Zu scharf und geil in Kärnten

Übertrieben geschminkt, spärlich bekleidet, laszive Haltung – und dann noch die Frage „Geil auf Nudel?“
Werbe-Watch-Group klopft schwarzen Schafen verstärkt auf die Finger.

Geil auf Nudel?" Diese zweideutige Frage stellt die Firma Torbauer auf ihrem Werbeplakat. Illustriert wird die Causa mit einer blonden Frau, der rot umrandete Mund ist leicht geöffnet. ..

"Sexistisch und frauenfeindlich", lautet da das klare Urteil von Astrid Malle und Andrea Wulz. Sie gehören dem Frauenreferat Klagenfurt an und haben eine "Werbe-Watch-Group" ins Leben gerufen, die den Fachleuten über die Schultern schaut.

Zu scharf und geil in Kärnten
Sexismus
"Wir sind erst seit Kurzem online und werden mit einer Lawine von Beschwerden konfrontiert", erzählt Malle. "Das Bewusstsein in der Bevölkerung ist so groß, dass wir dauernd Handy-Fotos oder Prospekte zugespielt bekommen", ergänzt Wulz.

Kärntner Werber bedienen alle Klischees, um möglichst aufzufallen: Eine Frau mit Mini und High Heels stolpert vollbepackt mit Einkaufstaschen durch die Gegend; Holz Gitsche wirbt mit einer vollbusigen Frau und dem Slogan "Wir haben jede Menge Holz"; Installateure empfehlen mit Nackten ihr Gewerbe; und ein anderes Gewerbe lässt die Wogen in Villach hochgehen, weil Männern auf öffentlichen Plakatwänden der Besuch einschlägiger Etablissements nahegelegt wird.

Klarer Leader

Zu scharf und geil in Kärnten
watchgroup platzer
"15 Beschwerden wurden von uns bereits an den Werberat weitergeleitet", berichtet Malle. Watch-Groups gibt es auch in Salzburg, Graz und Wien. Kärnten ist bei den beanstandeten Sujets aber klar in der Leader-Rolle. "Wir verzeichnen derzeit eine Flut von Beschwerden aus Kärnten. Leider können wir sie gar nicht so schnell abarbeiten, wie sie eintreffen", sagt Andrea Stoidl, Geschäftsführerin des Werberats in Wien.

Den Sittenwächtern geht es aber nicht nur um Frauenrechte. Die Beschwerde über "TENA men", die Herrenbinden bei Blasenproblemen empfehlen, wurde von einem Mann eingereicht. Die provokante Frage – "Hält ihr bester Freund nicht mehr dicht?" – erscheint Betroffenen doch etwas zu gewagt.

Der Werberat in Wien wurde übrigens vergangenes Jahr mit 211 Beanstandungen konfrontiert. 145 Entscheidungen gab es, zehn davon wurden mit Stopp-, 17 mit Sensibilisierungsaufforderungen belegt. Rechtsverbindlich sind die Beurteilungen allerdings nicht.

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