Vom Glanz der Kaiserin, die den Palast erbauen ließ (siehe unten), ist auch in den zugänglichen Räumen nicht viel übrig. Die ausgestellten Stücke wirken verstaubt oder beliebig.
Die kurze Freude über den Raum mit imperial wirkenden Kleidern verfliegt jäh – weil sich herausstellt, dass es sich nur um eine Sonderausstellung mit Kostümen von Sopranistin Maria Callas handelt.
In Korfu gebe es generell nicht mehr viele originale Stücke, erklärt Elfriede Iby, Leiterin der Forschungsabteilung der Schönbrunn Group. Fast alles sei weggeschafft worden – spätestens seit ein privater Pächter das Achilleion 1962 zu einem Casino umfunktionierte. Erst 1983 wurde es wieder vom griechischen Staat übernommen.
Um Sisis Korfu-Inventar zu sehen, hat man darum in Wien bessere Chancen. „Viele Gegenstände sind mittlerweile von den Erben veräußert worden“, sagt Iby. Für Schönbrunn bot das die Möglichkeit, einige Stücke für die eigene Sammlung anzukaufen. Seit Kurzem habe man etwa ein 600-teiliges Tafelservice erstanden. Gezeigt werden soll es nächstes Jahr, bei einer Ausstellung zu den Tafelgewohnheiten der Habsburger.
Die Schönbrunner Einkaufspolitik besagt ganz klar: Man setzt hauptsächlich auf Stücke von Sisi und ihrer engsten Familie. Denn die Strahlkraft der Kaiserin ziehe noch immer, so Iby. Im Jahr 2019 (also vor der Pandemie) haben rund eine Million Personen das Sisi Museum in der Wiener Hofburg besucht.
Und natürlich seien sie nicht die Einzigen, die Interesse an den Habsburger-Stücken hätten, sagt Iby. Wirtschaftszugpferd Sisi sei schließlich auch für andere Institutionen interessant. Aber zwischen den österreichischen Museen setze man auf Absprachen, um sich nicht gegenseitig mit Bieterkriegen die Preise in die Höhe zu treiben.
Eine Schatulle mit Barthaaren von Kaiser Franz Joseph wurde etwa dem Wien Museum überlassen, weil diese das bessere Argument für einen Ankauf hatten: eine Ausstellung über Bartmode.
Intimes Porträt
Der jüngste Ankauf für Schönbrunn war für Iby eine emotionale Sache: ein Gemälde der jungen Sisi aus dem Jahr 1855. „Wir hatten es vor 20 Jahren schon mal als Leihgabe. Als dieses fast intime Porträt zum Verkauf stand, war klar, dass wir es haben müssen.“
Warum das Schloss auf Korfu trotz desolaten Zustands immer noch ein Tourismusmagnet ist, wird übrigens klar, wenn man die prunkvolle Gartenanlage betritt. Herzstück ist eine Skulptur des griechischen Helden Achill – in Siegespose. Diese wurde aber erst nach Sisis Tod aufgestellt. Sie selbst hatte dort einen sterbenden Achill platziert.
Ob sterbend oder siegreich – das wird sich auch für den Palast erst weisen.
Das Achilleion
Sisis Sommerresidenz
Kaiserin Elisabeth ließ ihr Domizil auf Korfu zwischen 1890 und 1892 erbauen und besuchte es bis zu ihrem Tod immer wieder
Heldenhaft
Sisi benannte ihren Palast nach dem griechischen Helden Achill, den sie für seine Stärke bewunderte
Vielfältig
Nach Sisis Tod wurde das Gebäude vielfach genutzt: Als Kindergarten oder als Casino. Jetzt vermarktet es der griechische Staat als Touristenmagnet
Eigene Korfu-Marke
Die Kaiserin etablierte eine eigene Marke für ihren Besitz – auf Geschirr und Ähnlichem ist ein blauer Delfin zu sehen
Kommentare