Sommersaison: Ein Gästeboom mit Schattenseiten

Aus Vorarlberg kam am Donnerstag eine Jubelmeldung: „So viele Urlaubsgäste wie noch nie“ seien in der Zeit von Anfang Mai bis Ende Juli gekommen, verkündete Tourismus-Landesrat Christian Gantner (ÖVP). Ähnliches ist aus Salzburg zu hören, wo die vorläufige Bilanz ein Plus von acht Prozent ergab.
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In Tirol sind die Zahlen schon veröffentlicht. Demnach ist der bisherige Sommer im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 – einem der stärksten aller Zeiten – sowohl bei Ankünften, als auch bei Nächtigungen im Plus. Aber der vermeintliche Boom ist nur die halbe Wahrheit. Denn in der Branche ist ganz klar zu spüren, dass die Teuerung den Gästen zusetzt.
„Es wird nicht am Urlaub, sondern im Urlaub gespart“, sagt Karin Seiler, Chefin der Tirol Werbung. So wird in Tirol in der Hotel-Kategorie 4 bis 5 Sterne ein Rückgang verzeichnet. Gleichzeitig boomen Ferienwohnungen, die Selbstversorgung ermöglichen.
Wie sich die Teuerung auswirkt
„Die Teuerung wirkt sich auch bei den Zusatzausgaben aus“, sagt Seiler. Man geht etwa weniger ins Gasthaus oder leistet sich dort weniger. „Oder man lässt sich nicht so oft massieren“, nennt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung, ein weiteres Beispiel, der dieselben Tendenzen im ganzen Land sieht: „Ferienwohnungen und Appartements haben ein zweistelliges Plus. Im gehobeneren Bereich plagen wir uns.“
4- und 5-Sterne-Hotels hätten österreichweit ein Minus von drei Prozent bei den Nächtigungen. Gerade in diesem personalintensiven Segment ist die Auslastung wichtig, zumal auch die Gehälter kräftig gestiegen sind.
Dass der Hauptmarkt Deutschland wirtschaftlich schwächelt, macht Sorgen. „Wir brauchen in der Spitzenhotellerie eine stärkere Internationalisierung“, sagt Veit. Er wünscht sich von der Österreich Werbung mehr Aktivitäten in Skandinavien.
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Der Touristenansturm ist geschäftlich also weniger rosig, als es die nackten Gäste- und Nächtigungszahlen vermuten lassen. Das sieht man auch in den Städten, die lange unter den Corona-Nachwehen gelitten haben. Jetzt schieben sich wieder Urlauber durch Wien, Innsbruck oder Salzburg, wo Veit den Ansturm als Einheimischer hautnah erlebt.
Mit Gebühren entzerren
„Es hilft aber nichts, wenn sich Tausende Leute durch die Getreidegasse drängen, aber nur schauen und nichts konsumieren“, so der Hotelier. In Salzburg ist bereits wieder eine Debatte über „Overtourism“ im Gange und von einer „Oberkante“ für Tagesgäste die Rede. „Der Bustourist ist willkommen, aber ab Mitte September“, plädiert Veit für eine Entzerrung. Die ließe sich etwa über saisonabhängige Bus-Stellgebühren erreichen, schlägt er vor.
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