Nach Messerattacken auf Obdachlose: Wie ein Jugendlicher zum Serienmörder wird

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Eine Jugendpsychiaterin ortet ein „komplexes Zusammenspiel“ mehrerer Faktoren.

Erst am Montag wurde bekannt, dass ein 16-Jähriger aus Oberösterreich einen Anschlag auf eine Synagoge geplant haben soll. Auf seinem Handy wurde auch Folter- und Hinrichtungspropaganda gefunden – die Bilder und Videos ließen selbst erfahrene Ermittler verstummen. Nur einen Tag später verkündete die Polizei, dass ein junger Mann festgenommen wurde, der aus blanker Wut wehrlose Obdachlose getötet haben soll (siehe Artikel oben).

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Neben der Gewalt, zu der die mutmaßlichen Täter griffen bzw. greifen wollten, schockiert das junge Alter der Verdächtigen. Kathrin Sevecke, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, vermutet Parallelen aber nicht im Alter der beiden Verdächtigen, sondern viel mehr in deren Vergangenheit: „Ohne Hintergründe ist es natürlich nicht möglich, pauschal etwas zu den Fällen zu sagen. Aber Erlebnisse in der Kindheit und Jugend spielen eine Rolle bei späteren Gewalttätern.“

Nach Messerattacken auf Obdachlose: Wie ein Jugendlicher zum Serienmörder wird

Kathrin Sevecke, Kinder- und Jugendpsychiaterin
 

Typisch seien Erfahrungen mit Mobbing, Gewalt in der Familie oder sexueller Missbrauch. „In der Regel handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren“, erklärt sie.

Der Kinder- und Jugendpsychiaterin zufolge spielen auch soziale Medien eine Rolle. Man beobachte Jugendliche mit extremer Leidenschaft für Gewaltdarstellungen, die dort leicht zugänglich seien. „Der Konsum solcher Darstellungen kann Gewaltfantasien fördern und Hemmschwellen senken“, warnt Sevecke.

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Ob das bei den Obdachlosenmorden ähnlich gewesen sei oder Drogenkonsum oder eine mögliche jugendpsychiatrische Erkrankung ausschlaggebend war, könne sie aus der Ferne nicht sagen. Klar sei nur, dass die Probleme des jungen Mannes weit zurückgehen und nicht frühzeitig erkannt worden sind.

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