Nach Serie an Sprengungen: Jetzt ermittelt die "SOKO Bankomat"

Mehrere Täter haben in der Nacht auf Donnerstag im Grazer Bezirk Eggenberg einen Bankomat einer Bankfiliale gesprengt und sind danach geflüchtet.
Zusammenfassung
- Die "SOKO Bankomat" koordiniert nun die Ermittlungen zu 14 Sprengungen von Bankomaten in diesem Jahr.
- Massive Sachschäden und eine erhebliche Gefahr für Unbeteiligte führen zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen bei Banken.
- Ein Arbeitsgipfel von Bankenvertretern und Experten soll länderübergreifende Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Täter fördern.
Die Serie an Bankomatsprengungen reißt nicht ab: Erst in der Nacht auf Donnerstag wurde ein Bankomat in Graz gesprengt, die Täter sind nach wie vor flüchtig. Nur einer von 14 Fällen, die die Polizei seit Monaten auf Trapp halten.
„Die „SOKO Bankomat“ übernimmt ab sofort die Koordination der nationalen und internationalen Ermittlungen“, heißt es dazu am Freitag vom Bundeskriminalamt.
Um diesem aktuell auftretenden Phänomen mit „gebündeltem kriminalistischem Know-how entgegenzutreten“, wurde die Arbeitsgruppe als weitere Maßnahme ins Leben gerufen. Zudem wird es in Kürze einen Arbeitsgipfel von Bankenvertretern und Experten aus dem Bundeskriminalamt kommen.
Massive Sachschäden
„Die länderübergreifende Zusammenarbeit muss jetzt vorangetrieben werden“, hielt Innenminister Gerhard Karner. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Dieter Csefan.
Allein in diesem Jahr wurden bereits vierzehn Bankomaten gesprengt oder versucht zu sprengen. Die Explosionen verursachten jeweils massive Sachschäden und wirtschaftliche Verluste. „Die Täter agieren hochprofessionell und skrupellos, wodurch nicht nur materielle Schäden entstehen, sondern auch eine erhebliche Gefahr für unbeteiligte Personen besteht“, heißt es vom Bundeskriminalamt.
Neue Höchstwerte?
Im Vorjahr gab es wie 2023 13 Sprengungen von Geldausgabeautomaten. Wenn die Täter im gleichen Tempo weitermachen und nicht sehr bald gefasst werden, sollten die diesbezüglichen Höchstwerte aus den Jahren 2018 (21 Fälle) und 2019 (20 Fälle) demnächst übertroffen werden.
Von den 14 Fällen des heurigen Jahres betrafen fünf die Wiener Bezirke Donaustadt, Favoriten, zweimal Simmering und Liesing, zwei in Niederösterreich den Bahnhof Korneuburg sowie Gänserndorf.
Vorarlberg und Kärnten verschont
Von den drei in Oberösterreich registrierten Sprengungen wurden zwei in einer Nacht in einem Welser Einkaufszentrum verübt, eine weitere in Pasching versucht. Dazu kamen Fälle im Salzburger Stadtteil Aigen, im burgenländischen Neusiedl am See, am Bahnhof Ötztal in Tirol sowie erst in der Nacht auf Donnerstag in Graz. Verschont ließen die Täter bisher nur Vorarlberg und Kärnten.
Auffällig ist, dass nach den starken Jahren 2018 und 2019 die ersten beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 auch massive Rückgänge bei diesen Fällen brachten. 2020 wurden lediglich sieben Bankomaten gesprengt oder deren Sprengung zumindest versucht. 2021 waren es auch nur acht.
Im dritten Corona-Jahr 2022 wurden die Zahlen der Vor-Corona-Zeit mit 19 beinahe erreicht. 2023 und 2024 waren es mit je 13 wieder deutlich weniger.
Autos aus Verankerung gerissen
Im Vergleich zu den Jahren 2010 und 2011 war es in den vergangenen Jahren deutlich ruhiger: Damals gab es eine Serie an Sprengungen bzw. Bankomat-Diebstählen, bei der die Geldautomaten teils in den Foyers in Ketten gelegt und mit Autos aus ihrer Verankerung in den Foyers gerissen wurden. Auch damals waren mehrere Tätergruppen in ganz Österreich aktiv. Neben den "Herausreißern" gab es "Sprenger" und "Aufschneider".
Die Ermittler halten sich derzeit "aus kriminaltaktischen Gründen" mit näheren Auskünften zurück, wie das Bundeskriminalamt (BK) auf Anfrage der APA mitteilte. Die Ermittlungen würden intensiv laufen. Die APA erfuhr in der Vorwoche, dass zumindest fünf Gruppen derzeit österreichweit aktiv seien, was sich aus Unterschieden beim Vorgehen ergeben habe.
Bankomaten außer Betrieb
Die derzeitige Serie hat bereits zu Gegenmaßnahmen der Banken geführt. Bei der Post wurden einige Bankomaten "bis auf weiteres" aus dem Betrieb genommen, wie ein Sprecher zuletzt einen ORF-Bericht der APA bestätigte.
Bei der BAWAG bleiben Foyers unterdessen zwischen 22.00 und 5.00 Uhr geschlossen. Auch weitere Banken verstärkten die Sicherheitsmaßnahmen.
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