"Erst die Trapps, dann Mozart"
Wenn Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden aus dem Fenster seines Büros im Schloss Mirabell schaut, bietet sich ihm ein kurioses Schauspiel: "Da tanzen Touristen mit ausgebreiteten Armen im Mirabellgarten herum und singen Lieder aus The Sound of Music. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie sehr die Leute darauf abfahren." Der Frau des Bürgermeisters von Kawasaki (Japan) habe Schaden einmal einen Herzenswunsch erfüllt und beim Karaoke mit ihr "Edelweiß" gesungen, erzählt er lachend.
Die weltweite Beliebtheit des Musical-Films sei für Salzburg "auf ganzer Linie toll", betont er. "Für den Tourismus ist es ein stärkerer Motor als alles andere, das wir an Kultur zu bieten haben." Frage man Gäste aus den USA und Asien, warum sie nach Salzburg gekommen seien, höre man folgende Reihenfolge, schildert er: "Erst sind es die Trapps, dann Mozart, dann sagen sie ‚oh, what a beautiful city‘, und irgendwann kommen die Festspiele."
Einheimische mögen darüber die Nase rümpfen und es als "Kitsch" abtun, aber tatsächlich kommen laut Tourismusstatistik pro Jahr rund 400.000 Gäste nur deshalb nach Salzburg, weil sie einmal die Heimat der Familie Trapp sehen wollen.
Weltweites Marketing
Der Hype dürfte heuer seinen Höhepunkt erreichen: Vor 50 Jahren – am 2. März 1965 – feierte der Film The Sound of Music in New York Weltpremiere. Der Salzburg Tourismus rechnet im Jubiläumsjahr mit etwa zehn Prozent mehr Besuchern, sagt Geschäftsführer Bert Brugger. Das Marketing habe international spätestens seit der Oscar-Nacht Fahrt aufgenommen. Es sei "schon ganz nett" gewesen, sagt Brugger, als Lady Gaga vor einem Milliardenpublikum ein "Sound of Music Tribute" vortrug.
Ab März sollen weltweit Filmdokumentationen ins Fernsehen kommen. Zeitgleich laufen Werbekooperationen in New York, Peking und Tokio an. Für das seit Jahren geplante Museum steht jetzt ein Standort fest: Im derzeit leer stehenden Barock Museum am Mirabellplatz sollen auf einem Stockwerk die Geschichte der Familie Trapp und auf einem zweiten der Kult um The Sound of Music dargestellt werden.
Originalschauplatz
Für die erste Variante war 2008 ursprünglich der Familienwohnsitz, die Villa Trapp, im Stadtteil Aigen im Gespräch. Die Mieter Christopher Unterkofler und Marianne Dorfer sind mit ihrer Museums-Idee allerdings am Protest der Anrainer gescheitert. Bis dato fehlen die nötigen Genehmigungen, Unterkofler gibt aber nicht auf: "Pläne für ein Verkehrskonzept und die Gestaltung des Parks liegen in der Schublade. Wir werden das Projekt sicher noch einmal in Angriff nehmen. Schließlich haben wir hier den einzig authentischen Schauplatz der Familiengeschichte." Als Vorgeschmack hat Unterkofler im Wohnzimmer einen Schaukasten mit Exponaten aus der Karriere von Vater Trapp, der im Ersten Weltkrieg ein U-Boot-Kommandant war, aufgestellt.
Hört man sich in der Nachbarschaft um, scheinen die Anrainer mittlerweile nicht mehr ganz so abgeneigt. Elfriede Gattinger, die seit 1989 in Aigen wohnt, könne sich ein Museum vorstellen: "Es muss sich halt in Grenzen halten. Wenn ich den Wirbel haben will, fahr ich in die Stadt. Hier draußen soll es ruhig sein." Georg Habsburg, der seit 55 Jahren hier lebt, meint sogar: "Ich war schon immer dafür, dass man die Villa touristisch nutzt – so eine Attraktion in der Stadt zu haben ist ja ein Geschenk. Das sollte man nutzen."
Fakt ... Georg Ludwig Trapp, im Ersten Weltkrieg ein hochdekorierter U-Boot-Kommandant, zog nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Agathe im Jahr 1923 mit seinen sieben Kindern in die Villa im Salzburger Stadtteil Aigen. 1927 heiratete er Maria Augusta, die er als Hauslehrerin für seine zweitälteste Tochter Maria Franziska eingestellt hatte. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland flüchteten die Trapps in die USA und waren als die „Trapp Family Singers“ bis 1956 auf Konzerttourneen u.a. in Südamerika und Australien. 1952 schrieb Maria ihre Memoiren.
... und Fiktion Die Rechte für Marias Biografie wurden für 9000 Dollar verkauft. 1959 feierte das Musical „The Sound of Music“ am Broadway Premiere. 1965 wurde der Stoff mit Christopher Plummer als Vater Trapp und Julie Andrews als Novizin Maria verfilmt. Der Film hat das Bild Österreichs in der Welt maßgeblich geprägt. Schätzungen zufolge erreichte er 1,2 Milliarden Zuschauer – die meisten in englischsprachigen Ländern. In Österreich und Deutschland war der Film ein Flop.
Heuer wurde bekannt, dass das Filmstudio 20th Century Fox an einer Neuverfilmung arbeitet.
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