Sturm sorgte für Hunderte Einsätze: In NÖ wurde Jäger von Baum erschlagen
Das Sturmtief "Zoltan" hat zwischen Donnerstagabend und Freitagfrüh zu Hunderten Feuerwehreinsätze in ganz Österreich geführt.
In Niederösterreich kam sogar ein Jäger ums Leben. Ein Baum sei in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) umgefallen und habe einen Hochstand mitgerissen, auf dem sich der Jäger befand, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger zur APA. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät.
Wildschweinjagd
Zu dem tödlichen Vorfall kam es laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos im Zuge einer Wildschweinjagd im Augebiet von Klosterneuburg. Die Einsatzkräfte wurden gegen 1 Uhr Früh alarmiert und befreiten den eingeklemmten Mann. Drei Kettensägen kamen laut einer Aussendung zum Einsatz, um den Stamm zu entfernen. "Aufgrund der Größe des Baumes dauerte es rund 45 Minuten, bis der Hochstand sichtbar wurde", berichtete Einsatzleiter Benjamin Löbl, Kommandant der FF Klosterneuburg, die mit 26 Helfern rund drei Stunden lang im Einsatz stand. Die Notärztin konnte aber nur noch den Tod des Mannes aus dem Bezirk Tulln feststellen.
Als der 81-Jährige gegen 23 Uhr nicht zum mit einem Bekannten vereinbarten Treffpunkt erschienen war, hatte dieser laut Polizeiaussendung gemeinsam mit einem befreundeten Jäger den Pensionisten gesucht. Als die beiden sahen, dass ein aufgrund des Sturms entwurzelter Baum auf einen Hochstand gestürzt war, verständigten sie Exekutive und Feuerwehr.
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Weiters gab es rund 230 Feuerwehreinsätze quer durch ganz Niederösterreich. Unter anderem mussten umgestürzte Bäume beseitigt werden, zudem wurden Strom- und Telefonleitungen beschädigt, sagt Resperger. "Wir sind und bleiben in Alarmbereitschaft", betonte er. Gerechnet werde mit "massiven" Einsätzen bis zum Wochenende. Auf den Bergen herrschte teils erhebliche Lawinengefahr.
Kleinere Stromausfälle
Laut Resperger kam es zu kleinflächigen Stromausfällen, weiters seien Bäume auf Autos gefallen, eine Gartenhütte wurde beschädigt und ein verwehtes Trampolin musste von einer Straße entfernt werden. Größere Feuerwehren seien aufgrund der Wetterprognose durchgehend besetzt, erklärte der Sprecher.
In den Türnitzer und Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie im Rax-Schneeberggebiet wurde die Lawinengefahr am Freitag als erheblich beurteilt (Stufe 3 von 5). Es reiche bereits eine geringe Zusatzbelastung, "mit der Zunahme der Triebschneeansammlungen sind auch Auslösungen von großen Lawinen möglich", teilte der Warndienst mit. In den Gutensteiner Alpen sowie im Semmering-Wechselgebiet oberhalb von 1300 Metern wurde das Risiko als mäßig (Stufe 2) eingeschätzt. Mit Neuschnee und Sturm wurde für Samstag ein Anstieg der Lawinengefahr erwartet.
120 Einsätze auch in Salzburg
In Salzburg verzeichnete die Feuerwehr rund 120 Einsätze. Betroffen waren vor allem der Flachgau und die Landeshauptstadt. Im Stadtteil Liefering stürzte ein Baum auf einen vorbeifahrenden Obus. Dabei wurde die 55-jährige Lenkerin verletzt. Die Berufsfeuerwehr befreite nach Stromausfällen Personen aus steckengebliebenen Liften, am Flughafen Salzburg wurden vereinzelt Maschinen umgeleitet und Flüge gestrichen.
Am Abend hatten die orkanartigen Windböen in der Peter-Pfenninger-Straße einen großen Baum entwurzelt, der auf den Obus stürzte. Fahrgäste kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden, die Buslenkerin musste mit ersten Informationen nach leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Am Fahrzeug und an den Oberleitungen entstand erheblicher Sachschaden. In der Folge wurde gegen 23.00 Uhr der gesamte Obus-Verkehr in Salzburg eingestellt.
Meldungen über weitere Verletzte lagen am Morgen nicht vor. Laut Landesfeuerwehrkommando hatten es die rund 620 Einsatzkräfte vor allem mit umgestürzten Bäumen, abgerissenen Ästen und abgestürzten Dach- und Fassadenteilen zu tun, die Straßen blockierten. In Bürmoos (Flachgau) wurde eine Garnitur der Salzburger Lokalbahn wegen umgestürzter Bäume und Leitungsschäden geräumt. Die Strecke war am Morgen noch gesperrt.
Flugverkehr beroffen
Umgestürzte Bäume sorgten Freitagfrüh für erheblichen Stau auf der Tauernautobahn (A10), wie der ÖAMTC der APA mitteilte. In Fahrtrichtung Villach stürzten mehrere Fichten auf die rechte Fahrbahn bei Kilometer 4, die nun weggeräumt werden müssten, so eine Sprecherin. Es kam zu erheblichem Rückstau, der bis zur Westautobahn (A1) reichte.
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Vom starken Wind war auch der Flugverkehr betroffen. Zwei aus Hamburg bzw. Düsseldorf kommende Maschinen wurden am Abend wegen der staken Seitenwinde am Flughafen Salzburg nach Linz umgeleitet, zwei weitere Verbindungen gestrichen, sagte Airport-Sprecher Alexander Klaus zur APA.
Die Wetterwarnung des Katastrophenschutz des Landes bleibt auch am Freitag und Samstag noch aufrecht. Es werden weiter Sturm, Schnee und Regen erwartet. Menschen sollten Wälder und Parkanlagen meiden und auf Ski- und Schneeschuhtouren abseits der gesicherten Pisten verzichten und im Straßenverkehr ihre Fahrweise den Verhältnissen anpassen.
Zahlreiche Einsätze auch in Oberösterreich
Aufgrund der Sturmfront kam es auch in Oberösterreich zu zahlreichen EInsätzen, wie das Landesfeuerwehrkommando berichtet. Ab 22.30 Uhr hätten die Notrufe im ganzen Bundesland schlagartig zugenommen. Allein in der Stunde vor Mitternacht seien rund 300 Notrufe entgegengenommen worden, in der Landeswarnzentrale habe dafür das Personal verdreifacht werden müssen.
In Summe mussten zirka 3.400 Einsatzkräfte von 230 Feuerwehren rund 400 Einsätze abarbeiten. Vorwiegend betroffen seien das Inn-, Hausruck- und Traunviertel gewesen. Besonderer Hotspot sei aber die Stadtgemeinde Bad Ischl gewesen, heißt es in einer Aussendung.
Die Ursachen für die Einsätze
Die Hauptursachen für die Einsätze seien umgestürzte Bäume, gerissene Stromleitungen und beschädigte PV-Anlagen gewesen. In der Gemeinde Redleiten (Bezirk Vöcklabruck) etwa wurde ein Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Alle Insassen konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. In Wels wurde das Dach einer Volksschule im Stadtteil Pernau abgedeckt. Die Feuerwehr war dort mit Sicherungsarbeiten beschäftigt. In der Gemeinde Hartkirchen ist eine Siedlung mit 8 Häusern aktuell nicht erreichbar, da mehrere Bäume die einzige Zufahrtsstraße blockieren.
Das stürmische Wetter soll noch bis Samstag anhalten, auf den Bergen können Windspitzen bis zu 120 km/h erreicht werden.
Einsätze in der Steiermark
Gleiches Bild auch in der Steiermark: Im obersteirischen Bezirk Liezen standen rund 20 Wehren mit 280 Männer und Frauen im Unwettereinsatz, hieß es in einer Aussendung des Bereichsfeuerwehrkommandos Liezen. Die Ausläufer des Sturmtiefs zogen bis nach Graz, wo gegen 1.00 Uhr Böen über das Stadtgebiet peitschten.
Im Bezirk Liezen waren zahlreiche Bäume auf Straßen und Bahngleise gestürzt. Durch den Schneefall in höheren Lagen kam es zu Verkehrsunfällen und der Niederschlag in den Täler sorgte für teils überschwemmte Keller. Davon betroffen ist etwa auch das Seniorenpflegeheim Gröbming.
Auch in Wien gab es mehr Arbeit für die Feuerwehr. Von 210 Einsätzen waren 80 auf den Sturm zurückzuführen, hieß es auf APA-Anfrage. Grobe Schäden wurden aber keine verzeichnet.
Verkehrsbehinderungen
Auch der Verkehr in vielen Teilen des Landes wurde teilweise lahmgelegt. Betroffen waren vor allem die Tauern Autobahn (A10) in Salzburg und in der Steiermark die Pyhrn Autobahn (A9), berichtet der ÖAMTC.
Die A10 musste Richtung Villach kurz vor Salzburg Süd wegen umgestürzter Bäume und wegen eines Unfalls gesperrt werden. Die Staus im Frühverkehr reichten bis auf die West Autobahn (A1) zurück. Zahlreiche Unfälle führten zu teilweise massiven Behinderungen auf der A9. Eine Sperre zwischen Trieben und Kalwang sorgte für kilometerlangen Stau, auf der Ausweichstrecke, der B113, ging es ebenfalls nur langsam voran.
Auch in Tirol hat das Schlechtwetter Behinderungen verursacht. So musste die Tiroler Straße (B171) bei Pians nach einem Erdrutsch gesperrt werden. In höheren Lagen wurden in ganz Österreich Schneekettenpflichten verhängt, heißt es beim ÖAMTC.
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