Spielfeld: Der Ort, in dem der Grenzzaun steht

Der Grenzübergang an der Bundesstraße wurde für zehn Tage geöffnet
Spielfeld steht seit 17. Oktober als Synonym für den Flüchtlingsansturm – und für Abgrenzung.

Spielfeld, einmal in Google eingetippt, ergibt fast vier Millionen Treffer. Sofort schlägt die Suchmaschine ein zweites Wort daneben vor: Flüchtlinge.

"Jeder, der Spielfeld sagt, assoziiert Flüchtlinge und das Chaos, das es kurzfristig hier gegeben hat", seufzt Bürgermeister Reinhold Höflechner, ÖVP. "Positiv kann das für uns nicht sein, das tut weh." Seit 5. September kamen rund 600.000 Menschen nach Österreich, viele ab 17. Oktober über den steirischen Grenzort: Spielfeld löste das burgenländische Nickelsdorf als Brennpunkt im Flüchtlingsstrom ab. Bis zu 10.000 Menschen befanden sich täglich in der Sammelstelle, die bald zu eng wurde: Mehrmals musste die Polizei die Sperrgitter öffnen, um Platz zu schaffen.

Spielfeld, erneut im Internet gesucht. Grenzzaun taucht als Schlagwort auf, rund 90.000 Einträge. 1,5 Kilometer des Zauns stehen bereits: Beim Grenzübergang an der Bundesstraße ist er fertig, wo die provisorischen Sammelstelle mit Zelten durch ein Containerdorf ersetzt wurde. "Grenzmanagement" nennt das die Polizei.

Sperre aufgehoben

Tatsächlich gibt es auch wieder so etwas Ähnliches wie herkömmlichen Reiseverkehr. Die Sperre der Bundesstraße wurde gestern aufgehoben. Von sechs bis 22 Uhr dürfen Autos auch hier wieder die Grenze passieren, Passkontrollen inklusive. "Wir machen Stichproben", erläutert Oberstleutnant Siegfried Semlitsch. "Intensität 2" heißt das im Fachjargon. Für die Betriebe sei die offene Bundesstraße wichtig, betont der Bürgermeister. "Im Grenzraum ist das überlebensnotwendig. Nach meinem Dafürhalten hat es mit der Wiederöffnung zu lange gedauert." Die ist vorerst auf zehn Tage befristet.

Neben den beiden geöffneten Kfz-Spuren, getrennt durch den mit einem weißen Vlies verhüllten Grenzzaun, fährt die Polizei das "Grenzmanagement" allmählich hoch. Computer und Passlesegeräte werden installiert, Software getestet, beschreibt Polizeisprecher Leo Josefus. Obwohl die meisten Flüchtlinge derzeit von Slowenien nach Kärnten gebracht werden, kamen gestern auch in Spielfeld wieder einige Hundert an – siehe Zusatzbericht.

3,7 Kilometer lang und zweieinhalb bis vier Meter hoch soll der Grenzzaun werden, ein von einem Tiroler Unternehmen gemietetes Drahtgeflecht. Die Bauarbeiten pausieren gerade – Firma und Heeres-Pioniere, die den Zaun aufstellen, haben Weihnachtsferien. Grenzzaun, Lücken rund 13.000 Google-Treffer: Der Grazer Ex-Stadtrat Helmut Strobl, ÖVP, und Starwinzer Erich Polz verweigerten die Zustimmung für Barrieren auf ihren Grundstücken. Die Polizei plante auf Gemeindestraßen um: Die Lücke dürfte damit von den befürchteten 800 Metern auf rund 60 Meter schrumpfen.

Befürworter, Skeptiker

Grenzzaun, direkt hinterfragt in Spielfeld selbst: "Ist mir eigentlich egal, ob der steht oder nicht", bekundet eine 43-Jährige. Ein Pärchen um die 20 Jahre ist uneins: Er dagegen, sie dafür. "Bringt ja nichts", glaubt der Angestellte. "Wenn jemand drüber will, schafft der das." Das spiegle die Stimmung unter den Einwohner wider, sagt Bürgermeister Höflechner. "Ein Teil befürwortet ihn, manche sind skeptisch. Die Meinung ist gestreut."

Straß in Steiermark, rund 330.000 Einträge im Internet jedoch ohne Grenzzaun, ohne Flüchtlinge. So heißt die Gemeinde nämlich ab Neujahr. "Darüber bin ich ja fast froh", sinniert der Bürgermeister. "Dann wird unserer Gemeinde nicht mehr mit der Grenze assoziiert."

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