Substitol-Bande aufgeflogen
Die Suchtgiftszene steigt von Heroin auf den Drogenersatzstoff Substitol um. In Wien und der Steiermark wurde ein Substitol-Dealerring zerschlagen. 14 Personen befinden sich in Haft.
Verflüssigte und injizierte Substitol-Tabletten haben die selbe Wirkung wie Heroin. Im Gegensatz zu Heroin bekommt man Substitol gegen eine ärztliche Verschreibung in der Apotheke.
Diesen Umstand machte sich eine Drogenbande zunutze. Die Dealer lauerten vor Wiener Apotheken auf verkaufswillige Substitutionspatienten. Zum Beispiel Horst H. (Name geändert): Der Mann war über Monate auf 800 Gramm Substitol eingestellt. Er hat die Kapseln aber nie konsumiert, sondern verkauft. Die Bande konnte so 11.245 Kapseln in den Handel bringen. Mit einigen „Beigaben“ wie Somnubene-Tabletten, Marihuana und Heroin kam die Bande auf einen Straßenverkaufswert von 411.000 Euro. Damit wurden die Lebenshaltungskosten und die eigene Spielsucht finanziert.
Observation
Fahndern der Suchmittelgruppe Leibnitz und der Landeskriminalämter Steiermark und Wien gelang es, die Bande zu observieren. Zwei Täter aus Graz und Kapfenberg fuhren zwei Mal in der Woche nach Wien. Ein weiterer Täter wohnte zwei Jahre lang zur Tarnung unangemeldet in einem Grazer Hotel. Die Nächtigungskosten von 28.742 Euro bestritt der Arbeitslose aus dem Suchtgifthandel.
Eine Verkäuferin wurde in Gänserndorf ausgeforscht. Eine Wienerin belieferte Süchtige in Traun, OÖ. Zu den Verkäufern gehörte auch ein Wiener, der sich mit elektronischen Fußfesseln im Hausarrest befindet. Bei den Verhafteten handelt es sich um Personen im Alter zwischen 27 und 50 Jahren. Unabhängig davon wurde in Graz auch eine 26-jährige Bulgarin wegen des Schmuggels von 4000 Substitol-Kapseln festgenommen.
Verbot von Morphinen
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sieht sich in ihrer Ablehnungshaltung gegenüber Substitol bestärkt: „Österreich ist eine Insel des Missbrauchs retardierter Morphine“.
Mikl-Leitner weist darauf hin, dass Substitol in Europa verboten ist und durch andere Methoden ersetzt wird. Ausnahmen bilden neben Österreich nur Bulgarien und Slowenien, wo aber Substitol deutlich weniger zur Anwendung kommt als in Österreich. Mikl-Leitner warnt vor einem ausufernden Schwarzmarkt: „Es darf nicht verwundern, dass inzwischen ein Gramm Substitol genauso viel kostet wie ein Gramm Heroin.“
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