Bankomat in Wien-Liesing gesprengt: "Hier ist die Hölle los"

Von Raphael Altmann
Scherben, Kabel und heruntergebrochene Deckenleisten lagen Dienstagfrüh vor einer Bankfiliale in Liesing. Fünf Unbekannte hatten in der Nacht zuvor den Bankomaten des Geldinstituts im Kaufpark Alterlaa gesprengt.
Einige Polizeibeamte und Sicherheitspersonal waren auch Stunden nach der Tat noch weitläufig um den Tatort positioniert, um Schaulustige davon abzuhalten, auch nur in die Nähe der Bankfiliale zu gelangen. Das Ausmaß der Zerstörung konnte man aber auch von weitem Erkennen – selbst die Scheiben der gegenüberliegenden Geschäfte, die etwa 20 Meter von der Bank entfernt liegen, wurden durch die Sprengung zerstört. Das Ausmaß der Zerstörung ist auf zahlreichen Videos und Fotos zu sehen, die in Sozialen Medien kursieren.
"Hier ist die Hölle los"
Als Kaffeebesitzer Ahmad Sirdjani in den frühen Morgenstunden von dem Vorfall erfuhr, war noch unklar, ob auch sein Laden von der Sprengung betroffen war. „Ich habe um 7 Uhr in der Früh eine Nachricht von einem Kollegen bekommen, dass alles in die Luft gesprengt wurde und hier die Hölle los ist“, schildert Sirdjani. Um 9 Uhr habe er auch noch eine eMail von den Betreibern des Kaufparks bekommen. Er hatte Glück, sein Geschäft liegt um die Ecke und wurde dadurch nicht beschädigt.

Das Café von Ahmad Sirdjani blieb von der Explosion verschont.
Mit Motorrad geflüchtet?
Von der Explosion selbst habe er nichts bekommen, da er in einem anderen Block des Wohnparks wohne. "Aber Kunden, die in Block B wohnen, haben mir erzählt, dass sie ungefähr um 4 Uhr nachts zwei Explosionen gehört haben", so der Unternehmer.
Da häufig Jugendliche in dem Wohnpark ihr Unwesen treiben und Böller zünden, habe man zunächst angenommen, dies sei auch diesmal wieder der Fall gewesen. "Ich habe auch von Leuten gehört, dass anscheinend zwei Motorradfahrer vom Tatort geflüchtet sind", so Sirdjani.
Dies bestätigt auch die Polizei. "Nach der Tat flüchteten die fünf unbekannten Täter mit Motorrollern. Diese konnten im Draschepark aufgefunden und sichergestellt werden", schreibt die Polizei in einer Aussendung. Nach der Tat wurden unverzüglich Sofortfahndungsmaßnahmen ergriffen, die noch immer aufrecht sind, heißt es.
Lehrer mussten Schüler Weg in die Schule zeigen
Auch eine Schule, die direkt an den Wohnpark angrenzt, war von der Detonation bzw. der Absperrung betroffen. "Eine Kollegin hat uns per Handy benachrichtigt, dass wir die Schule nicht normal betreten können. Chaos ist dann entstanden, weil die Kinder nicht wussten, wie sie in die Schule kommen. Die Ganztagschule hat dann Lehrer organisiert, die rund um die Schule gestanden sind, und den Kindern gezeigt haben, wo sie rein können. Es war komplett unorganisiert", schildert eine Lehrerin.
Zahlreiche Familien würden auch in dem umliegenden Wohnkomplex leben. "Viele Eltern haben ihre Kinder sicherheitshalber zu Hause gelassen und waren dann aber fassungslos, dass die Schule überhaupt aufgesperrt hat. Weil die Schule aber normal geöffnet hat, gilt das als unentschuldigtes Fehlen", berichtet die Lehrkraft.
Über den Eingang der Rundturnhalle war es schließlich möglich, in das Gebäude zu gelangen. "Drinnen kann man dann von der Ganztagesschule in die Halbtagsschule gehen", sagt die Pädagogin.
Hinweise an die Polizei
An dem Einsatz sind neben dem Stadtpolizeikommando Liesing und der Bereitschaftseinheit auch sprengstoffkundige Organe sowie der Entschärfungsdienst der Direktion für Spezialeinheiten beteiligt. "Sachdienliche Hinweise zu dem Vorfall werden (auch anonym) in jeder Polizeidienststelle und im Landeskriminalamt Wien unter 01-31310-33800 entgegengenommen", so die Polizei.
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