Wien getestet
Die ersten 400 Testungen vom "Walk in and Drive" wurden ausgewertet, fünf davon sind positiv. Am Montag hielten sich noch 30.000 Österreicher in Kroatien auf.

Bevor die Reisewarnung für Kroatien in Kraft getreten ist, verließen tausende Österreicher am vergangenen Wochenende das Adrialand. Am Montag hielten sich 30.000 österreichische Staatsbürger in Kroatien auf, noch am Freitag waren es noch rund 40.000, berichtete das Nachrichtenportal Index mit Bezug auf das Registrierungssystem für Touristen, eVisitor.

In dem eigens eingerichteten Coronavirus-Testcenter am Vorplatz des Ernst-Happel-Stadion wurden bisher 400 Testungen ausgewertet, nur fünf Tests sind positiv. Gestern, Dienstag, wurden 1.392 Proben im Walk in und Drive entnommen. Die Station hat im Regelbetrieb von 6.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. Heute war man aufgrund der Reiserückkehrer bis 2:30Uhr im Einsatz. Die Einrichtung ist hauptsächlich für Kroatien-Rückkehrer gedacht.

Bisher mehr als 3.000 Testungen

Die Teststraße wurde am Sonntag geöffnet, sie ist zumindest laut derzeitigem Plan noch bis Ende der Woche in Betrieb. Eine Verlängerung ist jedoch denkbar, wie es kürzlich hieß. Der Andrang ist weiter enorm. Mehr als 3.000 Tests wurden dort laut Rathaus bereits durchgeführt.

"Vom 14. bis 16. August sind 9.670 österreichische Bürger nach Kroatien eingereist, 7.291 sind aus dem Land ausgereist", teilte unterdessen das kroatische Innenministerium auf APA-Anfrage mit. Noch eine Woche zuvor reisten laut Statistik der Grenzpolizei deutlich mehr Österreicher nach Kroatien ein als aus. Im Zeitraum von 7. bis 9. August kamen 14.600 österreichische Bürger nach Kroatien, 4.884 verließen in dieser Periode das Land.

Grenzstaus wegen Kontrollen erwartet 

Die drei großen Kärntner Grenzübergänge - Karawanken- und Loibltunnel zu Slowenien sowie der Autobahnübergang Thörl-Maglern zu Italien - werden am kommenden Wochenende "durchgehend" von Freitag bis Montag, jeweils 6.00 Uhr, kontrolliert. Das kündigte Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) am Mittwoch gegenüber Journalisten an. Staus werden befürchtet.

Man bemühe sich, dort jeweils zwei bis drei Teams zu bilden, die den Verkehr auf Stränge aufgeteilt bearbeiten. Dafür werden auch jene 45 Soldaten eingesetzt, die Polizei und Gesundheitsbehörden im Grenzeinsatz unterstützen. Verstärkung vom Bundesheer soll frühestens nächste Woche kommen, den Berechnungen der Bezirkshauptmannschaften zufolge werden 80 zusätzliche Soldaten benötigt - laut Prettner könnten es aber "durchaus auch mehr" sein. Mit ihrer Hilfe sollen dann auch die Kontrollen an den kleineren der insgesamt 13 Kärntner Grenzübergänge von bisher stundenweise auf 24 Stunden täglich ausgedehnt werden.

"Wir werden uns bemühen, so viel wie möglich zu kontrollieren", sagte Prettner. Der Fokus liege auf Fahrzeugen mit österreichischem Kennzeichen und darauf, mögliche Coronavirus-Infizierte zu entdecken, was einen erhöhten Zeitbedarf bedeute, etwa wenn Heimquarantänen verhängt werden müssen. Mit den Kontrollen, den begrenzten Kapazitäten dafür und dem erwarteten Verkehrsaufkommen rechnen die Verantwortlichen mit Staus und damit verbunden Sicherheitsrisiken. Entlang der Autobahn aus Italien gibt es etwa einige Tunnel.

 

Der Chef des kroatischen Tourismusverbands (HUT), Veljko Ostojic, sagte gegenüber Index, dass die Hälfte der Österreicher, die am Wochenende aus dem Adrialand ausreiste, das wegen der Reisewarnung getan habe, für die andere Hälfte sei wahrscheinlich der Urlaub zu Ende gegangen.

Die bei den Österreichern beliebtesten kroatischen Urlaubsorte sind laut dem nationalen Fremdenverkehrsbüro (HTZ) die Halbinsel Istrien, die Gespanschaft Primorje-Gorski Kotar mit den Inseln Krk, Cres, Rab und Losinj sowie die Gespanschaft Zadar in Norddalmatien. In Zadar spürt man bereits die Auswirkungen der Reisewarnung. Österreichische Gäste, die bisher einen Anteil von 30 Prozent ausmachten, verlassen nun massenhaft die Küste, sagte Daniel Radeta, Vorsitzende der dortigen Vereinigung von Privatvermietern, zu Index. Österreicher seien wegen der Reisewarnung zurück in ihre Heimat geeilt, gleichzeitig würden weitere Buchungen aus Österreich gekündigt, so Radeta.

Reisewarnung sorgte für Kritik 

Die Entscheidung der österreichischen Behörden, die Reisewarnung für Kroatien einzuführen, werde nach Einschätzung der HTZ "sicherlich zu Reduzierung des Touristenverkehrs aus dem österreichischen Markt beitragen", hieß es gegenüber Index. Im August waren österreichische Urlauber bisher für mehr als 650.000 Übernachtungen verantwortlich, was etwa 60 Prozent des Ergebnisses aus dem gleichen Zeitraum im Vorjahr entspricht. Im Juli realisierten Österreicher nach Daten der HTZ über eine Million Nächtigungen (55 Prozent des Ergebnisses aus Juli 2019).

Obwohl Österreich der Bitte Kroatiens, anstatt der Reisewarnung für das ganze Land nur eine partielle auszusprechen, eine Absage erteilt hat, hofft man in dem Adrialand, dass sich Wien dies noch anders überlegen könnte. "Angesichts der neuen Maßnahmen des Krisenstabs erwarten wir, dass Österreich die Meinung bezüglich Kroatien ändern könnte", sagte Tourismusministerin Nikolina Brnjac am Dienstagabend im kroatischen Fernsehen HTV.

160.000 Slowenen noch in Kroatien

Kroatische Behörden weisen darauf hin, dass nicht alle Regionen im Land im gleichen Maß von Corona-Infektionen betroffen sind und appellieren an andere Länder, dies bei ihren Maßnahmen zu berücksichtigen. Ähnlich wie Österreich bereitet auch Slowenien Verschärfungen der Einreiseregel für Kroatien vor. Nach Ankündigungen des slowenischen Regierungssprechers Jelko Kacin könnte bereits Ende dieser Woche für Kroatien-Rückkehrer eine 14-tägige Heimquarantäne eingeführt werden. Etwa 160.000 Slowenen dürften sich derzeit noch in Kroatien befinden. Die Regierung in Ljubljana wird am Donnerstag entsprechende Maßnahmen beschließen.

Nach Daten des slowenischen Instituts für öffentliche Gesundheit (NIJZ) gibt es in ganz Kroatien 33,4 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner, weshalb es laut Kacin nicht ausgeschlossen ist, dass dort bereits eine dritte Coronavirus-Welle begonnen habe. Slowenische Daten bestätigen unterschiedliche Betroffenheit der einzelnen Regionen, dennoch setzen sich slowenische Epidemiologen für einheitliche Maßnahmen für das ganze Land ein.

Wie die NIJZ-Statistik zeigt, liege unter den Urlaubsregionen nur Istrien mit aktuell 7,66 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner im grünen Bereich. In Dalmatien sind diese Zahlen deutlich höher: in der Gespanschaft Split-Dalmatien gibt es 64,5 und in der Gespanschaft Sibenik-Knin 60,9 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner. In der Region Primorje-Gorski Kotar liegt die Infektionszahl bei knapp elf und in Zadar bei 28,55 auf 100.000 Einwohner.

Kommentare