Steirischer Landesrat verliert Doktortitel

Christian Buchmann
Christian Buchmann, ÖVP, soll Teile seiner Dissertation aus Fachliteratur übernommen haben.

Jetzt ist es fix: Die Universität Graz nimmt dem steirischen Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, ÖVP, seinen Doktortitel weg. Damit folgt die Uni der Empfehlung von mittlerweile drei Gutachtern, die unabhängig voneinander befunden haben: Der Wirtschaftsbündler soll Teile seiner Dissertation aus Fachliteratur übernommen haben, ohne dies zu kennzeichnen - sprich: Er soll abgeschrieben haben.

Der Politiker nahm Mittwochnachmittag vor ausgewählten Journalisten Stellung: "Ich musste einsehen, dass ich vor 17 Jahren nicht genug gearbeitet habe", hielt Landesrat Buchmann fest. Sein Promotionsbescheid vom November 2000 sei vonseiten der Universität Graz aufgehoben worden, bestätigte er. Der am Mittwoch in der Früh von der Universität zugestellte Bescheid halte fest, er habe es "in Teilen der Arbeit unterlassen, die vollständige und umfängliche Zitierung von Werken anderer Autoren entsprechend zu kennzeichnen", wie Buchmann darlegte. Das tue ihm "persönlich sehr, sehr leid. Dafür möchte ich mich auch entschuldigen", sagte der Landesrat. Dementsprechend habe er auch "entschieden, nicht gegen den Bescheid zu berufen".

Der Fall zieht sich schon ziemlich lange. Im Juni 2016 legte Plagiatsjäger Stefan Weber ein entsprechendes Gutachten vor, wonach Buchmann in der Dissertation nicht korrekt zitiert haben soll. Buchmann hat Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert und 1998 mit dem Magister abgeschlossen. 2000 wurde er mit der Arbeit „Die Wirtschaft im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie“ promoviert. Zu dem Zeitpunkt war er bereits Politiker, er saß im Grazer Gemeinderat.

Prüfverfahren

Die Uni leitete im Vorjahr aufgrund von Webers Vorwürfen ein Prüfverfahren ein, im Herbst folgten zwei Gutachten der Österreichischen Agentur für Wissenschaftliche Integrität: Eines rügte Plagiatsstellen und „wissenschaftliche Schwächen“, das andere „schwerwiegende Verletzungen der Regeln guten wissenschaftlicher Praxis“. Beide Experten zogen daraus einen Schluss: Es gäbe keine andere Entscheidung, als den Doktorgrad abzuerkennen.

Buchmann selbst konterte in einer Stellungnahme, die Vorwürfe seien nicht haltbar. Es läge keine Täuschungsabsicht vor. Außerdem rügte Buchmann in seiner Replik an die Uni, dass die Gutachter der Agentur für wissenschaftliche Integrität anonym blieben.

Die Universität Graz machte sich die Entscheidung daraufhin nicht leicht: Sie ließ sogar noch ein drittes Gutachten einholen. Das fiel aber gleich aus, wie die ersten beiden.

Somit ist Buchmann seinen „Dr.“ los. Landesrat will er aber wohl bleiben: „Mein damaliges Studium hat nichts mit meinem heutigen Beruf zu tun“, kündigte er bereits Ende Dezember an. „Auch wenn der Vorwurf bestätigt werden sollte, werde ich keine politischen Konsequenzen ziehen.“

Schützenhöfer stellt sich hinter Parteifreund

ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer stellt sich hinter seinen Parteifreund. "Sein Wissen und Einsatz für die steirische Wirtschaft sind unbestritten und unter diesem Gesichtspunkt sollte Christian Buchmann eine tragende Säule unserer Arbeit für die Steiermark bleiben". Dabei gehe es nicht darum, "ihn vordergründig zu verschonen, sondern um ihm auch in Zukunft die Chance zu geben, unserem Land zu dienen und das angeschlagene Vertrauen durch seine Arbeit für die Steiermark zurückzugewinnen".

Buchmann habe "offensichtlich" Fehler gemacht und auch eingestanden und persönlich die Konsequenz der Aberkennung des Doktortitels zu tragen. Fehler zu machen sei aber "nun einmal auch menschlich". Als Landeshauptmann sei er der Überzeugung, "dass sich die Qualifikation eines Mitglieds der Landesregierung vorwiegend durch dessen Taten und Leistungen in der Arbeit für unser Land" messen lasse. Buchmanns Leistungen im Land, im Bund sowie in Brüssel stünden "frei von Zweifel". Diese würden "auch von breiter Basis sowohl in der Landesregierung als auch darüber hinaus geschätzt".

Politische Reaktionen

Für den steirischen FPÖ-Wirtschaftssprecher Gerald Deutschmann ist der Vertrauensverlust allerdings "schwerwiegend und nicht hinnehmbar." Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ( ÖVP) äußerte die Vermutung, dass es in der ganzen Plagiats-Affäre "nicht um lautere Interessen" gehe. Es seien "anonyme politische Heckenschützen" am Werk, die ganz offensichtlich zu feig sind, öffentlich zu den Motiven ihrer sündteuren Gutachten-Aufträge zu stehen. Auch der steirische WKO-Präsident Josef Herk fragte sich laut Aussendung öffentlich, "wer die Auftraggeber für das ursprüngliche Gutachten Stefan Webers waren und warum dafür jemand viele tausende Euro ausgegeben hat". Für ihn stelle sich die Frage nach einem Rücktritt Buchmanns "auf jeden Fall nicht". Für den Verbleib in seinen Funktionen sprach sich auch VP-Landesrat Christopher Drexler aus. Vom Koalitionspartner auf Landesebene, der SPÖ gingen vorerst keine Stellungnahmen ein.

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