Aus zehn Gemeinden wurde eine

Gnas wuchs vor etwas mehr als einem Jahr um neun Nachbarorte
Bilanz nach einem Jahr Gemeindereform in der Steiermark. Gnas vollzog den größten Zusammenschluss.

"Das ist ja eigentlich unglaublich", sagt Gerhard Meixner und rechnet vor: Allein die Bankgebühren, die die zehn Gemeinden früher für Überweisungen untereinander zahlen mussten, beliefen sich auf 15.000 Euro pro Jahr. "Das ist ja nicht so wenig", befindet der ÖVP-Bürgermeister von Gnas, dessen Gemeinde mit Jahresanfang 2015 um neun Nachbarn gewachsen ist.

Gnas, mitten im Bezirk Südoststeiermark, vollzog mit dem Zusammenschluss von zehn Kommunen die größte Fusion des Projektes Gemeindereform, das die Anzahl der Kommunen von 539 auf 287 reduzierte. Der Ort mit seinen damals 2000 Einwohnern war zwar dank großem Kindergarten, mehreren Schulen, Ärzten und Handelsbetrieben immer schon der Angelpunkt für die Bewohner der Nachbarorte, die insgesamt weitere rund 4000 Bewohner hatten. Die Verwaltung verfügte auch schon seit Jahrzehnten über ein gemeinsames Abfallzentrum und einen Wasserwirtschaftsverband, der alle Kommunen bediente.

Aber ein offizieller Zusammenschluss? Das war vielen Betroffenen dann doch zu viel Nähe. "Am Beginn hat man sich massiv gewehrt. Am Anfang waren alle dagegen", erinnert sich Meixner.

Alle Orte hatten nämlich frisch herausgeputzte Gemeindeämter, ihre eigenen Sportplätze, jede Menge Vereine, ihre Feuerwehren, waren großteils schuldenfrei. Man fürchtete um die Eigenständigkeit, besonders in den ganz kleinen Gemeinden, Aug-Radisch und Trössing, die jeweils keine 300 Einwohner hatten.

"Aber bald haben wir gesehen, wir werden rechtlich keine Chance gegen die Fusion haben", betont Meixner. Also wechselten dann doch recht schnell alle Bürgermeister die Seite und wurden zu Befürwortern eines Zusammenschlusses im ganz großen Stil. Dass sie alle aus der selben Partei, der ÖVP, kamen, machte die Sache freilich leichter.

13 Monate und eine Gemeinderatswahl sind seit der Fusion vergangen. Die ÖVP fuhr mit einer gemeinsamen Liste aus allen früheren Ortsgruppen satte 77 Prozent der Stimmen ein und hält im auf 25 Mandatare vergrößerten Gemeinderat 20 Sitze. Erstmals schaffte die FPÖ mit drei Sitzen den Einzug, das schreibt Meixner aber eher der erstmaligen Kandidatur der Blauen in der Gemeinde zu als Protest gegen die Fusion. "Die Bevölkerung hat die Zusammenlegung immer positiv gesehen", glaubt der Ortschef. "Die Menschen haben verstanden, da geht es um Verwaltungseinsparungen und Funktionärseinsparungen."

Ortsbürgermeister

Mag sein, dass der Unmut in Gnas nicht gedieh, weil die nunmehr drittgrößte Gemeinde im Bezirk Südoststeiermark einen Teil ihrer Funktionäre im Amt behielt. Die früheren Bürgermeister sind nun Ortsbürgermeister.

Meixner verteidigt das als richtig. "Die Leut’ waren ja über Jahrzehnte gewohnt, dass sie einen Bürgermeister haben. Und alles auf den einen Bürgermeister zu hängen, das geht nicht. Du kannst nicht auf einmal für 6000 Einwohner da sein und erwarten, dass alles gleich weitergeht wie vorher." Finanziell seien die Ortsteilbürgermeister eine geringe Belastung. "Die kriegen jetzt das, was früher ein Kassier oder Vizebürgermeister gekriegt hat, 600 Euro", rechnet Meixner vor. Dafür nehmen sie Baukommissionen ab, organisieren Sprechstunden und Bürgerrat. Auch mit ihnen sei die Anzahl der Funktionäre um die Hälfte geringer als vor der Fusion. "Da hat es zehn Gemeindevorstände zu drei Personen gegeben. Jetzt haben wir einen Vorstand mit fünf Personen und die Ortsbürgermeister."

11,5 Millionen Euro hat das vergrößerte Gnas im Budget, als kleinere Gemeinde waren es fünf Millionen. Von fünf Mitarbeitern im Gemeindeamt stockte man auf vierzehn auf. ""Man kann nicht sofort erwarten, dass man gleich Verwaltungseinsparungen kriegt", überlegt Meixner. "Aber längerfristig erwarte ich mir schon was."

Ämter vermietet

Einiges an "Kleinkram", wie es der Bürgermeister nennt, sei schon sichtbar, die Bankgebühren oder bessere Konditionen bei Versicherungen. "Da sparen wir im Jahr 100.000 Euro." Weil jetzt nur noch ein Flächenwidmungsplan erstellt wird und nicht zehn, erspare man sich auch einiges an Kosten. In vier der neun alten Gemeindeämter zogen Mieter ein, Ärzte, Versicherungen, Physiotherapeuten, das bringt Mieteinnahmen.

Ein psychologischer Effekt dürfe auch nicht außer Acht gelassen werden, überlegt Meixner. "Wenn man 6000 Einwohner hinter sich hat und nicht nur 500, hat man einen anderen Stellenwert. Das merkt man, egal, wo man hinkommt."

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