Sturm und Schnee: Jetzt steigt auch die Hochwassergefahr
Sturmtief "Zoltan" hat die Einsatzkräfte auch am Beginn des Wochenendes von Tirol bis Niederösterreich gefordert. Im Land unter der Enns rückten die Feuerwehren von Donnerstagabend bis Samstagnachmittag 650 Mal aus, teilte Franz Resperger vom Landeskommando NÖ mit.
Auch in mehreren anderen Bundesländern kamen die Helfer nicht zur Ruhe. Probleme bereiteten Stromausfälle und in Ober- und Niederösterreich nach Niederschlägen auch Hochwasser.
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In Niederösterreich wurden am Samstag mehrere hundert entwurzelte und umgestürzte Bäume von Straßen sowie aus Telefon- und Stromleitungen beseitigt, berichtete Resperger. Aufgrund nasser und glitschiger Fahrbahnen gab es zudem mehr als 70 Verkehrsunfälle.
Ab Samstagvormittag waren die Helfer abseits des Sturms zunehmend mit Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen konfrontiert. "Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser", hielt Resperger fest.
Allgemein blieb die Lage im Bundesland angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau. Laut Resperger war die Lage hier aber lediglich in Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg (Bezirk Tulln), "ein wenig angespannt".
In den Nachmittagstunden wurde dort sicherheitshalber der Hochwasserschutz errichtet. "Weil unklar ist, wie viele Wassermengen durch die Schneeschmelze - höhere Temperaturen werden prognostiziert - noch in die Donau fließen werden", sagte der Sprecher.
Seit Donnerstag hält Sturmtief "Zoltan" heimische Einsatzkräfte auf Trab. 162,6 km/h wurden gestern Sturmspitze auf dem Feuerkogel in Oberösterreich gemessen, 160,6 km/h an der Kärntner Messstation Kölnbreinsperre und 148,3 km/h an der Station Semmering/Sonnwendstein in Niederösterreich.
In Niederösterreich forderte der Sturm gestern ein Todesopfer. In Klosterneuburg riss ein umfallender Baum einen Hochstand mit. Ein Jäger, der sich zu dem Zeitpunkt am Hochstand befand, kam ums Leben. An der Donau wurde in Klosterneuburg (NÖ) und im dazugehörigen Ortsteil Kritzendorf die Hochwasser-Alarmgrenze überschritten.
Umgestürzte Bäume
Entwurzelte oder auf Strom- und Telefonleitungen gestürzte Bäume mussten beseitigt werden, der Schwerpunkt lag im Südwesten des Bundeslandes. Auf den Bergen herrscht weiter teils große Lawinengefahr.
Resperger berichtete von gefährlichen Situationen für die Helfer. In manchen Fällen seien nämlich während der Schneidearbeiten auch Bäume in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle zu Boden gekracht. Zum Sturm mischten sich in vielen Regionen starke Niederschläge. Allein am Samstag mussten von Mitternacht bis Mittag in NÖ 205 entwurzelte Bäume beseitigt werden.
PKW kracht gegen umgestürzten Baum
Zu einer brenzligen Situation kam es in Waidhofen a. d. Thaya im Waldviertel. Dort krachte ein großer Baum auf die B36. Zwei Autofahrer konnten nicht rechtzeitig bremsen und steuerten ihre Pkw unter dem Baum durch. Die Fahrzeuge wurden leicht beschädigt, die Lenker blieben aber ohne Blessuren.
Allgemein bleibt die Lage angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte Resperger. Für die Helfer in Niederösterreich setzen sich damit die einsatzreichen Tage vor dem Weihnachtsfest fort.
Baum fällt auf Schienen
Im Mostviertel kollidierte Samstagfrüh ein Zug mit einem Baum. Die Feuerwehr Waidhofen a. d. Ybbs wurde alarmiert und beseitigte das Hindernis. Eine Person wurde aus dem Schienenfahrzeug geleitet, blieb aber unverletzt.
"Die Lokalbahn musste gesperrt werden, die Gleise sind beschädigt", teilte das Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten in einer Aussendung mit.
Oberwart: Pkw kollidiert mit Schneeräumfahrzeug
Aufgrund des Wintereinbruchs ist das Burgenland von Freitagabend bis Samstag früh Schauplatz mehrerer Verkehrsunfälle geworden. In Oberwart kollidierte nach Angaben der Stadtfeuerwehr ein Pkw mit einem Schneeräumfahrzeug. Das Auto wurde stark beschädigt, Verletzte gab es nicht.
Aufgrund eines Pkw-Überschlags rückten Rettung, Feuerwehr und Polizei nach Draßmarkt (Bezirk Oberpullendorf) aus. Eine Frau erlitt nach Angaben der Landessicherheitszentrale Burgenland Verletzungen und wurde in das Krankenhaus Eisenstadt gebracht.
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Tirol: Ortschaften nicht erreichbar
In Tirol ereigneten sich die Unwetterschäden in der Nacht auf Samstag „übers ganze Land verteilt“ und zogen „entwurzelte Bäume und blockierte Straßen“ nach sich, hieß es seitens der Leitstelle Tirol zur APA.
Freitagabend wurde die Alpbacher Landesstraße (L5) in Reith auf einer Länge von 15 Metern verlegt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen einen Baum gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt.
Tirol: Vier Wohnhäuser nach Steinschlag evakuiert
In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war. Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.
Aufgrund der Wettersituation waren einige höher gelegene Straßen aufgrund von Lawinengefahr gesperrt, in weiten Teilen herrschte große Lawinengefahr (Stufe 4). Betroffen war Samstagnachmittag vor allem noch der Bezirk Reutte. Am Vormittag waren einige, kleine Ortschaften über den Straßenweg nicht erreichbar, bis zum Abend wurden jedoch die betroffenen Straßen wieder freigegeben.
Im Bezirk Lienz wurde der Staller Sattel wegen Lawinengefahr gesperrt. Das seit Freitagabend wegen Lawinengefahr gesperrte hintere Ötztal mitsamt dem Wintersportort Obergurgl war wieder erreichbar. Im Pitztal wurden die Verbindungen nach einem Murenabgang wieder für den Verkehr freigegeben.
Keine Störungen gab es im Zugverkehr. Laut Streckeninfo der ÖBB kam es in Tirol zu keinen Unwetterschäden. In Vorarlberg blieb es ebenfalls ruhig, wie es auf APA-Anfrage seitens der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) hieß.
Salzburg: 1.200 Feuerwehrleute im Einsatz
In Salzburg rückten über Nacht mehr als 1.200 Feuerwehrleute zu 240 Einsätzen aus. Sturmtief Zoltan entwurzelte zahlreiche Bäume. Die Orkanböen erreichten im besiedelten Gebiet um die 100 km/h, in Abtenau (Tennengau) etwa wurden 102 Stundenkilometer gemessen, am Salzburger Flughafen waren es 97, wie eine Meteorologien von Geosphere Austria schilderte.
In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt (mit 18 Einsätzen), der Flachgau, wo 450 Helferinnen und Helfer zu über 70 Einsätzen gerufen wurden, und der Tennengau, wo 315 Feuerwehrleute bei 80 verschiedenen Sturmschäden im Einsatz standen. Der größte Teil der Einsätze betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden. In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab.
Am Freitagabend stürzte in Salzburg Stadt ein Baum auf das Dach eines Hauses. Die ältere Hausbewohnerin konnte nach einiger Überzeugungsarbeit der Feuerwehrleute, dass es bei ihr Zuhause nicht mehr sicher sei, schließlich unverletzt in Sicherheit gebracht werden, schildert Branddirektor Reinhold Ortler von der Berufsfeuerwehr gegenüber dem ORF.
Flachgau: Auto in Bach gestürzt, Fahrer stirbt
Im Salzburger Flachgau ist am Freitagabend ein Autofahrer mit seinem Fahrzeug in einen Bach gestürzt und dabei ums Leben gekommen. Der Mann aus der Region wurde in der starken Strömung abgetrieben. Wasserrettung, Feuerwehr, Polizei und Rotes Kreuz suchten den 66-Jährigen und konnten ihn bergen. Es wurde sofort mit der Wiederbelebung begonnen, der Flachgauer starb aber noch am Unfallort, informierte die Polizei am Samstag.
Der Unfall ereignete sich in der Nähe des Strandbads Zell am Wallersee (Gemeinde Seekirchen). Gegen 20.45 Uhr kam der Mann aus unbekanntem Grund mit dem Auto von der Fahrbahn ab und stürzte in den Schönbach. Der 66-Jährige wurde in der Strömung mitgerissen und abgetrieben. Er war alleine im Fahrzeug.
Kellerauspumpen in Oberösterreich
In Oberösterreich verteilten sich die Sturmeinsätze über das gesamte Bundesland, eine Häufung der Schäden gab es im Alpenvorland und im nördlichen Mühlviertel. Vor allem ab Mitternacht nahm der Sturm an Fahrt auf, erreichte die prognostizierten 80 bis 100 km/h, und die Feuerwehreinsätze nahmen zu.
Auch hier mussten vor allem umgestürzte Bäume entfernt, Verkehrswege freigemacht und abgedeckte Dächer abgedichtet werden.
In Schildorn (Bezirk Ried) stand ein landwirtschaftliches Objekt in Flammen, die von acht Feuerwehren bekämpft wurden. Durch die starken Regenfälle mussten auch einige Keller ausgepumpt werden. In Summe standen etwa 2.500 Helfer von 180 Feuerwehren an 200 Orten im Einsatz.
Lawinengefahr
In den Türnitzer und Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie im Rax-Schneeberggebiet wurde die Lawinengefahr am Freitag als erheblich beurteilt (Stufe 3 von 5). Es reiche bereits eine geringe Zusatzbelastung, "mit der Zunahme der Triebschneeansammlungen sind auch Auslösungen von großen Lawinen möglich", teilte der Warndienst mit.
In den Gutensteiner Alpen sowie im Semmering-Wechselgebiet oberhalb von 1.300 Metern wurde das Risiko als mäßig (Stufe 2) eingeschätzt. Mit Neuschnee und Sturm wurde für Samstag ein Anstieg der Lawinengefahr erwartet.
In Teilen Tirols wird mit anhaltendem Neuschnee und stürmischen Böen auch am Samstag in höheren Lagen große Lawinengefahr herrschen, also Stufe 4 der fünfteiligen Skala. Umfangreiche Triebschneeansammlungen seien an allen Expositionen oberhalb der Waldgrenze störanfällig, teilte der Lawinenwarndienst mit. Die Gefahrenstellen würden auch im Bereich der Waldgrenze bestehen. Es seien spontane Lawinen zu erwarten - und zwar besonders im Verlauf der Nacht.
Winterlich auch in Kärnten und der Steiermark
In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark. In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.
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