Stadt Salzburg: Ein Tourismus-Rekord mit Schattenseiten
Die barocke Altstadt, über der die Festung thront, Geburtsort von Mozart und Schauplatz von Sound of Music: Die Anziehungskraft der Stadt Salzburg auf Besucher aus aller Welt ist ungebrochen. Der Jubel über Nächtigungsrekorde ist mittlerweile zu einer gut gepflegten Tradition geworden. Seit 2010 geht es beständig bergauf. Im Vorjahr wurden erstmals mehr als drei Millionen Übernachtungen gezählt – 7,6 Prozent mehr als 2016. Für den ressortzuständigen Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) jedenfalls ein Grund zur Freude, denn "das ist die Wertschöpfung, die da bleibt".
50.000 Reisebusse
Doch der wachsende Städtetourismus hat auch Schattenseiten. "Das größte Problem haben wir mit dem massenhaften Auftreten von Bustouristen. Das war voriges Jahr schon weit über der Grenze", sagt der Bürgermeister. Mehr als 50.000 wurden 2017 gezählt. Die meisten davon legten beim Terminal in der Paris-Lodron-Straße nahe dem bei Touristen beliebten Mirabellgarten an: Bis zu 300 an Spitzentagen. Am größeren Terminal in der Erzabt-Klotz-Straße im Nonntal waren es laut Preuner lediglich 100.
Die Auswirkungen werden am Weg über die Salzach sichtbar: Die meisten Touristengruppen gehen über den Makartsteg in die Altstadt. "Wir haben heuer im Sommer 17.000 Menschen gezählt. Das geht nicht mehr", sagt Preuner. Die Stadt will daher im Frühjahr ein Online-Buchungssystem einführen. Künftig sollen pro Stunde in der Paris-Lodron-Straße maximal 18 Busse zufahren, im Nonntal 21. "Damit schaffen wir eine viel bessere Auslastung im Süden", sagt Preuner. Die Gäste sollen sich dadurch besser in der Stadt verteilen.
Für Andreas Gfrerer, Hotelier und Obmann des Altstadtverbands, ist das Vorhaben "einmal ein positiver Schritt". Er sieht darin die Möglichkeit, eine Kapazitätsgrenze einzuführen – der Zuwachs bei den Reisebussen sei im Zentrum "wahrnehmbar" gewesen. "Eine Altstadt mit dieser Größe hat eine begrenzte Aufnahmefähigkeit. Wird diese überschritten, ist es für niemanden mehr ein Erlebnis", meint Gfrerer. Und diese Grenze sei im Sommer an einigen Tagen bereits überschritten worden.
Erhebliche Zweifel am geplanten Buchungssystem haben aber jene, die beruflich damit zurechtkommen müssen: Fremdenführer und Busunternehmer. "Wir haben Angst, dass viele Busfahrer die Leute irgendwo in der Stadt herauslassen", meint Inez Reichl-de Hoogh, Branchenvertreterin der Salzburger Fremdenführer. "Wenn es da nicht genügend Kontrollen gibt – auch was das Durchfahrtsverbot durch die Altstadt betrifft –, sehe ich große Probleme." Dass die Stadt gegensteuert, hält sie dennoch für richtig. "Ich hoffe, dass die üblichen Ströme wie etwa diese schreckliche Makartsteg-Route entlastet werden", sagt Reichl-de Hoogh.
"Touristenfeindlich"
Markus Schwab sieht das Online-Buchungssystem wesentlich kritischer. Er ist Busunternehmer in Grödig, einer südlichen Nachbargemeinde der Stadt. Er verweist auf den langen Weg vom Nonntal in die Altstadt und weiter in den Mirabellgarten. Außerdem befürchtet Schwab, dass spontane Fahrten in die Stadt durch das System, das einen fixen Zeitraum für die Ankunft vorgibt, unmöglich werden könnten. "Meines Erachtens ist das Ganze eher touristenfeindlich als -freundlich", sagt der Unternehmer.
Er wirft der Stadtpolitik seit Jahren grobe Versäumnisse vor. Bei der Ausarbeitung des Systems habe man seine Branche übergangen. "Ich sehe das Problem am meisten darin, dass wir als Salzburger Busunternehmen bei den Gesprächen nicht eingebunden worden sind", kritisiert Schwab.
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