Sexueller Missbrauch: Ex-Kindergartenpädagoge verurteilt
"Für meine Tochter ist es ganz schlimm, wenn ich mit ihr beim Kindergarten vorbeifahre. Weil dann weiß sie wieder, warum sie wechseln hat müssen", schilderte eine Mutter am Freitag am Salzburger Landesgericht. Die Frau war als Zeugin im Prozess gegen einen 25-Jährigen geladen, der als Zivildiener und (angehender) Kindergartenpädagoge zumindest sieben Kinder sexuell missbraucht haben soll – darunter die Tochter der Zeugin.
Die meisten Taten ereigneten sich im Kindergarten der Gemeinde Neumarkt (Flachgau). Die Übergriffe fanden zwischen 2010 und 2014 statt. Ende Oktober 2016 wurde dem Mann offenbar die Last seines schlechten Gewissens zu schwer. Er erstattete bei der Polizei Selbstanzeige. Zuvor wurde er bereits einmal vom Dienst suspendiert, weil sich ein Kind seinen Eltern anvertraut hatte – der Pädagoge stritt die Vorwürfe ab. Gutachten entkräfteten den Verdacht. Vor Gericht zeigte sich der Mann reuig: "Es war falsch, dass ich das damals nicht gleich gesagt habe", meinte er zum Richter.
Der 25-Jährige lässt sich psychologisch behandeln, seit er die Anzeige erstattet hat. Mittlerweile ist er als Kassier im Einzelhandel tätig. Als der Richter fragt, ob er es sich vorstellen könne, wieder mit Kindern zu arbeiten, antwortet der 25-Jährige: "Es ist mein Wunsch, von Kindern künftig fernzubleiben."
Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 18 Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 2160 Euro. Außerdem verhängte der Richter ein Berufsverbot über den ehemaligen Kindergärtner. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung angemeldet. Ihr ist die Strafe zu niedrig.
"Urteil ist ein Skandal"
Neumarkts Bürgermeister Adolf Rieger platzte angesichts der milden Bestrafung beinahe der Kragen. „Das Urteil ist ein Skandal. Ich bin froh, dass der Staatsanwalt berufen hat. Das kommt einem Freispruch gleich und ist bestürzend. Die Strafe ist absolut ungebührlich“, meinte Rieger. „Das ist ja eine Einladung an potenzielle Täter.“ Die Gemeinde Neumarkt will sämtliche Kosten vom 25-Jährigen zurückfordern, die durch ihn entstanden sind. Rieger schätzt die Schadenssumme auf rund 15.000 Euro. Zunächst wolle man dem Ex-Pädagogen eine Rechnung schicken. Sollte er nicht zahlen, wird die Gemeinde klagen.
Missbrauch erkennen
Sabrina Galler vom Salzburger Kinderschutzzentrum kennt solche Fälle aus der Praxis. Eltern, die einen sexuellen Missbrauch ihres Kindes vermuten, rät sie: "Es ist ganz, ganz wichtig, Kinder ernst zu nehmen und ihnen zu glauben, was sie sagen", sagt Galler. Laut der Expertin zeigen Kinder infolge sexueller Übergriffe häufig Verhaltensauffälligkeiten wie Schlafstörungen oder Aggressionen. Generell müsse man Kindern klar machen, dass die Verantwortung nicht bei ihnen, sondern immer beim Erwachsenen liege. Regelmäßige Gespräche über Sexualität seien in der Erziehung außerdem hilfreich, meint Galler.
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