Im Internet fertig gemacht

Kinder und Jugendliche sind von bösartigen Angriffen im Netz besonders stark betroffen.
An einem Salzburger Gymnasium wurden Schüler Opfer schweren Cybermobbings.

Das Internet gehört längst zum Alltag von Österreichs Kindern und Jugendlichen. Wie groß die Gefahr ist, in dieser virtuellen Welt reale seelische Schäden zu erleiden, hat sich nun dramatisch an einer Salzburger Schule gezeigt. Klaus Schneider, Direktor des Akademischen Gymnasium, bestätigt einen Bericht des ORF, wonach zuletzt mehrere seiner Schüler Opfer von heftigem Cybermobbing wurden. „In einem konkreten Fall war das ganz massiv.“ Es habe sogar Suizidgefahr bestanden. Das sei auch in einem weiteren Fall so gewesen. Dort war allerdings die Cybermobbing-Attacke nicht die alleinige Ursache, für die psychischen Probleme der Schülerin.

Auf Schwache eintreten

Schneider beobachtet, dass vor allem ohnehin schon angreifbare Jugendliche mit Beleidigungen und Attacken im Internet konfrontiert sind. „Da geht es um Schüler, die etwa unter einer Bulimie leiden. Wenn man so jemandem dann über Internet zum Beispiel ausrichtet, dass er zu dick ist, tritt man weiter auf ihn ein.“

Dass Mobbing im Internet besonders unter Jugendlichen weiter zunimmt, bestätigte auch eine Studie, die im November 2012 im Auftrag der Österreichischen Liga für Menschenrechte vom Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com unter 500 Österreichern im Alter von 14 bis 69 Jahren durchgeführt wurde. Demnach sind Kinder und Jugendliche mit 38 Prozent die am stärksten betroffene Personengruppe von Cybermobbing, gefolgt von Ausländern und Migranten mit 35 Prozent und Personen, die einer bestimmten Religionsgemeinschaft angehören (24 Prozent).

Schwer kontrollierbar

Schuldirektor Klaus Schneider sieht in dieser Entwicklung ein Problem, das nur schwer in den Griff zu bekommen ist. „Bei klassischem Mobbing war es für uns noch einfacher, das zuzuordnen. Aber Cybermobbing spielt sich in einem Raum ab, der sich für uns nicht kontrollieren lässt.“ Im aktuellen Fall habe es auch einen Verdacht gegeben, von wem die Attacken stammten, der sich allerdings nicht bestätigen ließ.

„Betroffene geraten in einen Teufelskreis aus Angst und Depression“, weiß Psychiater Leonhard Thun-Hohenstein von der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg. Alleine 100 seiner 400 jugendlichen Patienten pro Jahr hätten bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht.

Hier gibt es Hilfe

Die Betreiber mancher Online-Netzwerke haben bereits auf die Problematik reagiert. So gibt es beispielsweise bei Twitter einen sogenannten Panik-Knopf, mit dem Belästigungen und Drohungen gemeldet werden kann.

Praktischen Rat und Hilfe bietet www.saferinternet.at an. Kinder und Jugendliche, die Opfer von Cybermobbing geworden sind, können sich außerdem an die Gratis-Hotline des ORF „Rat auf Draht“ (Telefonnummer: 147) wenden. Auch das Rote Kreuz bietet eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche an. Hilfe gibt es auch bei "Weiße Feder" (www.gemeinsam-gegen-gewalt.at).

Cybermobbing funktioniert über viele Schienen. Denn jemand lächerlich zu machen, zu beschimpfen und zu beleidigen, geht über das Handy wie über das Internet. Vor allem soziale Plattformen werden oft regelrecht zum Pranger. Und beim Wissen um diese Portale sind Eltern nicht immer am letzten Stand. „Facebook ist bei Kindern und Jugendlichen zum Beispiel nicht mehr so ein großes Thema, wie es schon einmal war“, bestätigt Bernhard Jungwirth von der Initiative saferinternet.at.

Im konkreten Fall in Salzburg wurde die Schülerin auf der Plattform ask.fm attackiert. Mitglieder können sich hier gegenseitig Fragen stellen. „In Irland hat es mit dieser Seite, die jetzt auch bei uns im Kommen sein dürfte, bereits Probleme mit Cybermobbing gegeben“, weiß Jungwirth. „Aber für Eltern ist es eigentlich egal, auf welcher Plattform sich Cybermobbing abspielt. Kinder legen immer ein bestimmtes Verhalten an den Tag, wenn sie betroffen sind.“ Und das gelte es zu bemerken. Alarmzeichen sind laut dem Internetexperten etwa, wenn Kinder plötzlich verstört wirken, ruhiger als üblich sind oder auf einmal nicht mehr in die Schule wollen.

Eltern müssten nicht immer den aktuellsten Trend im Internet kennen. „Aber sie müssen sich aktiv für diese Welt interessieren, damit sie Ansprechpartner für ihre Kinder sind und bleiben.“ Die müssten vor allem das Gefühl haben, dass nicht gleich mit einem Handy- oder Internetverbot reagiert wird, wenn es Probleme gibt.

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