Neuer Blutsauger: "Super-Gelse" im Anflug
Es gehört zum Sommer wie Sonne, Eis und Freibad – das leise und nervende Summen, das einem den Besuch im Schanigarten schnell verleiden kann. In jüngster Zeit mischen sich jedoch immer mehr asiatische Töne in das Gelsenkonzert, denn die Japanische Buschmücke hat sich in Österreich festgesetzt und breitet sich immer schneller und weiter aus. Dabei verdrängt der Exot die heimische Gelse.
Schon ab März aktiv
Gelsen-Forscher Bernhard Seidel erklärt den Erfolg von Aedes japonicus, so der wissenschaftliche Name: "Sie ist auch tagaktiv, und was besonders problematisch ist: Sie ist Kulturfolger, kommt also in Siedlungen und nicht im Busch oder in Fluss-Auen vor. Außerdem startet sie ihre Brut bereits im März und endet damit im November. Sie ist also rund vier Monate länger aktiv als die Gemeine Hausgelse." Wenn die "Österreicher" im Mai ihre Eier ablegen wollen, sind die Wasserstellen oft schon besetzt. Zudem sind die "Japaner" kälteresistent: "Ich habe sie schon im November auf tausend Meter Höhe gefunden", sagt Seidel. Eigenschaften, die sie befähigen "viele einheimische Gelsenarten zurückzudrängen", meint Seidel.
"Tiger" aus Korea
Doch die Japaner sind nicht die einzigen Invasoren. "Im Burgenland habe ich asiatische Tigermücken gefunden und vor Kurzem in Kärnten eine ganz neue Art – eine koreanische Tigermücke", sagt Seidel. Nach Europa dürfte die Buschmücke so wie ihre Artverwandten in Autoreifen gekommen sein: "Man vermutet, dass sie mit aus Asien importierten Reifen eingeschleppt wurde. Diese wurden im Freien gelagert, Regenwasser blieb darin stehen und aus den Eiern schlüpften die Mücken", sagt Seidel, der Maßnahmen zur Kontrolle vermisst. "Die Massenentwicklung wird geradezu gefördert."
Gegenmaßnahmen wären teilweise einfach: Behälter, in denen sich Wasser ansammelt, wie Blumenuntersetzer, Planschbecken oder Vogeltränken wöchentlich entleeren oder Regentonnen abdecken. Weil sie schon ab dem Frühjahr und auch am Tag zusticht, ist die Buschmücke zwar lästiger als die einheimische Gelse, "gefährlicher" dürfte sie aber nicht sein. Die 17 Fälle von West-Nil-Virus seit 2010 dürften auf das Konto heimischer Gelsen gehen. Laut AGES ist "das Risiko, sich in Österreich anzustecken und zu erkranken, derzeit noch sehr gering."
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