Smartphones an den Schulen: Handy-Pause mit leichtem Zwang

(Symbolbild)
„Freiwilliger“ Verzicht. Schulen gehen unterschiedlich mit der Verwendung von Smartphones im Unterricht um.

Eines Tages wurde es Schuldirektor Peter Pommer zuviel. Ständig starrten seine Schüler in den Pausen wie gebannt auf die Schirme ihrer Smartphones, kommuniziert wurde über Facebook, Snapchat & Co., Gespräche waren die Ausnahme. Der Leiter des BORG und der Handelsschule im südburgenländischen Jennersdorf entschloss sich zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und rief die Klassen- und Schulsprecher zu sich, um ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten: „Jede Woche verzichtet eine andere Klasse geschlossen auf ihre Handys – freiwillig.“

Denn verbieten könne er das Smartphone seinen Schülern nicht, sagt Pommer: „In der Oberstufe geht das nicht, das kann ich den Schülern nicht vorschreiben. Aber ich habe an die Freiwilligkeit appelliert – und die Schüler waren dazu bereit.“ Wenn auch anfangs mit Bauchweh. „Ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt, als es dann wirklich war. Die ersten Tage waren ungewohnt, aber dann haben wir in den Pausen viel mehr miteinander geredet und gelacht, die Schule war plötzlich ganz anders“, beschreibt die 16-jährige Nina Willgruber ihre Erfahrungen.

Lebensrealität

Tatsächlich ginge ein bundesweites Verbot von mobilen Endgeräten an der Lebenswirklichkeit von Schülern vorbei. Laut aktuellen Studien besitzen 97 Prozent der Jugendlichen in Österreich zwischen 12 und 19 Jahren ein eigenes Smartphone, 81 Prozent dieser Jugendlichen benutzen dieses für den Zugang zum Internet. Ob wir wollen oder nicht: Das Smartphone ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat sich nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch zur Informationsbeschaffung etabliert.

„Zwischen totaler Abstinenz und völligem Laisser-faire brauchen wir einen vernünftigen Mittelweg. Ich plädiere für eine sinnvolle Einbindung in den Unterricht, etwa für Recherche oder durch Nutzung guter Applikationen. Dies kann für die Medienkompetenz der jungen Menschen hilfreich sein. Ein generelles Verbot von Mobiltelefonen ist keine Antwort auf die digitalen Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Bildungsminister Heinz Faßmann, der mit der aktuellen Regelung (siehe „Das Handy und die Schulen“ unten) zufrieden ist.

Handy weg als Strafe

Im Wimmer Gymnasium in Oberschützen (Burgenland) geht man einen ähnlichen Weg – und war damit Vorbild für Jennersdorf. „Wenn es in Klassen online zu Mobbing oder Diffamierungen kommt, dann lasse ich die Handys für zwei Wochen lang jeden Tag zu mir bringen, damit die Kinder wieder miteinander reden“, sagt Direktor Gottfried Wurm. Das habe einerseits einen gewissen Erziehungseffekt für die ganze Schule und sei andererseits auch für den direkten Kontakt der Schüler zum Direktor gut. „So lerne ich die Schüler besser kennen, die Gesprächskultur verbessert sich“, sagt Wurm.

In Niederösterreichs größter Schule, der HTL Mödling, gibt es in der Schulordnung eine Verhaltensordnung, die festlegt, dass Handys nur auf Anweisung der Lehrer zu verwenden sind. „Manchmal wird es dafür benötigt, etwas nachzuschauen“, erklärt Direktor Harald Hrdlicka. In Anbetracht der über 3000 Schüler werde die Ordnung sehr gut eingehalten. „Das Handy hat nicht zu läuten oder zu summen“, fährt er fort. Ab und zu gebe es ermahnende Gespräche, hie und da sei eine offizielle Ermahnung durch den Klassenvorstand oder den Abteilungsleiter notwendig. „Ganz selten kommt jemand deswegen zum Direktor. Das kann ich pro Schuljahr an einer Hand abzählen“, sagt Hrdlicka.

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