Sicherung von Spuren in der Wiener Gewaltambulanz

Gerichtsmedizinerin Katharina Stolz und Leiter der Untersuchungsstelle Nikolaus Klupp
Fotografien und Proben von Gewalthandlungen werden für zehn Jahre aufbewahrt

Sie war schon lange angekündigt, nun wurde sie am Mittwoch offiziell eröffnet. Die Gewaltambulanz in Wien, in der von Gewalt betroffene Personen ihre Verletzungen dokumentieren lassen können. Sie soll die Versorgungslücke für den Östen Österreichs schließen. In Graz und Innsbruck gibt es bereits solche Untersuchungsstellen. Doch was soll dort geschehen?

Akribische Dokumentation

Würgemale, Schnitte, Verwundungen von Schlägen oder auch Spuren von K. O.-Tropfen - jede Form von körperlicher Gewalt soll in der Untersuchungsstelle geprüft und sorgsam festgehalten werden. „Es geht darum, gerichtsverwertbare Aufzeichnungen zu erstellen, um diese für spätere Verfahren zu sichern“, sagt Nikolaus Klupp, Leiter der Gewaltambulanz und auch Leiter des Zentrums für Gerichtsmedizin der MedUni Wien. Mit akribischer Dokumentation von Verletzungen könne man die Verurteilungsquote erhöhen, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch, der stellvertretend für Justizministerin Alma Zadić vor Ort bei der Eröffnung der Untersuchungsstelle war.

Hauptsächlich Frauen betroffen

Männer und Frauen können hier kostenfrei und niederschwellig Spuren sichern lassen. Wobei Klupp einräumt, dass es zum Großteil Frauen seien, die von Gewalt betroffen sind. Daher bestehe das Team der Gewaltambulanz auch ausschließlich aus Frauen. Der Service ist unabhängig davon, ob bereits eine Anzeige erstattet wurde oder eine E-Card vorliegt. Zudem erhalte man Informationen zu weiteren Unterstützungsangeboten, wie beispielsweise der Vermittlung an Opferhilfe- und Opferschutzeinrichtungen, psychologische Betreuung oder rechtliche Beratung. Für Ärzte und Ärztinnen steht zudem eine telefonische Fachberatung zu klinisch-forensischen Fragestellungen zur Verfügung.

Lange aufbewahrt

In Fällen, in denen keine Anzeige erstattet wird, werden die erhobenen Daten und gesicherten Spuren bis zu zehn Jahre lang aufbewahrt, sodass sie bei Bedarf später verwendet werden können. „Jede einzelne Dokumentation wird von einem Gerichtsmediziner oder einer Gerichtsmedizinerin vidiert und freigegeben, um höchstmögliches Niveau zu gewährleisten“, sagt Gerichtsmedizinerin Katharina Stolz, die maßgeblich an dem Aufbau der Untersuchungsstelle beteiligt war. Gewaltbetroffene Personen können sich auch telefonisch melden. In einem nächsten Schritt wird abgeklärt, ob die Verletzungen behandlungsbedürftig sind und wo die Dokumentation stattfindet. Diese kann nämlich auch in einem Krankenhaus vorgenommen werden. „Sollten Frauen den Verdacht hegen, mit K. O.-Tropfen betäubt worden zu sein, dann können Blut und Harn gesichert werden“, sagt Klupp. Der dabei häufig verwendete Wirkstoff GHB sei aber nur 48 Stunden nachweisbar.

4,4 Millionen Euro stünden für das Projekt zur Verfügung, in Graz gibt es seit Mai 2024 ein Pendant. Seither wurden dort 250 Personen vorstellig. Bis 31.12. 2025 sei die Finanzierung gesichert. Klupp: „Aber ich glaube, es ist politisch nicht vertretbar, solch eine Einrichtung jemals abzustellen.“

  • Kontakt: Zimmermannplatz 1, 1090 Wien
  • Von Mo bis Do zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet. Auch von Fr 16 bis Mo 8 Uhr früh 
  • Telefonnummer: 01 40160 35700

Kommentare