Superbowl: Die importierte Leidenschaft

Superbowl: Die importierte Leidenschaft
Das größte Einzelsportevent der Welt begeistert auch die mittlerweile zahlreichen Fans in Österreich.

Sein Geburtstag und der seiner Freundin – das sind die einzigen zwei Tage, denen Christoph Grill mehr entgegenfiebert als dem kommenden Sonntag. Die Snacks hat der 34-Jährige besorgt, der Beamer ist installiert und die Einladungen für die Party im Kellerstüberl in Wien-Donaustadt hat er vor Wochen verschickt. Denn am Sonntag findet es endlich statt: das Finalspiel der amerikanischen Football-Liga NFL, der Super Bowl.

Es ist das größte Einzelsportereignis der Welt. 103,4 Millionen Menschen haben den Super Bowl vergangenes Jahr verfolgt. Und die Begeisterung für den Sport macht längst nicht mehr an der Landesgrenze Halt. Immer mehr Österreicher sind im Football-Fieber. Rund 4800 Gäste werden etwa in der Erste Bank Arena gemeinsam das Spiel verfolgen. Diesmal treffen die Los Angeles Rams mit Jung-Spielmacher Jared Goff auf die New England Patriots. Letztere sind gemeinsam mit ihrem Quarterback Tom Brady zum dritten Mal in Folge im Endspiel der Liga.

Superbowl: Die importierte Leidenschaft

Doch woher kommt die Begeisterung für eine Sportart, die in Österreich keine Tradition hat?

Halloween des Sports

Medienhistoriker Fritz Hausjell wundert der Hype nicht. Der Import von amerikanischen Traditionen und Festen sei ja auch kein Einzelfall: Man denke an Halloween. In unzähligen Serien und Kinofilmen wurde dieser Feiertag zelebriert. Heute wundert sich in Wien niemand mehr über Kinder, die „Süßes oder Saures“ fordern. Gleiches gelte für Football. Nicht zuletzt Hollywood-Blockbuster wie „Gegen jede Regel“ oder „Blind Side“ haben zur Bekanntheit beigetragen.

Grund sei also die Amerikanisierung der Film- und Fernsehkultur.

Dazu kommen weitere Faktoren, meint Sportsoziologe Otmar Weiß. Zum einen vermittle die Sportart Werte, mit denen wir uns gerne identifizieren: Teamgeist, Fairness, Chancengleichheit.

Dem pflichtet der Wiener Football-Fan Stefan Meller bei: „Mich fasziniert dieses körperbetonte Spiel, dazu der strategische Teamsport, bei dem alle Rädchen ineinander laufen müssen.“

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Zum anderen, sagt Otmar Weiß, sei Football sehr telegen, leicht übertragbar. Und nicht zu vergessen: die Präsenz. Vor zehn Jahren sicherte sich Puls4 die Übertragungsrechte der NFL-Spiele. Die Zuseherzahlen steigen seitdem kontinuierlich an. Mittlerweile zählt der Super Bowl zu den zehn wichtigsten Sportpartien des Jahres.

Aber die Österreicher schauen Football nicht nur gern, sie spielen es mittlerweile auch: Der Österreichische Footballverband (AFBÖ) verzeichnete bei den Vereins- und Mitgliederzahlen einen Anstieg von 80 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Aktuell gibt es 74 Vereine, 8500 Mitglieder und 800 Spiele im Jahr.

Superbowl: Die importierte Leidenschaft

Ebenso wird die heimische Bundesliga (AFL) immer stärker verfolgt. 1,6 Millionen Zuschauer haben 2018 die 27-Stunden-Liveübertragungen des ORF im Lauf der Saison gesehen. Das Finale der AFL, die Austrian Bowl, war mit 5000 Besuchern in der St. Pöltner NV Arena das bis dato bestbesuchte Finale der Liga-Geschichte.

Das sind übrigens knapp sieben Prozent der Besucher, die am Sonntag im Mercedes Benz Stadium in Atlanta, Georgia, erwartet werden.

Schauen und Spielen: Football in Österreich

Große Football-Fans wissen wahrscheinlich seit Wochen, wo sie den Sonntag verbringen werden. Für alle, die spontan Lust haben:
Die größte Super-Bowl-Party Europas findet laut Veranstalter Puls 4 in der Erste Bank Arena (22., Attemsgasse 1)  statt. Mehr als 4800 Fans werden erwartet. Gäste erwartet eine All-you-can-eat-and-drink-Pauschale, Livemusik und sechs 55-Quadratmeter-Leinwände.Tickets zwischen 49 und 113 Euro.

Etwas feiner wird es wohl  im Hotel Marriott (1., Parkring 12a). Von 21 Uhr und bis Spielende wird das Buffet drei Mal  neu gedeckt – mit Klassikern der amerikanischen Küche: Hot Dogs, Zwiebelringe oder Apfelkuchen. Softdrinks und Bier inklusive. Tickets kosten hier 68,70 Euro. Dafür sieht man mit etwas Glück einen Spieler der Vienna Vikings.

Auch die Admiral Arena (2., Perspektivstraße 141) präsentiert sich am Sonntag zünftig Amerikanisch. Gästen werden Pulled Pork  Burger, Mac’N’Cheese, Chicken Wings oder Maiskolben serviert. Die Desserts sind nicht weniger klassisch: Apfelkuchen, Cheesecake und Brownies. Eintritt ab 65 Euro.

Der Hotspot für studentische Football-Fans: Die Aula der Technischen Universität (4., Karlsplatz 13) , die Wiener Super Bowl Party. In den Pausen können sich die Gäste beim Beerpong (Geschlicklichkeitstrinkspiel) verausgaben.  

Und für all jene, die den Sport einmal selbst ausprobieren möchten:
In Wien ist man da sowohl bei den Vienna Vikings als auch bei den Danube Dragons an einer guten Adresse. Beide Teams stellen je eine Mannschaft in Österreichs höchster Liga und sind auch in der Jugendarbeit sehr aktiv. In Österreichs höchster Liga spielen auch die Rangers Mödling. Weitere Informationen  finden Sie unter: www.football.at.

 

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