Google veröffentlicht Bewegungsprofile: So stark haben wir uns eingeschränkt
Das Urteil ist längst gefällt. Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz abwärts bedankt sich das offizielle Österreich seit Wochen gebetsmühlenartig bei der Bevölkerung für das Einhalten der Ausgangsbeschränkungen. Nun liegen auch immer mehr Daten vor, die tatsächlich bestätigen, wie sehr sich die Österreicher in den vergangenen Wochen eingeschränkt haben.
Google legte einen Mobilitätsreport vor, der beschreibt, wie sich die Frequenz an neuralgischen Punkten in den vergangenen Wochen verändert hat. Den Report gibt es für zahlreiche Länder und Regionen, so auch für Österreich und seine neun Bundesländer. Der Technologiekonzern greift dafür auf anonymisierte Standortdaten der App Google Maps zurück.
Hamsterkäufe in Daten sichtbar
Das liefert durchaus interessante Erkenntnisse. So ging die Frequenz in der Kategorie „Arbeitsplätze“ seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen österreichweit um 45 Prozent zurück. Als Vergleichswert zog Google den Zeitraum zwischen dem 3. Jänner und dem 6. Februar heran.
Noch stärker war der Rückgang in der Kategorie „Freizeit“. Dort war vom Start der Beschränkungen bis zum Ende des Beobachtungszeitraums am Karsamstag um 81 Prozent weniger los. Diese Kategorie umfasst Restaurants, Cafés, Kinos und Einkaufszentren, nicht allerdings den Lebensmittelhandel, Drogerien und Apotheken.
Auch die Zahlen für diese Kategorie sind interessant. Unmittelbar vor dem Start der Ausgangsbeschränkungen am 16. März gab es einen kurzen, sprunghaften Anstieg auf ein Plus von mehr als 40 Prozent – es waren die berüchtigten Tage der Hamsterkäufe. Danach ging die Frequenz allerdings stark zurück. Sie lag ganze 27 Prozent unter jener im Vergleichszeitraum.
Der Ansturm auf die Supermärkte lässt sich auch in den Google-Daten ablesen.
Google warnt in seinem Mobilitätsreport vor falschen Schlüssen aus den Daten. Ein Vergleich von Ländern und Regionen sei nur bedingt möglich, schreibt der Technologiekonzern. Die Genauigkeit und die Kategorien würden sich teilweise unterscheiden. Ein paar interessante Details lassen sich aus dem Länderreport aber doch herauslesen. So liegt etwa Wien ziemlich genau im Bundesschnitt.
Nur im Einzelhandel und in den Parks war etwas mehr los als im Rest des Landes. Bei den Parks gibt es aber drei Bundesländer mit gröberen Ausreißern. In Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland war die Frequenz in den Parks sogar höher als im Vergleichszeitraum. Da der Vergleichszeitraum überwiegend im Jänner liegt, würde man in normalen Zeiten eine Zunahme im Frühling allerdings auch erwarten.
Das Burgenland ist übrigens das einzige Bundesland, in dem es nicht für alle Kategorien und jeden Tag genügend Daten für eine Auswertung gibt. Interessant sind die Daten aus dem einzigen Bundesland, das vollständig unter Quarantäne stand, Tirol. Dort liegen die Werte allesamt unter jenen von ganz Österreich. Das heißt, dort war, wie es auch zu erwarten wäre, die Frequenz niedriger als im Rest des Landes.
Plus nur in Wohngebieten
In den Zahlen zu den Parks lässt sich teilweise auch das jeweilige Wetter ablesen. Das erste Wochenende mit Ausgangsbeschränkungen war kalt, die Zahlen brachen besonders stark ein. Das Wochenende um den 28. März war schon schöner, da war der Rückgang deutlich geringer.
Die einzige Kategorie mit einem Zuwachs ist „Wohngebiete“. Um 15 Prozent war die Frequenz dort laut dem Bericht höher. Auch das ist ein Beleg für das Einhalten der Maßnahmen.
Die Daten zeichnen ein interessantes Bild vom Verhalten der Österreicher in den vergangenen Wochen – repräsentativ sind sie trotz der starken Verbreitung der Google-App nicht, darauf weist auch Google selbst hin. Die Daten „repräsentieren eine Stichprobe von Nutzern“, schreibt der Konzern. Das könnte das exakte Verhalten der Bevölkerung beschreiben – oder eben nicht.
Google Maps
Google sammelt über seine App „Maps“ Standortdaten. Die anonymisierten Daten kommen von Nutzern, die ihren Standort und den Standortverlauf freigegeben haben. Es wird die gleiche Technologie wie bei den „Stoßzeiten“ von Geschäften und Orten in Google Maps verwendet
Mindestmenge an Daten nötig
Um die Trends berechnen zu können, braucht es eine Mindestmenge an Nutzern, die ihre Daten freigegeben haben. Gibt es die nicht, werden für die entsprechende Region keine Daten erhoben
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